Carpe diem...
Nach seinem sehr erfolgreichen US-Debüt "Der einzige Zeuge" war
Peter Weirs zweiter US-Film "Mosquito Coast" leider nicht sonderlich
erfolgreich. Doch sein nächstes Projekt brachte ihn wieder zurück zur
Spitze: "Der Club der toten Dichter" entstand 1989 und wurde bei einem
Budget von 16 Millionen Dollar ein riesiger Kassenhit. Der Film über die
Schüler der traditionsreichen Welton Academy spielte 253 Millonen
Dollar ein und landete mit diesem Einspielergebnis in den
Kinojahrescharts auf Platz 5. Bei der Vergabe der Oscars sprangen jedoch
überraschend nur vier Nominierungen heraus: Tom Schulman erhielt eine
davon für sein effektives Drehbuch. In der Rolle des Lehrers Mr. Keating
war Robin Williams sogar der Favorit. Peter Weir konnte sich unter die
besten fünf Regisseure platzieren und der Film schaffte es auch unter
die fünf Filme, die um den Hauptpreis konkurrierten. Die Konkurrenz war
in diesem Jahr gar nicht so stark mit Filmen wie "Miss Daisy und ihr
Chauffeur", "Feld der Träume", "Geboren am 4. Juli" und dem britischen
Drama "Mein linker Fuß". Aber "Club der toten Dichter" war am Ende nur
in der Drehbuchkategorie erfolgreich und war im Grunde der Verlierer des
Abends. "Miss Daisy und ihr Chauffeur" war mit 4 Auszeichnungen der
erfolgreichste Film des Abends.
Vermutlich sah man den "Club der toten Dichter" etwas misstrauisch
als ausgesprochenen Zeitgeistfilm. Noch dazu wurde das Konfliktthema des
Films zwischen konservativer Schulleitung und den nach Selbstentfaltung
strebenden Jungen im Jahr 1959 zu plakativ gezeichnet. Das Leitmotiv
"Carpe diem" wurde zum Schlagwort und sehr schnell, vielleicht zu
schnell, bekam der Film das Prädikat eines Kultfilms übergestülpt.
Sätze wie "Pflücke die Knospe, so lange es geht, und die Blüten, wenn sie noch prangen. Denn bald sind die Rosenblätter verweht, wie schnell kommt der Tod gegangen", "Oh Käpt’n, mein Käpt’n!" oder "Carpe Diem. Nutzet den Tag, Jungs. Macht etwas Außergewöhnliches aus eurem Leben." faszinierten aber das junge Kinopublikum und es enstand eine hohe Identifikation mit diesen Schülern, die plötzlich ihre Indivualität durch einen unkonventionellen Lehrer entdecken. Sie beginnen ihren bislang strikten Gehorsam zu hinterfragen und prüfen die Möglichkeit, ob es doch noch etwas anderes im Leben gibt als die Leitmotive dieser Schule "Tradition, Ehre, Disziplin und Leistung". Damit hatte dieses traditionsreiche Internat ihren Erfolg und viele der Schüler gelangten durch diesen strikten Lehrplan, durch hohe Anforderungen und nicht zuletzte durch harte Sanktionen zum beruflichen Durchstarten und zum Aufstieg in die Elite. Die Poesie hatte bislang nicht viel Platz in diesem jungen Leben, die auch noch zudem stark unter der Fuchtel von ehrgeizigen Eltern stehen. Bei den Schülern selbst hat die Wellton-Academy den Spitznamen "Hellton Akademie" - damit ist die Hölle auf Erden gemeint.
Im Herbst 1959 beginnt ein neues Schuljahr. Der schüchterne Todd
Anderson (Ethan Hawke) ist einer der neuen Internatsschüler. Man hegt
große Hoffnungen in ihn, denn schließlich war sein älterer Bruder einer
der der Jahrgangsbesten. Er teilt sich sein Zimmer mit dem künstlerisch
begabten Neil Perry (Robert Sean Leonard), dessen Vater (Kurtwood Smith)
unbedingt will, dass sein Sprößling Medizin studieren soll und später
Arzt wird. Um seine guten Leistungen nicht zu gefährdet, entscheidet der
Vater, dass sein Sohn das Amt in der Schülerzeitung aufgeben muss. Neil
fügt sich dem Willen seines Vaters, Widerreden haben keine Chance. Mr.
Nolan (Norman Lloyd), der Schulleiter hat in diesem Jahr auch einen
neuen Englischlehrer verpflichtet. Dieser Mr. Keating (Robin Williams)
hat selbst in diesem Internat die Schule besucht. Und dieser neue Lehrer
ist auch eine echte Herausforderung für die Schüler (u.a. Josh Charles,
Gale Hansen, Dylan Kussmann, Allelon Ruggiero, James Waterston), denn
er agiert völlig anders als seine Kollegen. So versammelt er die Jungs
vor den Bildern ehemaliger Schüler und meint "Jeder von uns, der hier
anwesend ist, wird irgendwann aufhören zu atmen, erkalten und sterben"
während seine Schüler die alten Jahrgangsfotos längst vergangener Tage
anschauen. Oder er sagt ihnen "Im Walt zwei Wege boten sich mir dar und
ich ging den, der weniger betreten war - und das veränderte mein Leben".
Mit diesen Worten findet bald ein gewisses Umdenken bei den Schülern
statt, sie gründen in einer Höhle im Wald den "Club der toten Dichter"
und Neil entdeckt seine Liebe zur Schauspielerei. Er meldet sich bei
einem Casting, es werden Nachwuchsschauspieler für die Aufführung von
Shakespears "Sommernachtstraum" gesucht. Durch sein Talent bekommt er am
Ende die Rolle des Puk. Die Aufführung wird zu seinem persönlichen
Triumph, aber führt auch zur größten Katastrophe. Am Ende sucht man
einen Schuldigen und wird bei Mr. Keating auch fündig. Weder Eltern noch
die Schulleitung sehen eine Schuld bei sich, eine Reflektion des
eigenen Verhaltens wird unterlassen. Dafür wird aus dem System nur der
Fremdkörper entfernt...Sätze wie "Pflücke die Knospe, so lange es geht, und die Blüten, wenn sie noch prangen. Denn bald sind die Rosenblätter verweht, wie schnell kommt der Tod gegangen", "Oh Käpt’n, mein Käpt’n!" oder "Carpe Diem. Nutzet den Tag, Jungs. Macht etwas Außergewöhnliches aus eurem Leben." faszinierten aber das junge Kinopublikum und es enstand eine hohe Identifikation mit diesen Schülern, die plötzlich ihre Indivualität durch einen unkonventionellen Lehrer entdecken. Sie beginnen ihren bislang strikten Gehorsam zu hinterfragen und prüfen die Möglichkeit, ob es doch noch etwas anderes im Leben gibt als die Leitmotive dieser Schule "Tradition, Ehre, Disziplin und Leistung". Damit hatte dieses traditionsreiche Internat ihren Erfolg und viele der Schüler gelangten durch diesen strikten Lehrplan, durch hohe Anforderungen und nicht zuletzte durch harte Sanktionen zum beruflichen Durchstarten und zum Aufstieg in die Elite. Die Poesie hatte bislang nicht viel Platz in diesem jungen Leben, die auch noch zudem stark unter der Fuchtel von ehrgeizigen Eltern stehen. Bei den Schülern selbst hat die Wellton-Academy den Spitznamen "Hellton Akademie" - damit ist die Hölle auf Erden gemeint.
Der Film steht zwar für ein demonstratives Bekenntnis zur Kraft und zur Freiheit des Geistes durch das Bild der sich erhebenden Schülern. Das darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass "Der Club der toten Dichter" ein sehr bedrückender und düsterer Film mit ebensolchem Ausgang ist. Denn vorher wurden die Schüler durch die Autoritäten gezwungen Verrat zu üben und nur so wurden es ihnen ermöglicht im System weiterhin zu bleiben. Wenn man den "Club der toten Dichter" heute aus einer retrospektiven Sicht betrachtet, ist der Zeitgeisteffekt von damals verschwunden und was bleibt ist sogar eine zeitlos aktuelle aber bittere Abrechnung mit gängigen Systemen, die vor allem durch Mitläufer zusammengehalten werden.
Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.
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