Sonntag, 21. April 2019

Der Mann, der König sein wollte

























Regie: John Huston

Durchs wilde Kafiristan...

"Kafiristan" heißt übersetzt "Land der Ungläubigen" und ist der Schauplatz in Rudyard Kiplings Erzählung "Der Mann, der König sein wollte", die er 1888 im Alter von 22 Jahren schrieb. Der Schriftsteller bereiste damals den indischen Subkontinent als Korrespondent und er war begeisterter Freimaurer. Seine Erzählung weist auch einige detailreiche Anspielungen zur Freimaurerei auf. Die beiden Helden der Geschichte sind Freimaurer und sind darüberhinaus stolze Briten und versuchen im Laufe ihres Abenteuers eine Nationenbildung zu betreiben. Und dieser Landstrich scheint besonders geeignet dafür zu sein.
1975 wurde dieses sonderbare Abenteuer von John Huston in sattem Technicolor verfilmt.
Kafiristan ist die alte Bezeichnung für die Gegend Ostafghanistan an der Südseite des Hindukusch. Die Gegend ist gebirgig und deshalb nur schwer zugänglich - im Jahr 1880 noch viel mehr als heute. Auffallend ist die landschaftliche Schönheit mit stellenweise vergletschertem Hintergrund.
Im Jahr 1885 arbeitet Kipling (Christopher Plummer) spät in der Nacht noch in der Redaktion des "Northern Star". Dort bekommt er Besuch von einem seltsamen Mann (Michael Caine), der sich im Laufe des Gespräch als ein alter Bekannter namens Peachy Carnehan entpuppt. Nun fällt es Kipling langsam wieder ein und in einer Rückblende erzählt der nächtliche Besucher seine abenteuerliche Geschichte, die er gemeinsam mit seinem besten Freund Daniel Dravoit (Sean Connery) erlebt hat. Und die erste Begegnung zwischen Kipling und Carnehan war schon reichlich seltsam. Denn Carneham hatte auf einem Bahnhof die Taschenuhr von Kipling gestohlen, während dieser eine Fahrkarte gelöst hat. Dann bemerkt Carnehan einen Freimaurer-Anhänger an der Kette und da sich Freimaurer nicht gegenseitig bestehlen eilt er Ripling nach, der schon im Zug sitzt. So lernen sich die beiden Männer kennen und später stellt Carnehan auch noch seinen Freund Dravoid vor. Frustriert über die mangelnden Möglchkeiten im zunehmend zivilisierten Indien Geld zu machen, hecken die beiden einen kühnen Plan aus. Sie wollen Indien in Richtung unbekanntes Kafiristan verlassen. Mit dabei zwanzig Gewehre und Munition. Das Land ist den Europäern so gut wie unbekannt, obwohl es schon vor Jahrhunderten von Alexander dem Großen erobert wurde. Sie wollen Großes leisten und haben in einem Vertrag festgelegt auf Alkohol und Frauen zu verzichten, weil diese Ablenkungen für ihren Plan hinderlich wären. Der Weg ist beschwerlich, sie verlieren alles und kämpfen gegen Banditen, gegen Schneesturm und Lawinen. Endlich angekommen in Kafiristian treffen sie auf den Landsmann Billy Fish (Saeed Jaffrey), der dort bereits seit Jahren seßhaft geworden ist. Mit dessen Kentnissen der Landessprache kann der Aufstieg der beiden Abenteurer im fremden Land beginnen. Sie bieten ihre Dienste einem Dorfhäuptling an und bilden die Bauern bald zu eine Streitmacht aus. Während einer Schalcht durchbohrt ein Pfeil den auf einem Pferd kämpfenden Dravoit, er bleibt unverletzt. Für die religiöse Bevölderung ist es nun klar, dass dieser Mann ein Gott ist. Dies spricht sich auch im Kloster von Sandergul herum. Der dortige Hohepriester verwaltet den Goldschatz von Alexander dem Großen. Könnte dieser Mann, dem ein Pfeil nichts anhaben konnte der Sohn von Alexander sein, der laut alter Prophezeiung irgendwann auftauchen soll...





John Hustons Film ist ein überaus interessanter und vergnüglicher Reisebericht, der einen Mann und seinen Hunger nach Macht zeigt. Einen Hunger, der ihn bald auch blind für die Vernunft macht. Und der auch billigend im Kauf nimmt auf Reichtum zu verzichten, weil der wahre Reichtum in der Macht liegt - es gefällt ihm immer mehr dort König zu sein und über seine Untertanen zu regieren. Nur schade, dass es dann die Lust an der Vermählung ist, die ihm am Ende ein Strich durch die Rechnung macht. Als Dravoid die schöne Roxanna sieht, ist es um ihn geschehen. Die wird übrigens von Shakira Bakshi gespielt, der Ehefrau von Michael Caine.
Die Kamera-Arbeit gestaltete der großartige Oswald Morris (1915 bis 2014), bekannt für seine klasse Leistungen in "Moulin Rouge", "Moby Dick", "Oliver", "Equus", "Der dunkle Kristall", "Ein Haufen toller Hunde" und nicht zuletzt "Anatevaka", der ihm auch endlich den wohlverdienten Oscar brachte.






Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

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