Donnerstag, 18. Juli 2013

Die durch die Hölle gehen

























Regie: Michael Cimino

Körperliche und seelische Verstümmelung...

Mit "Die durch die Hölle gehen" (The Deer Hunter) gelang dem Filmemacher Michael Cimino 1978 ein großer Welterfolg. Sein großes Epos über Soldaten im Vietnamkrieg und ihr beschädigtes Leben nach der Rückkehr in die Heimat wurde mit fünf Oscars ausgezeichnet, darunter als bester Film. Cimino selbst durfte sich über die Auszeichnung als bester Regisseur freuen und Newcomer Christopher Walken wurde geehrt in der Kategorie der besten Nebendarsteller. Dieser Erfolg brachte ihm für das nächste geplante Projekt "Heavens Gate" weitestehende künstlerische Freiheit. Es entstand ein weiterer großartiger Amerika-Film, der allerdings an der Kasse zurm bis dahin größten wirtschaftlichen Mißerfolg wrude. Es führte schliesslich auch dazu, dass die Transamerica Corporation das Studio United Artists an MGM verkaufen musste.  Cimino war dann sozusagen arbeitslos und als Kassengift verschrien, auch wenn ihm in den 80ern noch ein Achtungserfolg mit "Im Jahr des Drachen" gelingen sollte.
Ciminos Stärke ist eindeutig im epischen Bereich angesiedelt, also seine Geschichten sind sehr weitläufig und ausschweifend. So auch "Die durch die Hölle gehen", der sich über eine Stunde seiner Laufzeit von 182 Minuten der Vorstellung seiner Figuren widmet. Dabei dient ihm vor allem die Hochzeit des jungen Steven Pushkov (John Savage) mit Angela Ludhjiduravic (Rutanya Alda), die zwischen dem letzten Arbeitstag der Woche und dem Einrüciken nach Vietnam stattfindet.
Zu Stevens Freunden gehören auch Nick Chevotarevich (Christopher Walken), Michael Vronsky (Robert de Niro), Stanley (John Cazale), John Welsh (George Dzundza) und Axel (Chuck Aspegren). Allesamt sind sie russischstämmige Stahlarbeiter aus der Provinzstadt Clairton in Pennsylvania, vor allem aber sind sie amerikanische Patrioten, die gerne für ihr Land nach Vietnam gehen. Aber vorerst ist Hochzeit, wo Michael heimliche Blicke für Nicks Freundin Linda (Meryl Streep) hat. Es wird ausgelassen und trinkfest gefeiert, am frühen Morgen danach gehen die Freunde noch zur Rotwildjagd in die Berge. Michael erklärt seinem besten Freund Nick seine Theorie mit "nur einem Schuß, kein zweiter", so erlegt er den Hirsch. Es geht viel um Ehre, Freundschaft, Männlichkeitsrituale und über das Gesetz des Stärkeren, Cimino zeigt das Spiel von Jäger und Gejagten. Dies findet eine Fortsetzung im abrupten Szenewechsel, wo Nick, Michael und Steven in die Gefangenschaft des Vietkong geraten. Dort findet ein perfides Spiel um Geld und Leben oder Tot statt, die Gefangenen müssen sich für das Russische Roulette zur Verfügung stellen. Wer kneift wird gleich erschossen, die einzige Möglichkeit ist Spiel der Wärter mitzuspielen. Michael gelingt mit einem Trick die Flucht, doch die Wege der Freunde trennen sich. Während Michael irgendwann seine Heimat wiedersieht und noch nachdenklicher als früher ist, bleibt Nick in Saigon verschwunden...



Es ist ein sehr bitterer Film, der drei Phasen seiner Figuren schildert. Die erste ist die scheinbar intakte Welt, die allerdings auch schon so seine Schattenseiten offenbart und wenig wahre Emotion zulässt. Man hat das Gefühl die Menschen wären in ihrer Wertevorstellung gefangen und könnten nicht ausbrechen - es sei denn zur Jagd, wo sinnlos auf Tiere geschossen wird. Hier zeigt sich auch die Charaktereigenschaft jedes einzelnen Jägers. Michael offenbart hier seine Verbundenheit mit einer Natur, die dem Stärkeren gehört, der aber auch gewisse Regeln einhalten muss. Die zweite Phase zeigt diese Menschen in einer Extremsituation, die sie vorher anders eingeschätzt haben. Der Krieg ist weit weg von seiner vorausgegangenen Glorifizierung. Als dritte Phase werden diese Menschen danach gezeigt, ihre Gebrochenheit und ihr Wille einen neuen Anfang zu finden. Natürlich sind die Szenen im Krieg sehr gewaltig und brutal, vor allem das russische Roulette bleibt unvergessen im Gedächtnis. 




Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

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