Regie: Steven Spielberg
Das politsche Genie des Präsidenten...
"Lincoln" von Steven Spielberg ist kein Biopic über den wichtigsten
Präsidenten der USA. Der Film beschränkt sich nur auf die letzten Lebensmonate
des Präsidenten und zeigt mit kühler, verstandesorientierter Präzision die
Verabschiedung des 13. Verfassungszusatzes im Repräsentantenhaus.
Dieser Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten wurde am 31.
Januar 1865 vom Kongress verabschiedet, den Bundesstaaten zur Ratifizierung
vorgelegt und trat dann am 18. Dezember 1865 in Kraft. Dieser Artikel schafft
auf dem gesamten Gebiet der USA die Sklaverei ab
Vorausgegangen war der Sezessionskrieg von 1861 bis 1865, der die USA in
Nord- und Südstaaten spaltete und vor allem durch die Sklaverei entfacht wurde.
Eine halbe Million Menschen verloren dabei ihr Leben.
Anfang 1865 steht dieser Bürgerkrieg kurz vor seinem Ende, denn die
konföderierten Staaten sind so geschwächt, dass Kapitulation eine denkbare
Option wird. Der republikanische Präsident Abraham Lincoln (Daniel Day Lewis)
ist zwar wiedergewählt worden, hat aber viele Feinde. Lincoln hat es sich zur
Aufgabe gesetzt die Sklaverei per Gesetz zu verbieten. Immerhin hat der Senat
diesen 13. Verfassungszusatz im April 1864 zugestimmt, aber für die
Verabschiedung ist eine Zweidrittelmehrheit im Repräsentantenhaus erforderlich
und dies ist kein leichtes Unterfangen. Man will zwar den Bürgerkrieg so schnell
wie möglich beenden, aber es gibt viele Stimmen im Norden für diesen Frieden
auch die Sklaverei im Süden beizubehalten. Dabei kommt die Gegenwehr nicht nur
durch die Demokraten, auch in den eigenen Reihen der Republikaner gibt es nach
wie vor offenen Rassismus. Inmitten dieses politischen Kernpunkts zeigt
Spielberg aber auch den privaten Lincoln, dessen Frau (Sally Fields) durch den
Tod eines der Kinder immer noch stark leidet. Lincoln selbst möchte auch unter
allen Umständen seinen Sohn Robert Todd (Joseph Gordon-Lewitt) als Soldat in den
noch laufenden Krieg schicken. Dabei zeigt der Film einen ausserordentlich
intelligenten und gewieften Staatsmann, der sich im politischen Alltag auch als
kluger Schachspieler erweist und auch legale Tricks zur Durchsetzung seiner
politischen Motive anwendet.
Mit Jason Strathaim, Tommy Lee Jones, James Spader oder Hal Holbrook sind
auch die Nebenrollen kompetent besetzt. "Lincoln" zeigt eigentlich die
Bandbreite von Spielberg, der vielleicht immer wieder mit dem Attribut des
Popcorn-Kino Directors in Verbindung gebracht wird. Immerhin hat kein anderer
Regisseur so viele kommerzielle Welterfolge in seiner Filmographie wie er. Aber
es gibt auch diesen sehr subtilen Filmemacher Spielberg, der schon mit
"Schindlers Liste" oder "München" auch im ernsteren politischen Fach überzeugen
konnte. Natürlich ist die Darstellung des Daniel Day Lewis äusserst brilliant,
er füllt diese historische Persönlichkeit mit sehr viel Leben und mir hat der
150 Minuten lange Film gesamthaft sehr gut gefallen, weil er sein Thema sehr
interessant aufbereitet und dem Zuschauer eine sehr geglückte Geschichtsstunde
bietet, die auch Einblicke in den politischen Alltag geben.
Das Drehbuch basiert auf dem 2005 publizierten Sachbuch "Team of Rivals:
The Political Genius of Abraham Lincoln" von Doris Kerns Goodwin.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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