Montag, 5. März 2018
Marketa Lazarova
Regie: Frantisek Vlacil
Tiefstes Mittelalter....
"Marketa Lazarova" ist ein Film aus dem Jahre 1967, der von Frantisek Vlacil inszeniert wurde und 1998 von Prager Filmkritikern zum besten tschechischen Film aller Zeiten gekürt wurde. Nur weniger Monate nach dieser hohen Ehrung verstarb der Regisseur. "Marketa Lazarova" ist die ausufernde Verfilmung des Mittelalter-Romans aus dem Jahr 1931 von Vladislav Vancura. Von Vancura übernahm Frantisec Vlacil die Teilung der Gesichte in zwei gleichberechtigte Hälften. Teil Eins heißt "Straba" (Straba, der Werwolf) und Teil zwei "Beranek Bozi" (Das Lamm Gottes). In diesem zweiten Teil nimmt dann auch der naive, aber lebenslustige Mönch Bernad (Vladimir Mensik) eine wichtige Funktion, er ist etwas minderbemittelt, aber herzensgut. Seine reist mit einem Schaf durch das Land, später findet er in einer Ziege einen etwas störrischen Reisebegleiter.
Die Geschichte ist 13. Jahrhundert angesiedelt, es ist eine Zeit, in der das Heidentum noch weit verbreitet ist - aber das Christentum sich mehr und mehr etablieren kann. Es ist ein rohes und düsteres Zeitalter und der Regisseur hat sein Mittelalter auch mit ebensolchen wuchtigen Bilder versehen. Traumhaft und visionär zugleich wirkt diese Geschichte aus den böhmischen Wäldern. In weiten Winterlandschaften, in gefährlichen Wäldern und in kargen schmutzigen Bauernhöfen und deren dunklen Kamemrn spielt diese Geschichte um eine Feindschaft von zwei Räuberclans. Dabei steht die junge schöne Marketa Lazarava (Magda Vasaryova) für die Verkörperung der Unschuld inmitten dieser kriegerischen Landschaft. Sie ist Lazars (Michael Kozuch) gottesgläubige Tochter und soll demnächst in ein Kloster gehen. Doch zu diesem Schritt wird es nicht kommen. Der junge deutsche Adlige Kristian (Vlastimil Harapes) wird von Kozliks (Josef Kemr) beiden Söhnen Miklas (Frantisek Velecky) und Adam (Ivan Paluch) gefangengenommen. Kozlik ist der Konkurrent von Lazar und berüchtigt für seine Überfälle im Grenzgebiet zwischen Böhmen und Sachsen. Kozlik führt seit einiger Zeit eine Fehde mit den Herren von Bunzlau. Inzwischen hat sich dies nun auf die Verschleppung des jungen Adligen zu einem echten Konflikt ausgeweitet. Zunächst versucht Kozlik seinen ungeliebten Nachbarn für einen gemeinsamem Kampf gegen die Soldaten zu gewinnen, doch der hilft schließlich der königlichen Armee. Diese Armee unter dem Befehlshaber Pivo (Zdeněk Kryzánek) und Kristians Vater (Harry Studt) will die Geisel aus den Händen der Barbaren befreien. Inzwischen hat sich dieser aber in Kozliks Tochter Alexandra (Pavla Polaskova) verliebt....
"Marketa Lazarova" braucht mit einer Laufzeit von gut 2 1/2 Stunden etwas Geduld, bis sich die ganze Faszination entfalten kann. Es ist ein Film, der viel Aufmerksam braucht. Doch diese Räuber-Rhapsodie hat große Bilder und große Momente. Die einzelnen Kapitel der Geschichte werden mit Texttafeln eingeleitet und die Handlung wird oft durch Zeitsprünge und Visionen etwas abstrakt. Kameramann war Beda Batka, dessen Bilder ungemein magisch sind. Filmkritiker haben den Film sehr oft mit "Andrej Rubljow" von Tarkowski verglichen. Man wird sogar an Akira Kurosawas Meisterwerk "Die sieben Samurai" erinnert, vor allem was Form und Anspruch angeht. "Marketa Lazarova" versetzt den Zuschauer in eine Zeit, in der der Mensch noch von seiner wölfischen Natur geprägt ist. Kein Wunder, denn die Umgebung ist noch sehr feindlich dem Menschen gegenüber. Der Wald voller Wölfe, die auf Beute lauern in dieser arachaischen Zeit. Auch die Musik verstärkt die latente Bedrohung und ist beinahe schon so ausufernd gestaltet wie ein Oper. Seinen meditativen Charakter hält dieser besondere Film bis zum Schluß aufrecht.
Bewertung: 10 von 10 Punkten.
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