Regie: John Huston
Durchs wilde Kafiristan...
"Kafiristan" heißt übersetzt "Land der Ungläubigen" und ist der
Schauplatz in Rudyard Kiplings Erzählung "Der Mann, der König sein
wollte", die er 1888 im Alter von 22 Jahren schrieb. Der Schriftsteller
bereiste damals den indischen Subkontinent als Korrespondent und er war
begeisterter Freimaurer. Seine Erzählung weist auch einige detailreiche
Anspielungen zur Freimaurerei auf. Die beiden Helden der Geschichte sind
Freimaurer und sind darüberhinaus stolze Briten und versuchen im Laufe
ihres Abenteuers eine Nationenbildung zu betreiben. Und dieser
Landstrich scheint besonders geeignet dafür zu sein.
1975 wurde dieses sonderbare Abenteuer von John Huston in sattem Technicolor verfilmt.
Kafiristan ist die alte Bezeichnung für die Gegend Ostafghanistan
an der Südseite des Hindukusch. Die Gegend ist gebirgig und deshalb nur
schwer zugänglich - im Jahr 1880 noch viel mehr als heute. Auffallend
ist die landschaftliche Schönheit mit stellenweise vergletschertem
Hintergrund.
Im Jahr 1885 arbeitet Kipling (Christopher Plummer) spät in der
Nacht noch in der Redaktion des "Northern Star". Dort bekommt er Besuch
von einem seltsamen Mann (Michael Caine), der sich im Laufe des Gespräch
als ein alter Bekannter namens Peachy Carnehan entpuppt. Nun fällt es
Kipling langsam wieder ein und in einer Rückblende erzählt der
nächtliche Besucher seine abenteuerliche Geschichte, die er gemeinsam
mit seinem besten Freund Daniel Dravoit (Sean Connery) erlebt hat. Und
die erste Begegnung zwischen Kipling und Carnehan war schon reichlich
seltsam. Denn Carneham hatte auf einem Bahnhof die Taschenuhr von
Kipling gestohlen, während dieser eine Fahrkarte gelöst hat. Dann
bemerkt Carnehan einen Freimaurer-Anhänger an der Kette und da sich
Freimaurer nicht gegenseitig bestehlen eilt er Ripling nach, der schon
im Zug sitzt. So lernen sich die beiden Männer kennen und später stellt
Carnehan auch noch seinen Freund Dravoid vor. Frustriert über die
mangelnden Möglchkeiten im zunehmend zivilisierten Indien Geld zu
machen, hecken die beiden einen kühnen Plan aus. Sie wollen Indien in
Richtung unbekanntes Kafiristan verlassen. Mit dabei zwanzig Gewehre und
Munition. Das Land ist den Europäern so gut wie unbekannt, obwohl es
schon vor Jahrhunderten von Alexander dem Großen erobert wurde. Sie
wollen Großes leisten und haben in einem Vertrag festgelegt auf Alkohol
und Frauen zu verzichten, weil diese Ablenkungen für ihren Plan
hinderlich wären. Der Weg ist beschwerlich, sie verlieren alles und
kämpfen gegen Banditen, gegen Schneesturm und Lawinen. Endlich
angekommen in Kafiristian treffen sie auf den Landsmann Billy Fish
(Saeed Jaffrey), der dort bereits seit Jahren seßhaft geworden ist. Mit
dessen Kentnissen der Landessprache kann der Aufstieg der beiden
Abenteurer im fremden Land beginnen. Sie bieten ihre Dienste einem
Dorfhäuptling an und bilden die Bauern bald zu eine Streitmacht aus.
Während einer Schalcht durchbohrt ein Pfeil den auf einem Pferd
kämpfenden Dravoit, er bleibt unverletzt. Für die religiöse Bevölderung
ist es nun klar, dass dieser Mann ein Gott ist. Dies spricht sich auch
im Kloster von Sandergul herum. Der dortige Hohepriester verwaltet den
Goldschatz von Alexander dem Großen. Könnte dieser Mann, dem ein Pfeil
nichts anhaben konnte der Sohn von Alexander sein, der laut alter
Prophezeiung irgendwann auftauchen soll...
John Hustons Film ist ein überaus interessanter und vergnüglicher
Reisebericht, der einen Mann und seinen Hunger nach Macht zeigt. Einen
Hunger, der ihn bald auch blind für die Vernunft macht. Und der auch
billigend im Kauf nimmt auf Reichtum zu verzichten, weil der wahre
Reichtum in der Macht liegt - es gefällt ihm immer mehr dort König zu
sein und über seine Untertanen zu regieren. Nur schade, dass es dann die
Lust an der Vermählung ist, die ihm am Ende ein Strich durch die
Rechnung macht. Als Dravoid die schöne Roxanna sieht, ist es um ihn
geschehen. Die wird übrigens von Shakira Bakshi gespielt, der Ehefrau
von Michael Caine.
Die Kamera-Arbeit gestaltete der großartige Oswald Morris (1915 bis
2014), bekannt für seine klasse Leistungen in "Moulin Rouge", "Moby
Dick", "Oliver", "Equus", "Der dunkle Kristall", "Ein Haufen toller
Hunde" und nicht zuletzt "Anatevaka", der ihm auch endlich den
wohlverdienten Oscar brachte.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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