Regie: Steven Spielberg
Über die Pressefreiheit...
Immer wieder erweist sich der hervorragende Märchenerzähler Steven
Spielberg als genauso guter Chronist amerikanischer Geschichte und mit
"Die Verlegerin" (Originaltitel: The Post) hat er da aufgehört, wo Alan
J. Pakula mit seinem starken Politthriller "Die Unbestechlichen" im Jahr
1976 begann. Nämlich mit dem Bild auf den Watergate Gebäudekomplex in
der Nacht zum 17. Juni 1972. Taschenlampen sind dort zu sehen, kurz
darauf verhaftet die Polizei fünf Einbrecher, die offenbar versucht
hatten, Abhörwanzen zu installieren und Dokumente zu fotografieren.
Somit präsentiert Spielberg eine Art Vorgeschichte zu dem Skandal,
der letztendlich für den Rücktritt von Richard Nixon sorgte und
Kameramann Janusz Kaminski orientierte sich dabei an der 70er Jahre
Optik von Gordon Willis, der damals Chefkameramann bei dem
Pakula-Klassiker war.
Im Grunde ist Steven Spielberg mit "Die Verlegerin" erneut ein
diskussionswürdiger Klassiker gelungen, der auch gerade in der heutigen
Zeit der Faking News und vielleicht auch mit der Veränderung der Presse
einhergeht. In den frühen 70er Jahren ist die Pressefreiheit ein hohes
Gut, die Zeitungsleute sind auch noch der Verantwortung und
Verpflichtung sehr bewusst herausragende Nachrichten und
Berichterstattungen wahrheitsgemäß zum Wohle der Nation zu
veröffentlichen. Selbst bei einem derart brisanten Material, an das die
Washington Post gekommen ist. Vorher hatte schon die New York Times
darüber berichtet. Doch das Justizministerium hat dies untersagt mit der
Begründung das diese "Pentagon Papiere" Informationen zur
Landesverteidigung beinhalten, der höchsten Geheimhaltungsstufe
unterlegen und somit lt. Spionagegesetz, Abschnitt 18 des Gesetzbuches
der USA, Absatz 793 strikt verboten ist.
Am Ende wird auch der Richter des Obersten Gerichtshofs in seiner
Urteilsbegründung zitiert, der sich wiederum auf die Gründungsväter der
Nation beruft. Die haben schon der freien Presse den Schutz gegeben, den
sie braucht, um ihre wichtige Rolle in der Demokratie zu erfüllen. "Die
Presse soll den Regierten dienen, nicht den Regierenden".
Die Washington Post gehört Katharine Graham (Meryl Streep, die mit
dieser Rolle erneut eine Oscar-Nominierung bekam) seit ihr Mann
verstorben ist, der die Geschicke der Zeitung leitete. Vorher tat die
Katharines Vater, der die Zeitung dann an den Schwiegersohn übergab.
Somit keine leichte Aufgabe für die jetzige Chefin, sich in einer von
Männern geprägten Geschäftswelt zu behaupten - die Zeitung steht kurz
davor an die Börse zu gehen. Doch dann kommt die Washington Post an
brisantes Material, dass vorher schon der New York Times zugespielt
wurde: Streng geheime Papiere, die die Aktivitäten der US-Regierung in
einem ganz anderen Licht zeigen, wie sie der Bevölkerung dargelegt
wurde. Der Krieg wurde aus ganz anderen Gründen begonnen als man
allgemein den Menschen weiß machte und es wurde auch schon lange Jahre
verschleiert, dass dieser Krieg gar nicht zu gewinnen sei. Brisant vor
allem deshalb, weil schon viele US-Soldaten für diesen "sinnlosen" Krieg
geopfert wurden.
Der Chefredakteur Ben Bradlee (Tom Hanks) befürwortet natürlich die
Veröffentlichung, seine Chefin ist etwas zögerlicher. Am Ende siegt die
freie Presse...
Auch die Nebenrollen sind gut besetzt. Bob Odenkirk spielt den
armenisch-stämmigen Journalisten Ben Bakdikian, der als erster der Post
die Papiere in den Händen hält. Eine großartige Szene als die
Druckermaschinen anrollen und gleichzeitig den Journalisten an seiner
Schreibmaschine zeigt - er hatte gehofft, dass es geschieht. Aber da
soviel für die Firma auf dem Spiel stand, sah er die Chancen eher
gering. Als EX-Verteidigungsminster McNamara ist Bruce Greenwood zu
sehen. Als Frau von Ben Bradlee macht Tracy Letts auch eine gute Figur.
Mit 177 Millionen Dollar Einspielergebnis war "Die Verlegerin" auch an
der Kasse erneut ein voller Erfolg für Spielberg, der einmal mehr die
jüngere Gesichte beleuchtet und auch ein Nachdenken über aktuelle
Gegenwartsprobleme möglich macht.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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