Regie: Terrence Malick
Der ewige Kampf...
Es dauerte 20 Jahre bis sich der Kinopoet Terrence Malick wieder
ins Filmgeschäft begab und nach "In der Glut des Südens" im Jahr 1998
mit dem Antikriegsfilm "Der schmale Grat" ein genauso bildstarkes und
wuchtiges Werk schuf. Es sind auch die ungeheuerlich genialen
Kamerapositionen von John Toll (Oscar für "Legenden der Leidenschaft"
und "Braveheart), die gleich zu Beginn nicht nur beeindrucken sondern
begeistern. Da sieht man ein Krokodil ins Wasser steigen und sofort sind
wir auch in einer seltsam friedlichen und schönen Idylle. Eine
melanesische Insel im Südpazifik, dorthin hat es die Privates Witt (Jim
Caviezel) und Ash (Thomas Jane) verschlagen. Eine Ruhe vor dem Sturm,
die sich die beiden Soldaten gönnten und sich von der Gruppe entfernten.
Doch ein Patrouillenboot holt die beiden Gestrandeten wieder auf,
Sergeant Welsh (Sean Penn), der vor allem Witt für dessen freien Geist
bewundert, macht aber keine Meldung vom unerlaubten Entfernen der
Gruppe. Denn Großes soll bevor stehen. In einem Gespräch zwischen dem
Bataillonskommandeur Oberstleutnant Tall (Nick Nolte) und seinem
Vorgesetzen dem Brigadegeneral Quintard (John Travolta) wird über die
bevorstehende Invasion gesprochen. Es ist August im Jahre 1942. Die
Charllie Kompanie des ersten Bataillons des 27. Infanterieregiments der
25. US-Infanteriedivision landet auf der Solomonen-Insel Guadalcanal im
Pazifischen Ozean. Ihr Auftrag lautet sich dort durch den Regenwald
durchzukämpfen, um schliesslich die strategisch wichtige Insel den
Feinden zu entreissen, die dort einen Luftwaffenstützpunkt auf den
Bergen errichtet haben. Sehr schnell bemerkt der gläubige Kompanieführer
Staros (Elias Koteas), dass der Befehl des Oberstleutnant Tall, diesen
Grat frontal anzugreifen, eine Menge seiner ihm unterstellten Soldaten
das Leben kosten wird. Er versucht sich gegen den Befehl zu stellen, als
es sehr schnell sehr viele Opfer zu beklagen gibt. Die unblutigere
Taktik, aber langfristig genauso erfolgreiche, von den Flanken aus
anzugreifen wird von Tall aber nach einer Einschätzung der Lage vor Ort
aber abgelehnt. Die Soldaten selbst versuchen alle sehr unterschiedlich
mit der Extremsituation umzugehen. Private Jack Bell (Ben Chaplin) denkt
an vergangene Tage mit seiner geliebten Frau Marty (Miranda Otto). Witt
denkt über den Tod nach und fragt sich, ob er diesen genauso gelassen
entgegen treten kann wie damals seine schwer kranke Mutter. Andere wie
Sergeant Keck (Woody Harrelson), Second Lieutentant Whytie (Jaret
Leto), Sergeant Storm (John C. Reilly), Sergeant McCron (John Savage),
Private Beade (Nick Stahl), Private Doll (Dash Mihok) oder Corporal Five
(Adrien Brody) versuchen einen Weg nach oben zu finden. Nach
zahlreichen Verlusten kann der japanische Stützpunkt erobert werden.
Viele Feinde werden von der C-Kompanie getötet. Tall unterrichtet Staros
nach dem Sieg dass er ihn aufgrund seiner angeblich zu weichen Art in
die USA versetzen lassen werde und Gaff (John Cusack) neuer
Kompanieführer wird. Die Kampfhandlung auf der Insel gehen aber weiter.
Witt meldet sich für eine gefährliche Patrouille im Regenwald, zu der
auch Corporal Five und Private Cooms (Matt Doran) gehören. Als sie von
den Japanern entdeckt werden, geht es wieder einmal um Leben und Tod...
Der
Begriff "The Thin Red Line" geht auf den schottischen Widerstand der
Highlander gegen eine riesengroße Übermacht zurück. Eine Off Stimme
begleitet die einerseits so berauschenden Naturbilder, die aber durch
die Kampfhandlungen auf Zerstörungskurs sind. Warum herrscht dieser
Krieg im Herzen der Natur ? Warum bekriegt sich die Natur selbst, kämpft
das Land gegen die See. Gibt es eine rechnende Kraft in der Natur ?
Nicht nur eine Kraft, sondern zwei ?
So stellt Terrence Malick
das Verhältnis von Natur und Mensch in den Fokus seiner Geschichte.
Auffanllend die extrem meditative Erzählweise, die mich sehr begeistert
hat. Immer wieder zeigt er Kontraste...inmitten einer Gefechtsszene
beispielsweise zeigt die Kamera einen kleinen Vogel, der aus dem Nest
gefallen ist. Oder es wird ein riesiges Krokodil gezeigt, dass von den
Männern eingefangen wurde und sich auf dem Lastwagen befindet. Während
einer Kampfszene, in der geschossen wird, schlängelt sich plötzlich ganz
knapp neben einem Soldaten eine giftige Schlange durch das Gras. Diese
Bilder hinterlassen einen bleibenden Eindruck von dessen was der
Künstler ausdrücken will. In einer der besten Szenen sieht man die
Soldaten zielgerichtet vor der Kampfhandlung den Weg durch den Dschungel
in Richtung Berg laufen, es kommt ihnen ein Eingeborener entgegen, der
wortlos an ihnen vorbeiläuft. Der krasse Gegensatz zu der
Unterschiedlichkeit menschlicher Gesinnung kann kaum deutlicher gemacht
werden. Die macht ihn noch besser als Spielbergs wuchtiges, zeitgleich
erschienenes Filmwerk "Saving Private Ryan", der zwar auch die
Fürchterlichkeit des Krieges einfängt, aber den Krieg letztendlich als
diese Notwendigkeit beschreibt, damit Gut über Böse siegt. Mit dieser
Art von Heldentum setzt sich Malick nicht auseinander. Er wertet die
Geschehnisse nicht übergeordnet geschichtlich ein, sondern zeigt die
Momentaufnahme. Und diese ergibt ein eindringliches, erdrückendes Bild
über den Lebenskampf im Allgemeinen. "Thin Red Line" ist für mich einer
der besten Antikriegsfilme und kommt in meinem Genre-Ranking gleich nach
"Apocalypse Now" und "The Deer Hunter". Gratulation an den Filmemacher,
der hier wieder ein Filmmeisterwerk abgeliefert hat und auch
philosophische und religiöse Inhalte mit einfliessen lässt. Im Grunde
geht es um Leben und Tod, Gott, Glaube, Liebe und Existenz.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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