Regie: Steven Spielberg
D-Day und danach...
Er ist nicht nur ein Kinomagier und ein großer Märchenerzähler des
Kinos. In manchen Fällen war Steven Spielberg auch ein bemerkenswerter
Aufarbeiter von Geschichte. Unvergessen sein größter künstlerischer
Erfolg "Schindlers Liste", aber auch der Kriegsfilm "Der Soldat James
Ryan" gedenkt in unvergessen Bildern an die Invasion in der Normanie im
Zweiten Weltkrieg. Dieser sogenannte D-Day fand am 6. Juni 1944 statt
und die Verluste waren enorm. Die Alliierten hatten seit dem D-Day etwa
53.700 Tote zu verzeichnen, von denen 32.807 der Gefallenen in
Kriegsgräberstätten in der Normanie begraben sind. Es gab 200.000
deutsche Opfer und die Toten unter der französischen Zivilbevölkerung
beliefen sich auf etwa 20.000 Menschen. Mit Omaha Beach bezeichneten die
Allierten einen französischen Küstenabschnitt in der Normandie bei
Colleville sur Mer und Saint Laurent sur Mer, an dem die Landung des V.
US-Korpüs im Rahmen der Operation Neptune stattfand. Die ersten sehr
intensiven 27 Minuten des Films "Saving Private Ryan" zeigt schonungslos
diese Invasion. Während auf allen anderen Stränden die Landung durch
Artillerie- und Luftangriffe gut vorbereitet war und weitgehend ruhig
verlief, kam es auf Omaha Beach beinahe zu einer Katastrophe für die
Alliierten. Durch ungenauen Beschuss blieben die deutschen Befestigungen
und Mannschaften weitgehend unversehrt und konnten heftiges Gegenfeuer
leisten, dem die Infanteristen am Strand schutzlos ausgeliefert waren,
so dass zahlreiche Boote voll Soldaten beim Ausstieg oder wenige
Sekunden danach komplett niedergeschossen wurden. Vielen Menschen
sterben im Kugelhagel einen blutigen Tod. Unter den Opfern sind auch
zwei Brüder der Familie Ryan. Ein dritter Bruder starb bereits eine
Woche vorher in Neuguinea im Kampf gegen die Japaner. Da es noch einen
vierten Bruder gibt, entscheidet der Generalstab den letzten
verbliebenen Sohn James Francis Ryan nach Hause zu seiner Mutter zu
schicken, um deren großes Leid zu lindern (eine der eindrücklichsten
Szenen des Films ist die stumme Sequenz als ein Auto sich dem Farmhaus
der Ryans nähert, die Mutter vom Fenster aus nach draussen schaut und
dann die Tür öffnet. Schon ahnend die schimme Nachricht, bricht sie auf
der Veranda zusammen, in dem Moment als die Boten aus dem Auto steigen).
Doch auch dieser James Ryan befindet sich in der Normandie und scheint
wohl in einer gefährlichen Lage, da er hinter den feindlichen Linien
abspringen musste. Ein Team unter der Leitung von Army Ranger Captain
John H. Miller (Tom Hanks) wird gebildet, dass den Auftrag erfüllen muss
James Ryan zu finden und ihn aus der Hölle herauszuholen. Das Kader
(Tom Sizemore, Edward Burns, Barry Pepper, Vin Diesel, Giovanni Ribisi,
Adam Goldberg und Jeremy Davies) bricht auf und nimmt den Zuschauer mit
auf eine Reise zum Grauen des Krieges...
Der Film beginnt
damit, dass der alte amerikanische Kriegsveteran James Ryan mit seiner
Familie den Soldatenfriedhof in Colleville sur Mer besucht und sich an
die Geschehnisse des Zweiten Weltkriegs erinnert. Dabei wirft er für
sich die Frage auf, ob er diese Sonderstellung auch verdient habe. "War
ich ein guter Mensch ?" fragt er seine Frau, die ihm diese Frage
natürlich auch bejaht. Ich glaube auch ohne diese
ganz emotionalen Gefühlsausbrüche würde der Film sehr gut,
wahrscheinlich sogar noch viel bessser, funktionieren. Denn das Szenario
ist überaus erschütternd und wird von Janusz Kaminskis großartiger
Kamera perfekt eingefangen. Es braucht da gar nicht diese
Heldenmut-Sequenzen um nachhaltig Wirkung zu erzielen. Hier gefiel mir
der Stil von Terrence Malick zeitgleich laufendem Meisterwerk "Der
schmale Grat" besser. Trotzdem darf auch "Saving Private Ryan" jetzt
schon zu einem unvergessenen Klassiker gezählt werden. Es sind dann doch
wieder neben der präzisen Position des Geschichtslehrers Spielberg auf
sein Geschehen auch die menschlichen Gesten, die den Film packend
machen. Die Sterbeszene des jungen Soldaten Irwing Wade bleibt dabei
nachhaltig im Gedächtnis. Ebenso der Kampf der Gruppe in einer
zerstörten französischen Stadt mit deutschen Scharfschützen.
Schliesslich findet man in der Ortschaft Ramelle den Gesuchten, der will
aber seine Einheit nicht verlassen. Die Gruppe beschließt die Brücke zu
verteidigen, es wird aber eine Reise in den Tod. Am Ende fordert der
sterbende Miller James Ryan auf etwas ganz besonderes aus seinem Leben
zu machen und dass er die Aktion, die so viele Menschenleben forderte,
wert war. Hier in dieser Szene regiert leider wieder das übliche
Hollywood Muster, dass dem wichtigen Antikriegsfilm etwas die Kraft
raubt.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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