Regie: Bong Jon Hoo
Arm und Reich gemischt...
Bis zum 9. Februar 2020 wurde der südkoreanische Film von der Oscar-Academy eher stiefmütterlich behandelt. Die großen Regisseure des Landes wie Park Chan Wook (Oldboy), Kim Je Won (A Tale of two Sisters), Na Hong-Jin (Yellow Sea) oder Bong Jong Ho (Memories of a murder) schafften es nicht eine Nominierung für den besten ausländischen Film zu erhalten. Immerhin schaffte es Lee Chang Dong mit "Burning" im Jahr 2019 auf die Shortlist (die besten 9 Filme) dieser Kategorie zu kommen. In die Endrunde schaffte er es aber nicht. Daher kann man den Ausgang der Oscarnacht als große Sensation werten. Der Genrehybrid "Parasite" von Bong Jong Ho gewann nicht nur den Preis als bester ausländischer Film. Am Ende gewann er bei fünf weiteren Nominierungen den Regiepreis, die Auszeichnung fürs beste Drehbuch und als Höhepunkt wurde er auch noch in der Hauptkategorie "Bester Film" allen amerikanischen Konkurrenten vorgezogen. Es war das erste Mal, dass die Academy einen ausländischen Film (Großbritannien mal ausgenommen) in dieser Kategorie prämierte. Selbst die Nominierung in dieser Kategorie war bis dato äusserst selten. Einige Ausnahmen gab es: "Liebe" von Michael Hanecke beispielsweise oder "Roma" von Alfonso Cuaron.
Schon vor der Oscarwahl trat "Parasite", diese üppige Mischung aus Drama, Farce und Parabel ihren internationalen Siegeszug an. Er wurde mit der Goldenen Palme in Cannes ausgezeichnet und wurde schnell zum 2019er Lieblingsfilm der Filmkritik.
"Parasite" kann man als schwarzhumorige Gesellschaftssatire ansehen, denn im Mittelpunkt der Handlung steht eine ganz arme Familie und als krasser Gegensatz eine superreiche Familie.
Die Familie Kim - Vater Ki-taek (Song Kan-Ho), Mutter Chung-sook (Jang Hye Yin), Tochter Ki-jung (Park So-Dam) und Sohn Ki-Woo (Choi Woo-shik) leben in ärmlichsten Verhältnissen in einer schäbigen Kellerwohnung in einem genauso schäbigen Haus im Armenviertel. Um zu überleben nimmt die Familie immer wieder schlecht bezahlte Jobs an, beispielsweise Pizzaschachteln zusammenfalten, um über die Runden zu kommen. Ki-Woon hat aber Glück mti dem Universitätsstudenten Min-hyuk (Park Seo-Joon) befreundet zu sein. Denn der gab bisher private Englischstunden bei der jungen Da-hye (Jung Ji-So), der Tochter der wohlhabenden Familie Park. Doch nun will der junge Mann ein Jahr ins Ausland. Und er empfielt seinen Freund Ki-Woon der Familie als seinen Nachfolger. Natürlich hat Kim-Woon keinen Abschluß, aber Schwester Ki-Jung kann gut fälschen und so ist Frau Park (Cho Yeo-Jeong) sofort entzückt von dem neuen Studenten. Ki-Woo bekommt die Stelle und er macht auch einen guten Eindruck beim Vater (Lee Sun-Kyun). Die Familie hat noch einen kleinen Sohn, der sowohl hochbegabt als auch einen Knacks hat. Die Eltern wollen, dass der kleine Mann (Jung Hyeon Jun) gefördert werden muss. Eine gute Idee für Ki-Woon seiner Schwester unter falscher Identität ebenfalls eine Arbeit bei seinem steinreichen Arbeitgeber unterzubringen. Nach und nach bringt es die Kim Familie fertig den bisherigen Chauffeur ( Park Geun-rok) und sogar die langjährige treue Hausangestellte Lee Jung Eun) in Misskredit zu bringen, dass auch Vater Kim und Mutter Kim Angestellte des Hauses werden. Dann aber überschlagen sich die Ereignisse...
Bong Joon-Ho war mit "Mother" so erfolgreich, dass er in Hollywood drehen konnte. Sein US-Debüt "Snowpiercer" überzeugte, dennoch kehrte er zurück in seine Heimat und realisierte "Parasite", dem bei einem Budget von ca. 11-12 Millionen Dollar auch an der Kinokasse ein riesiger Erfolg beschieden war. Das weltweite Kassenergebnis beläuft sich auf ca. 267 Millionen Dollar und es ist keine Frage, dass diese internationale Anerkennung den südkoreanischen Film weiterhin auf nach vorne bringen wird. Der Sarkasmus des Films hat mich auf jeden Fall begeistert und der schwarze Humor hat auch eine sehr düstere Komponente. Natürlich hat der Regisseur für seine rabenschwarze Tragikomödie über das soziale Ungleichgewicht unserer Welt noch ein "Kellergewölbe" eingebaut. Der Parasit lauert nämlich überall.
Bewertung: 9,5 von 10 Punkten.