Regie: Francois Truffaut
Szenen aus Antoines Ehe....
"Tisch und Bett" aus dem Jahr 1970 ist der vorletzte Film in
Francois Truffauts "Antoine Doinel-Zyklus". Diese Filmreihe, die sich
über 20 Jahre erstreckt, ist einmal in der Geschichte des Kinos. 1959
fing alles an mit Truffauts Debüt "Sie küßten und sie schlugen ihn" -
hier zeigt der Regisseur die schwierige Kindheit von Antoine, der unter
seiner ignoranten Umgebung leidet. Drei Jahre später steuerte Truffaut
in dem Epsiodenfilm einen Auschnitt aus dem Teenagerleben bei - "Liebe
mit Zwanzig". Es folgten "Geraubte Küsse", hier lernt Antoine seine
spätere Ehefrau Christine Darbon kennen, die von der Schauspielerin
Claude Jade verkörpert wurde. Sie wurde zum festen Bestandteil der
Reihe, denn am Ende des federleichten und sehr franzöischen Films wird
geheiratet. Genauso locker kam auch "Tisch und Bett" rüber, der
allerdings thematisch eine schwierige Zeit im Leben des Protagonisten
beschreibt. Der Alltag der Ehe und Antoines Fremdgehen. Der 1979
inszenierte "Liebe auf der Flucht" komplettiert die Reihe.
"Tisch und Bett" hat wie sein Vorgänger einen umwerfenden Charme
und hier kann der Regisseur seine Stärken alle in das Projekt mit
einbringen. Alles wirkt sehr leicht und fast ein bisschen beschwingt,
was natürlich zum Charakter von Antoine bestens passt. Antoine ist trotz
der Jugend ein Stehaufmännchen, ein bisschen Narzist, der den Hang hat
irgendwie in den Tag hinein zu leben. Eine Art Lebenskünstler, der auch
immer wieder viel Glück hat. Was auch seine Anstellung bei einem
rennomierten Geschäftsmann zeigt. Trotz ganz schwachem
Vorstellungsgespräch wird er eingestellt.
Ansonsten leben Antoine (Jean Pierre Leaud) und seine Christine
(Claude Jade) in einem großen Mietshaus, wo jeder Jeden kennt und das
Leben im Hinterhof des Hauses stattfindet. Mit den unmittelbaren
Nachbarn (Silvana Blasi/Daniel Boulanger) kommt das junge Paar bestens
aus, auch zu den anderen Nachbarn ist der Kontakt bestens. Christine
erteilt mehr oder weniger begabten Kindern im Wohnzimmer
Geigenunterricht, während ihr Gatte im Hof Blumen einfärbt.
Das junge Paar besucht regelmässig Christines Eltern (Daniel
Ceccaldi/Claire Duhamel) und im Haus selbst ist immer mal wieder "der
Würger" (Claude Vega) das Tagesgespräch. Alle haben das Gefühl, dass
dieser sehr verschlossene neue Mieter sogar ein Verbrecher sein könnte
oder zumindest ein dunkles Geheimnis hat. Später wird er aber von allen
Mietern beglückwünscht, denn irgendwann erscheint er im Fernsehen, wo er
in dem Resnais Stück "Letztes Jahr in Marienbad" mitspielt.
Durch den neuen Job lernt Antoine die Japanerin Kyoko (Hiroko
Berghauer) kennen, mit der er heimlich eine heiße Affäre beginnt. Das
erste Kind von Antoine und Christine kommt zur Welt. Und der
Seitensprung wird aufgedeckt durch sich öffnende Blumen, was die Ehe
dann natürlich in eine große Krise stürzt....
Der Film strahlt die für den Regisseur typische Lebensfreude und
Leichtigkeit aus, der ernste Hintergrund wird durch die liebenswürdige
Atmosphäre gemildert. So wie das Leben halt spielt...vieles erträgt der
Mensch durch eine gewisse Gelassenheit und genauso sehen wir dies in
Truffauts Film, der 1970 von der New York Times zum besten Film des
Jahres gekürt wurde. Seit dem wunderbaren Klassiker "Sie küßten und sie
schlugen ihn" war die Figur des Antoine offensichtliches Alter Ego auf
der Leinwand. Kameratechnisch wurde "Tisch und Bett" wieder einmal von
Nestor Almendros veredelt, die Bilder - aber auch die Szenenbilder -
sind hervorragend gelungen. In einem Cameo-Auftritt ist Jacques Tati als
Monsieur Hulot zu sehen.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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