Mittwoch, 25. April 2018

Ein mörderischer Sommer

























Regie: Jean Becker

Die Sonne, die täuscht...

Der 1933 geborene Filmregisseur Jean Becker ist der Sohn des berühmten Jacques Becker, der im selben Metier großartige Klassiker wie "Goldhelm", "Das Loch" oder "Wenn es Nacht wird in Paris" schuf. Sein Sohn begann die Karriere beim Film natürlich beim Vater, der ihn als Regieassistent einsetzte. Die ersten eigenen Filme drehte er in den frühen 60er Jahren und er war so enttäuscht, dass sich sein Film "Geliebter Schuft" aus dem Jahr 1966 als Flop erwies. Es folgte daher eine lange Pause - erst 1983 meldete er sich zurück und mit dem Thriller "Ein mörderischer Sommer" gelang ihm ein phänomenales Comeback. Als Lohn gab es neun Cesar-Nominierungen, von denen vier in Siege umgewandelt werden konnten. So konnte Isabelle Adjani ihren Cesarsieg vom vorigen Jahr (mit Zulawskis "Possession") wiederholen - ihre Rolle als psychisch gestörte Eliane Wieck in Beckers Film ist tatsächlich bis heute eine ihrer besten Leistungen überhaupt. Auch Nebendarstellerin Suzanne Flon gewann, genauso wie Jacques Wita für den besten Schnitt und Sebastien Japrisot für das beste Drehbuch. Die fünf weiteren Nominierungen gabs für Hauptdarsteller Alain Souchon, für Nebendarsteller Francois Cluzet, für Georges Delerue für die Filmmusik und natürlich für Becker selbst, der auf den Preis als bester Regisseur und für den besten Film hoffen durfte.
Interessanterweise steigert sich die Geschichte mehr und mehr und man könnte beim Showdown tatsächlich den Eindruck gewinnen, dass alles etwas zu dick aufgetragen wurde - aber dennoch tut dies dem Thrillervergnügen keinen Abbruch. Auch nicht der Einfall, dass die Geschichte dieses mörderischen Sommers immer wieder aus der Sicht einiger Akteure, die als Ich-Erzähler auftreten, erzählt wird. In vielen anderen Filmen wirkt dies als störend im Fluß, doch hier passt es zum starken eigenen Charakter des Films. In vielen Rückblenden wird eine Rachestory aufgedeckt. Es ist die Geschichte von Eliane, die versucht ihre deutsche Mutter zu rächen. Diese wurde im Jahr 1955 Opfer eine Vergewaltigung durch drei Männer. 9 Monate später wird Eliane geboren, denn Paula Wieck, gespielt von Maria Machado, entscheidet sich das Kind zu bekommen. Ihr Mann Gabriel Devigne (Michel Galabru) kann dies nicht akzeptieren und so wächst die kleine Eliane (als Kind wird sie von Maiwenn LeBesco gespielt) unter dem Mädchennamen der Mutter auf.
Becker hat sehr viel Wert auf typisch französisches Flair gelegt - auch die Musik macht da keine Ausnahme. Der Titelsong "Trois petites notes de musique" wird von dem berühmten Yves Montant interpretiert.
Und auch die Location (Sommer, Hitze, durchgehend schönes Wetter) ist im Grunde ein Gegensatz zu den düsteren Entwicklungen, in die sich die Familie Montechiari unfreiwillig verstrickt.
Frau Montechiari (Jenny Cleve) ist Witwe und Mutter dreier Söhne. Der älteste Fiorimondo (Alain Souchon) wird von allen in seiner provencalischen Heimatstadt "Pin Pon" genannt und sehr geachtet. Er ist Automechaniker und sehr engagiert bei der freiwilligen Feuerwehr. Der zweitälteste heißt Mickey (Francois Cluzet) ist begeisterter Radsportler und der jüngste Boubou (Manuel Gelin), der ehrgeizigste unter den Brüdern, weil er studieren will. Die schwerhörige Tante (Suzanne Flon), von allen Cognata genannt, lebt ebenfalls im Haus. Der Vater, ein gebürtiger Italiener, ist schon lange tot.
In diesem besagten Sommer verdreht die attraktive Eliane (Isabelle Adjani), die mit ihren Eltern (Michel Galabru/Maria Machado) in den Ort gezogen ist, ausgerechnet Pin Pon den Kopf. Im Ort wird über die junge Dame heftig spekuliert, sie soll viele sexuelle Abenteuer haben - doch Eliane und PinPon kommen sich tatsächlich näher und werden ein Paar. Die junge Frau verlässt daraufhin ihr Elternhaus (der Vater ist auf den Rollstuhl angewiesen) und zieht zu ihrem Freund. Sehr zum Leidwesen von Frau Montechiari, die nichts von der neuen Freundin ihres Sohnes hält. Mit der Tante versteht sich Eliane allerdings sehr gut und auch PinPons Brüder schließen Eliane ins Herz. Doch die trägt ein Geheimnis mit sich, dass sich durch verschiedene Konstellationen und Ereignisse irgendwann zu der größten anzunehmenden Katastrophe entwickeln wird...




Becker schildert dies alles wie ein präzise ablaufendes Uhrwerk, bei dem am Ende der tragischen Geschichte der Wahnsinn steht. Infolge einer Besessenheit und vielen Missverständnissen steuert alles folgerichtig auf den Abgrund zu. Eine sehr düstere Geschichte unter klirrender Sonne. Ein elektrisches Klavier mit der Aufschrift "M" ist dabei ein wichtiges Requisit, schließlich führt das Instrument zu einem Verbrechen, dass über 20 Jahre zurückliegt und wohl nie gesühnt wurde.
Becker füllt seinen Thriller auch mit sehr viel Lebensart aus der französischen Provinz. "Ein mörderischer Sommer" war im Jahr 1983 mit insgesamt 5,1 Millionen verkaufter Kinokarten im Heimatland der zweitgrößte Filmhit des Jahres.





Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

Amadeus

























Regie: Milos Forman

Genie und Mittelmaß....

Der tschechoslowakische Regisseur Milos Forman verstarb am 13. April 2018 im Alter im Alter von 86 Jahren in Danbury, Connecticut. Einem internationalen Publikum wurde er durch seinen Fillm "Die Liebe einer Blondine" bekannt, der auch eine Oscarnominierung als bester fremdsprachiger Film erhielt. Nach dem Prager Frühling lebte Forman in den Vereinigten Staaten und bekam 1975 die US-Staatsbürgerschaft. "Einer flog übers Kuckucksnest" schrieb 70er Jahre Filmgeschichte und wurde mit 5 Oscars ausgezeichnet. Es folgten "Hair" und "Ragtime" - im Jahre 1985 gabs erneuten Oscarregen für "Amadeus", der es auf 8 Auszeichnungen brachte. Produzent Saul Zaenz durfte die Trophäe für den besten Film entgegen nehmen. Forman selbst bekam Oscar Nummer Zwei und der Saliieri Darsteller F. Murray Abraham spielte seinen Part so hervorragend, dass er seinen unmittelbaren Konkurrenten Tom Hulce als Mozart in der Kategorie "Bester Schauspieler" ausstach. Ausserdem wurde das beste Drehbuch (Peter Shaffer), das beste Szenenbild (von Brandenstein, Czerny), bestes Kostümdesign, bestes Make-up und bester Ton ausgezeichnet.
Ein gutes Make-up war auch dringend notwendig, denn der Film fängt im Winter 1823 an, also 32 Jahren nach Mozarts frühem Tod - dort unternimmt der alte Antonio Salieri (F. Murray Abraham) einen Selbstmordversuch und wird daher in eine Irrenanstalt eingeliefert. Der Mann gibt an den berühmten Mozart damals getötet zu haben - dies alles offenbart er dem Beichtvater Vogler (Richard Vogler) und schon ist der Zuschauer mitten in der schwelgerisch angelegten Rückblende, die zuerst sehr kurz Mozart und danach Salieri als Jungs zeigt, bevor sich die beiden Musiker in Wien kennenlernen. Dabei fällt dem angesehenen Hofkapellmeister Antonio Salieri sofort die große Begabung und das einzigartige Talent von Wolfgang Amadeus Mozart auf, der ebenfalls in die Dienste des Kaisers Joseph II (Jeffrey Jones) tritt. Das erste Treffen ist für Salieri dennoch sehr überraschend, denn der Mensch Mozart passt so gar nicht in das Bild des begnadeten Musikers. Die Manieren des jungen Mannes sind eher unreif und obszön. Dennoch bewundert der Italiener seinen jüngeren Kollegen und wünscht sich heimlich genauso begabt zu sein. Auf Geheiß des Kaisers soll Mozart eine Oper schreiben. Doch "Die Entführung aus dem Serail" erntet bei der Premiere vom Kaiser nur mittelmässige Kritiken, was das Ego des Komponisten doch hart trifft. Immerhin wird Salieri aber auch klar, dass Mozart ein richtiger Schürzenjäger zu sein scheint, denn er hat nicht nur ein Verhältnis mit Caterina Cavalieri (Christine Ebersole) dem Star der Aufführung gehabt, sondern verlobt sich auch noch mit einer Constanze Weber (Elizabeth Berridge). Diese Liason passt Mozarts übergroßem Vater Leopold (Roy Dotrice) nicht besonders, aber er akzeptiert dann auch die Hochzeit. In der Folgezeit ist es immer offensichtlicher, dass Mozart labile Züge hat, er trinkt auch zuviel, führt ein ausschweifendes, exzessives Leben, was natürlich auch gesundheitliche Folgen hat. Und Salieri wird immer verbitterter, weil dem Konkurrenten mühelos alles zufliegt, was für Salieri stets ein unerreichbares Ideal bleibt. Die Folge sind Neid und Verbitterung. Als Mozarts Vater stirbt, löst dies bei Mozart eine tiefe Erschütterung aus. Darüberhinaus klopft es auch noch am Abend an der Tür und ein geheimnisvoller maskierter Auftraggeber will, dass Moazrt ein "Requiem" für ihn schreibt. An dieser Auftragsarbeit zerbricht der Künstler...






"Amadeus" basiert auf Peter Shaffers gleichnamigen Bühnenstück, dass 1979 erstmalig aufgeführt wurde. Der Autor schrieb auch das Drehbuch. Herausragend ist die opulente Ausstattung dieses Kinoerfolgs, der im Jahr 1998 in der AFI Top 100 Liste der besten US-Filme einen hervorragenden 53. Platz belegte. Der überlange Historienfilm mit vielen Musikstücken von Mozart ist zu keiner Sekunde langweilig und ist sicherlich einer der populärsten Kinofilme der 80er Jahre. Der besondere Plot der Geschichte besteht natürlich darin, dass der Film dem Zuschauer suggeriert Salieri sei der Mann mit Maske, der die Totenmesse verlangt. Beide Darsteller F. Murray Abraham und Tom Hulce glänzen in ihren Rollen.







Bewertung: 9,5 von 10 Punkten. 

Detroit

























Regie: Kathryn Bigelow

Nationales Kriegsgebiet...

Eine der größten Unruhen in den USA waren die Rassenunruhen in Detroit des Jahres 1967. Insgesamt musste man 43 Todesopfer beklagen. Es gab 1.189 Verletzte und die damals hart vorgehende Polizei verhaftete insgesamt 7.000 Menschen. Zu den Unruhen kam es durch eine Polizeirazzia am 23. Juli 1967, die eine Bar von Afroamerikanern schloß, weil die Betreiber keine Ausschankgenehmigung hatten.
Die Detroiter Police arbeitete mit Einheiten bestehend aus 4 Mann. Diese Einheit wurde "Squad" genannt und waren die ersten vor Ort. Sie rechneten aber nicht damit, dass die dort stattfindende Party von 82 Afroamerikanern besucht wurde. Es wurde Verstärkung angefordert, der Unmut der schwarzen Bevölkerung war dann auch schon auf der Straße vor dieser Bar deutlich spürbar. Gleiche Rechte wurden eingefordert und die Wut der Menschen wurden noch größer als die Partygänger abgeführt und abtransportiert wurden. Es kam zu Vandalismus und Brandstiftung als Folge dieser vorherrschenden und wenig subtilen Polizeigewalt. Auf den Vandalismus folgten massive Plünderungen und die Polizei wurden mit Heckenschützen konfrontiert. Der Gouverneur mobilisierte daraufhin die Nationalgarde. Dieser Krieg, der Vietnam nicht unähnlich war, dauerte 5 Tage.
Kathryn Bigelows Film ist sehr eindrücklich, obwohl es am Anfang etwas schwer ist dem Geschehen in "Detroit" zu folgen. Denn die Regisseurin setzt auf ein "Mittendrin und voll dabei" und die Kamera von Barry Ackroyd ist damit nicht nur dicht am Geschehen, sondern ganz dicht am Mann. Die Polizei steht unter Strom und der junge Polizist Philipp Kraus (Will Poulter) schließt auf einen Plünderer, der flüchtet und später an den Folgen des Schusses in den Rücken stirbt.
Auch der Wachmann Melvin Dismukes (John Boyega) erlebt die Unruhen hautnah. Er sieht die Gewalt auf beiden Seiten und immer wieder muss er sich bei seinem weißen Kollegen für die schwarzen Brüder rechtfertigen. Ihm ist allerdings auch klar, dass die Gewalt auch von der Polizei in großem Maße ausgeübt wird - Rassismus ist an der Tagesordnung. Auch einige Bandmitglieder der "Dramatics" werden in die Gewaltspirale mit hineingezogen, obwohl Sänger Larry Reed (Algee Smith) und sein bester Freund Fred Temple (Jacob Latimore) sich zuerst nach dem geplatzten Auftritt in ein Hotel zurückziehen, um diese aggressive Nacht zu überleben. Denn auf der Straße wird geschossen. Dort im Algier Hotel treffen sie auf Julie (Hannah Murray) und Karen (Kaitlyn Dever),  zwei weiße Mädchen. die dort auch ein Zimmer gemietet haben. Man flirtet ein bisschen und trifft sich anschließend mit einigen anderen Gästen, die alle dunkelhäutig sind. Greene (Anthony Mackie), Carl (Jason Mitchell), Aubrey (Nathan Davis jr.), Malcolm (Miguel), Leon (Tyler James Williams), Lee (Peyton Alex Smith) und Michael (Malcolm David Kelly) hängen ab und diskutieren über die Rassenproblematik, Carl macht den Fehler mit einer Schreckschußpistole aus dem Fenster zu zielen. Dieses Ereignis hat zur Folge, dass das Motel gestürmt wird, denn die Ordnungshüter halten das für einen Scharfschützenangriff. Dort findet die Polizei und die Nationalgarde die jungen Leute vor und sie sind der felsenfesten Überzeugung, dass einer von diesen Hotelgästen ein Heckenschütze ist. Einer der Polizisten ist auch der junge Detroiter Polizeioffizier Krauss, der am gleichen Tag schon den Plünderer gerichtet hat und Krauss ist es auch, der sofort auf Carl stirbt. Doch das ist nicht der einzige Tote des anschließenden Polizeiverhörs im Algier Hotel. Krauss und seine Kollegen gehen hart vor und schrecken auch nicht vor fiesen psychologischen Foltermethoden und körperlicher Gewalt zurück, um die jungen Leute zum Reden zu bringen...




Interessanterweise floppte der neue Bigelow Film "Detroit" an der Kasse. Bei einem Budget von 34 Millionen Dollar konnten bislang nur 21 Millionen wieder eingespielt werden. Vielleicht ist auch das Thema "Rassismus" den Amis immer wieder unangenehm, gerade in der heutigen Zeit, in der wiederholt wieder Meldungen auftauchen von Polizisten, die schwarze Verdächtige abgeknallt haben. Möglicherweise kann man der Filmemacherin vorwerfen ihr Thema zu kommerziell und kalkuliert gemacht zu haben, dennoch erweist sich Kathryn Bigelow nach Filmen wie "The Hurt Locker" oder "Zero Dark Thirty" als Chronistin aktueller amerikanischer Politik und Gesellschaftsproblemen. "Detroit" macht da keine Ausnahme.




Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

Die letzten beißen die Hunde

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Regie: Michael Cimino
 
Zwei auf gleichem Weg.... 
 
"Die letzten beißen die Hunde" ist eine Malpaso Produktion aus dem Jahr 1974, in der der Produzent Clint Eastwood selbst gerne Regie geführt hätte, diesen Part allerdings dem Regieneuling Michael Cimino übertrug.
Aufgrund des großen finanziellen Erfolgs von Dennis Hoppers "Easy Rider" wartete das Kino auf Roadmovies ähnlichen Stils und bei 4 Millionen Dollar Produktionskosten sprang für den Film ein gutes Einspielergebnis von 25 Millionen Dollar heraus. Somit für Eastwood ein sehr gutes Geschäft und für Michael Cimino das Sprungbrett für die spätere Karriere mit Klassikern wie "Die durch die Hölle gehen" oder "Heavens Gate".
Sowohl Originaltitel "Thunderbold and Lightfoot" als auch der Song "Where do I go from here" (Wohin gehe ich von hier ?) passen zum Thema des Films, der zwei ziellose Männer zeigt, die sich rein zufällig kenennlernen und gemeinsam ein Stück Weg gehen.
Einer davon ist der junge Lightfoot (Jeff Bridges), der immer einen Spruch auf Lager hat und das Leben leicht nimmt. Der Herumtreiber stiehlt gleich in der Anfangsszene ein Auto und rast mit dem Diebesgut davon. Zur gleichen Zeit predigt ein Gottesmann (Clint Eastwood) in einer kleinen Kirche für seine Gemeinde. Ein Mann mit Knarre stürzt in die Kirche, eröffent das Feuer auf den Prediger und der versucht im Kornfeld zu entkommen. Zum Glück fährt der flüchtige Lightfoot gerade vorbei und retten den Prediger, indem er den Verfolger umfährt und und den Prediger mitnimmt. Da sich beide symathisch finden, bleiben sie vorerst zusammen. Vor allem Lightfoot ist an der Freundchaft mit dem älteren Typ, der sich John Doherty nennt, sehr interessiert, er besorgt dem neuen Kumpel auch ein Mädchen (June Fairchild) für eine Nacht, während er sich selbst mit Melody (Catherine Bach) vergnügt.
Tatsächlich stellt sich heraus, dass sein neuer Begleiter der berüchtigte Bankräuber Thunderbolt ist. Der hat mit einer 20-Millimeter- Kanone in einem Safe einbrechen wollen. Und verfolgt wird Thunderbolt von seinem ehemaligen Kumpanen Red Leary (George Kennedy), der mit dem eher unauffälligen und gutmütigen Eddie Goody (Geoffrey Lewis) ebenfalls einen Begleiter dabei hat. Red glaubt Thunderbolt hätte ihn damals bei einem Coup um Geld betrogen, doch tatsächlich ist das Geld noch an seinem alten Versteck in einem alten Schulhaus in Warsaw, Montana. Und tatsächlich gelingt es den beiden Verfolgern Thunderbolt und Lightfoot zu überlisten und sie gefangen zu nehmen. Doch bald entsteht der Plan als Quartett einen Coup zu landen, wenn Leary den jungen Lightfoot nicht so hassen würde...



Der Film zeigt wie im richtigen Leben das Auf und Ab. Einmal scheinen die beiden Freunde Glück zu haben, doch im nächsten Moment wandelt sich das Glück und mutiert zur riesigen Pechsträhne. Ciminos Erstling wartet mit einigen originellen Szenen auf und die beiden rastlosen Vagabunden dürfen auch einen Waschbären und viel weißen Hasen retten, indem sie einen Tierquäler unschädlich machen. Die Geschichte ist gut fotografiert von Kameramann Frank Stanley und es gibt auch eine schöne Verfolgerungsjagd mit Autos, typisch für das Kino der 70er Jahre. Ansonsten hat der heitere Stil immer wieder melodramatische Brüche und Jeff Bridges spielt den jungen Lightfoot so gut, dass er für diese Leistung seine zweite Oscarnomierung erhielt.



Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

Mittwoch, 18. April 2018

Monsieur Klein

























Regie: Joseph Losey

Die Geschäfte des Kunsthändlers...

Frankreich startete am 27. März 1942 seinen ersten Zug mit jüdischen Deportierten - die Endstation war das KZ Auschwitz im von den Deutschen besetzten Polen. Insgesamt fuhren 79 Züge mit über 75.000 Juden in den fast sicheren Tod - nur 2.500 Menschen konnten im Jahr 1945 befreit werden. 
Bereits 1942 wurden im besetzten Frankreich strikte Judengesetze eingeführt, ohne dass die Besatzer alle Gesetze gefordert hätten. Es gab auch sehr starke Eigeninitiativen, der Antisemitismus war stark.  Zunächst sprach die deutsche Militärverwaltung von der Evakuierung der unerwünschten Juden in Arbeitslager, die im Osten liegen, daher waren die ersten Züge ausschließlich mit arbeitsfähigen Männern bestückt. Sehr schnell wurde dies aber aufgeweicht und als im August 1942 selbst alte Menschen und Kinder jeden Alters in die Güterwaggons getrieben wurden, war klar, dass es hier um ein System der Ausrottung einer Rasse ging. In Frankreich fand ebenfalls eine regelrechte Menschenjagd statt - eine davon erzählt der beklemmende Film "Mr. Klein".
Besonders erschütternd ist die Szene fast am Ende des Films, wenn die Menschenmenge in die Zugwaggons gedrängt wird, die in den sicheren Tod fahren. Darunter ist auch der Elsässer Robert Klein, gespielt von Alain Delon in einer seiner großartigsten Rollen, für die er im Jahr 1977 eine Cesar-Nominierung erhalten hat - aber gegen den gleich starken Michel Galabru in "Der Richter und sein Mörder" von Bertrand Tavernier knapp verlor.
Insgesamt war "Monsieur Klein" aber mit 7 Nominierungen und 3 Siegen in wichtigen Kategorien (Bester Film, beste Regie, bestes Szenenbild) der Gewinner des Abends und Joseph Loseys Meisterwerk war in Frankreich auch im Kino gut besucht. Trotz des schweren Stoffes interessierten sich beim Kinostart mehr als 700.000 Franzosen für den Film und kauften sich eine Kinokarte.
Paris 1942: Die Stadt wird von den Deutschen besetzt und dadurch erleidet die jüdische Bevölkerung auch zunehmend offene Diskriminierung. Das Tragen des Judensterns ist Pflicht und darüberhinaus wird das Eigentum der Juden beschlagnahmt. Robert Klein (Alain Delon), ein Elsässer, lebt seit vielen Jahren in der Hauptstadt und verdient als Kunsthändler seinen Lebensunterhalt. Es geht ihm gut, er hat eine hübsche Geliebte (Juliet Berto), treibt es auch heimlich mit Nicole (Francine Berge), der Frau seines Freundes Pierre (Michael Lonsdale), der auch sein Anwalt ist. Mit dem inzwischen faschistischen System hat er sich prächtig arrangiert, er profitiert extrem davon, dass die Juden ihre Wertgegenstände für einen Spottpreis verkaufen müssen.
In der ersten Szene des Films wirkt Klein auch recht zynisch und unerbittlich, als ihn ein Jude (Jean Bouise) aufsucht und ihm ein altes Gemälde eines holländischen Malers verkaufen will. Das Gemälde ist viel mehr wert, aber Klein nutzt die Notlage des Mannes schamlos aus und der muss extem unter Wert verkaufen. Alle Bitten einen fairen Preis zu machen, sind vergebens.
Dann findet Klein vor seiner Wohnungstür eine jüdische Zeitschrift, die er abonniert haben soll. Natürlich weiß er um die Brisanz und sucht sofort den Kommissar (Fred Personne) auf, um klarzustellen, dass es sich bei dieser Zustellung um einen Fehler, ja vielleicht sogar um eine Denunzination handeln muss - er wäre ja kein Jude.
Dieses Vorsprechen macht ihn aber auf der Präfektur verdächtig und so ist der Fall natürlich noch nicht abgeschlossen. Es soll einen zweiten Robert Klein geben - einen, der seinen Namen angenommen, missbraucht und benutzt hat und im Widerstand tätig ist. Klein will herausfinden, wer dieser Mann ist und findet heraus wo der gewohnt hat. Doch er ist weg. Nur seine Concierge (Suzanne Flon) gibt widerwillig Auskünfte und im Zug seiner eigenen Ermittlungen trifft er auch Florence (Jeanne Moreau), eine heimliche Geliebte des Gesuchten. Immer wieder begegnet er auf der Suche nach dem Mann auch der Polizei, denn er hat sich inzwischen immer mehr in den Mittelpunkt deren Ermittlungen gemacht...





Das ist einer der besten und bedrückendsten Filme der 70er Jahre und neben "Der Mittler" auch Joseph Loseys bester Film. Und der hat sehr viele Topfilme hinterlassen. Ein US-Regisseur, der als Sympathisant der kommnunisten Partei, in den frühen 50er Jahren im Zuge der McCarthy Hexenjagd sein Heimatland verließ und sowohl in England als auch in Frankreich als Regisseur arbeitete.
"Monsieur Klein" ist durch und durch kafkaesk und meisterhaft inszeniert. Die Schauspielerleistungen sind großartig und die Kamera von Gerry Fisher unterstreicht die morbide Atmosphäre, die den Antihelden umgibt und die immer auswegsloser wird. Die letzte Einstellung könnte vielleicht auf eine Erklärung hindeuten - aber im Grunde spielt das auch keine Rolle. Egal wie, der Zug ist ein Zug des Verderbens und setzt sich eindrücklich mit der Kollaboration der Vichy-Regierung bei der deutschen Judenvernichtung auseinander. Ein dunkles, schwarzes Kapitel der Menschheitsgeschichte.






Bewertung: 10 von 10 Punkten.