Regie: Claude Sautet
Kleine Gangster zum großen Verbrechen animieren...
"Diese Verbrecher muss man auf frischer Tat ertappen, Das
wissen sie genau. Anders ist denen nicht beizukommen" - so lautet die
Maxime des Pariser Kommissars Max, der von Michel Piccoli gespielt wird"
und diesen Satz sagt er in Claude Sautets Gangstermovie "Das Mädchen
und der kommissar" zum Chefinspektor.
Der Film wurde 1971 inszeniert und Sautet arbeitete zum
zweiten Mal mit dem Schauspielerduo Michel Piccoli und Romy Schneider
zusammen, nachdem diese Zusammenarbeit bereits ein Jahr zuvor mit "Die
Dinge des Lebens" so erfolgreich verlief. Sautet selbst wollte zuerst
Catherine Deneuve oder Marlene Jobert für die Rolle der Prostituierten
Lilly und die Produzenten des Films hätten lieber Alain Delon oder Yves
Montand in der Rolle des Max gesehen. Doch Piccoli und Schneider
überzeugen hier in ihren Rollen.
Max (Michel Piccoli) war früher Richter und trägt eine
alte Schuld mit sich, daher will er als Polizist einen Teil seiner
Schuld wiedergutmachen. Er will die Bösen fassen und ist eine Art
Fanatiker geworden. Max macht seinen Job aus Überzeugung und er ist ein
Einzelgänger, der zwar von seinem Boss (Philippe Leotard) sehr geschätzt
wird, aber auch etwas mit Argwohn beobachet wird. Sein Kollege
Inspektor Losfeld (Philippe Leotard) hät auch große Stücke auf ihn, für
die meisten anderen Kollegen ist er nicht durchschaubarer Sonderling.
Tatsächlich sind die Methoden der Verbrechensbekämpfung
von Max sehr fragwürdig. Denn er legt für die Gangster einen Köder aus
und erst durch diesen Köder wird aus einer Bande von Kleinkriminellen
eine Gangstergruppe, die einen großen Coup plant. Und auch dieser Coup
wird von Max forciert und gefördert. Grund dieser Falle ist die immer
größer werdende Anzahl von geglückten Banküberfällen in Paris, wo es
auch Tote zu beklagen gab. So kommt Max auf die Idee sich als
Schrotthändler auszugeben und sich an eine kleine Ganoventruppe aus
Nanterre heranzumachen, die bislang riesige Kabelrollen von Baustellen
abschleppen und klauen und weiterverkaufen. Einer dieser Kleingangster
ist Abel (Bernard Fresson), ein früherer Bekannter von Max, den er durch
den Militärdienst kennenlernte und der einge Jahre in der Fremdenlegion
war. Er nimmt Kontakt mit ihm auf. Abel meint zwar, dass dies einfach
ein zufälliges Wiedersehen auf der Straße war. Und bei dieser
Gelegenheit spielt der Kommissar den Verführer für die Gruppe, denn er
pfanzt die Idee vom großen Coup in den Kopf seines alten Kumpels.
Zusätzlich nimmt er Kontakt mit Abels Freundin Lili (Romy Schneider)
auf. Die attraktive Frau kommt aus Deutschland, heißt eigentlich Julia
Anna Ackermann und arbeitet als Prostituierte. Sie ist unzufrieden, weil
sie ihren Freund als Versager ansieht, der bisher nichts aus seinem
Leben gemacht hat. Als einflussreicher Bankier getarnt nimmt Max Kontakt
mit dem Mädchen auf und versucht durch diese Bekanntschaft noch mehr
Manipulation zu schaffen. Der Banküberfall in der Filiale, wo er vorgibt
als Banker tätig zu sein, ist immer dann sehr lukrativ, wenn dort eine
große Menge Geld lagert.
Lili ist von dem neuen Freier sehr angetan, denn er ist
großzügig...aber auch irritiert, denn er verzichtet auf den schnellen
Sex. Stattdessen leistet sie ihm Gesellschaft und irgendwie empfindet
die Frau eine gewisse Zuneigung zu dem seltsamen vermögenden Mann.
Irgendwann gelingt der Plan des Kommissars und es kommt zum Überfall....
Am Ende wird Max gelobt für den erfolgreichen Einsatz und
der Niederstreckung der Bankräuber. Doch in diesem Moment kommt der für den
Distrikt Nanterre zuständige Kommissar Rosinky, gespielt von Francois
Perrier, mit ins perfide Spiel. Der hat herausgefunden wie sehr Max
diesen Überfall forciert hat und will auch Lili als Mitwisserin und
Stichwortgebeberin in den Knast bringen. Hier wird dann Max zum
Vollstrecker, um das Mädchen zu schützen. Tatsächlich liegt in der
ambivalenten und gar nicht so einfach zu durchschauenden Beziehung
zwischen Lili und Max die eigentliche Stärke des Films, im Grunde
schenkt Max diesem Liebchen des Gangsters für eine gewisse Zeit eine
neue Existenz und sie lässt sich für einige Momente darauf ein, um
vielleicht das frühere Leben aufzugeben. Beide spielen ein doppeltes, ja falsches Spiel mit dem Anderen - doch da ist noch mehr. Dies wird aber nicht
besprochen, sondern man kommt zu diesem Schluß durch die Blicke und
durch das Verhalten der beiden tragischen Figuren.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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