Sonntag, 11. März 2018

The Smell of us

























Regie: Larry Clark

Skater und Escortboys...

Filmemacher und Fotograf Larry Clark ist bekannt für provokative Movies. Sein bekanntester Film ist "Kids", sein bester aber der 2001 entstandene "Bully", der wie die meisten anderen Werke von Clark eine abgestumpfte, gelangweiligte Generation Jugendlicher zeigt, die ausser durch  Drogen und Sex nicht viel mit sich anfangen können. "Bully" fügt zusätzlich noch die Komponente eines Mordes hinzu. Immer wieder warf man Clark auch vor, dass er mit seiner offenen Darstellung von Sex unnötig voyeuristisch agieren würde. Er machte es den Kritikern und Zuschauern schwer, ob er nun Aufklärer, Mahner oder gar nur Provokateur sein möchte.
Sein 2014 entstandener "The Smell of us" entstand in Frankreich und sehr offensichtlich ist gleich Clarks Faible (um nicht zu sagen Obsession) für blutjunge Skaterboys. Von der rennomierten "Cahiers du Cinema" gabs für diesen provokativen Stoff den Ritterschlag, denn "The Smell of us" wurde dort auf Platz 4 bei den Filmen des Jahres 2014 gewählt.
Man kann darüber allerdings geteilter Meinung sein. Gleich in der ersten Szene liegt sofort eine große Provokation. Lockenköpfige Skaterboys springen über einen Obdachlosen (von Larry Clark selbst gespielt), der am Boden seinen Alkoholrausch ausschläft. Diese Jugendlichen scheinen rein oberflächlich ganz normale Teenager von Heute zu sein, aber dieses Bild zeigt deren Frechheit und die Respektlosigkeit. Hedonismus wird groß geschrieben und Sex wird auch in einer weiteren Szene direkt mal in der Öffentlichkeit praktiziert, während die Kumpels gelangweilt daneben sitzen.
Diese Skaterboys heißen Math (Lucas Ionesco), der meistens mit JP (Hugo Behar-Thinières) abhängt. JP ist irgendwie in seinen engelsgleich aussehenden Kumpel verliebt, hält sich aber emotional zurück. Aber beide haben sich für alternative Geld-Beschaffungsmaßnahmen entschieden. Sehr schnell Geld verdienen, sowas findet man im Internet unter Escort-Service. Dort suchen ältere Freier junge Callboys. Diese Idee finden auch die anderen Junges Pacman (Theo Colbi), Minh (Adrien Binh Doan), Guillaume (Ben Yaiche Ryan), Toff (Terin Maxime) oder dessen Kumpel (Valentin Charles) ganz brauchbar.
Die junge Marie (Diane Rouxel) hängt sehr oft mit den Skatern ab, auf der Straße und Nachts auf den angesagten Elektro-Partys. Auch die Klamotten kosten Geld und so verkaufen sie ihre Körper. Was nicht ohne emotionale Folgen bleibt...



Es endet gar katastrophal. Natürlich wird dies alles mit dem Smartphone dokumentiert und Gay gibts nur für Pay, was schließlich JP irgendwann zu einer Verzweiflungstat treibt. Ein Film über den Verlust der Selbstachtung. Wieder gelingen Larry Clark einige gute Szenen, aber diesmal treibt er die Provokationen doch zu sehr voran. Es gibt bizarre Fußfetisch-Sexszenen mit den alten Freiern, der Kontrast Jung und Alt wird hier von Clark genüsslich, enorm provokant und zu voyeuristisch ausgeschlachtet, noch schlimmer ist die Szene zwischen Math und seiner Mom (Dominique Frot), die ihrem Sohn unverholen an die Wäsche will. Man hat manchmal den Eindruck, dass Clark hier seinem eigenen Voyeurismus erlegen ist, wenn er bald jede neue Szene mit einer Naheinstellung in den Schritt des Jungen beginnt. Hier wäre weniger viel mehr gewesen und diese Szenen sind dramaturgisch gar nicht notwendig. "The smell of us" ist darüberhinaus bislang Clarks fragmentarischster Film, er wirkt beinahe episodenhaft. Seinen Figuren gesteht er diesmal nur wenig Sympathie zu, er inszeniert sie als echte Egoisten ohne Ziele. Interessanterweise hatte er aber wieder ein glückliches Händchen beim Auswählen seiner Darsteller, denn die wirken echt und authentisch.  Viele der Skateboard Szenen wurden in der Nähe des Palais de Tokyo (16. Arrondissement) gedreht. dort liegt auch das Museum für moderne Kunst, wo Clark vom 8. Oktober 2010 bis 2. Januar 2011 eine Retrospektive gewidmet wurde. Dort agieren auch die Jugendlichen auf der Straße, die Kunst findet gegenüber statt, ohne dass sie von den "Kids" wahrgenommen wird. 





Bewertung: 6 von 10 Punkten. 

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