Sonntag, 15. Juli 2018
Die Geier warten schon
Regie: George Seaton
Der Showdown zweier Freunde...
Als George Seaton im Jahr 1970 sein größter Kassenschlager mit dem Katastrophenfilm "Airport" gelang, war er bereits zweifacher Oscarpreisträger in der Kategorie "Bestes Drehbuch" - 1948 für den Weihnachtsfilm "Das Wunder von Manhattan" und 1955 für das Grace Kelly Filmdebüt "Das Mädchen vom Lande".
Drei Jahre nach "Airport" inszenierte er noch einmal einen Western nach klassischem Vorbild und mit dieser nostalgischen Eigenschaft wurde "Die Geier warten schon" im Jahr 1973 auch beworben.
Dem Genrebeitrag fehlen natürlich die progressiven Zutaten, die einen Spätwestern ausmachen - aber mit einem hervorragenden Kameramann wie Ernest Laszlo konnte zumindest optisch nichts schiefgehen. Der ungarische Cinematograph, der in den 20er Jahren seine Heimat verließ und in die USA emigrierte, hat viele Klassiker des US-Kinos mit seiner Optik verschönert: Billy Wilders "Stalag 17", Rudolph Mates "Opfer der Unterwelt" , die Aldrich-Western "Massai", "El Perdido" und "Vera Cruz" und nicht zuletzt die Stanley Kramer Filme der 60er Jahre wie "Wer den Wind sät", "Das Urteil von Nürnberg" und "Das Narrenschiff", für den er einen Oscar als bester Kameramann erhielt.
Inmitten einer schöner Landschaft vollzieht sich die Geschichte von ehemals besten Freunden, die durch die verschiedenen Lebenswege der beiden - einer wird Sheriff, der andere wird Bandit - schicksalshaft wieder zueinander fnden.
Es sind die Freunde Chuck Jarvis (Rock Hudson) und Billy Massey (Dean Martin), die seit ihrer Jugend (in den Rückblenden spielen Rich Correll (Chuck, 18 Jahre) und James Carol Jordan (Billy, 18 Jahre) sowie Kyle Reddick (Chuck, 12 Jahre) und Bob Suppelsa (Billy, 12 Jahre) befreundet sind. Diese Rückblenden fielen beim deutschen Kinoeinsatz 1973 allesamt der Schere zum Opfer, warum auch immer. Sie stören nicht, sondern geben der Geschichte um die beiden Freunde etwas mehr Substanz.
Denn so richtig tief werden die beiden Freunde nicht skizziert - Regisseur George Seaton hat sich da vielleicht ganz auf die noch vorhandene Zugkraft der beiden Altstar Rock Hudson und Dean Martin verlassen. Jedenfalls ist Chuck seßhaft geblieben und hat auch Jugendfreundin Kate (Susan Clark) geheiratet. Zu dritt haben sie dann eine Ranch betrieben, die in der Nähe des Städtchens Cumbres liegt. Irgendwo in der Nähe der mexikanischen Grenze. Das Rancherleben ist hart und bringt nicht viel Ertrag, aber es reicht zum Leben. Und der Job als Sheriff bringt dem etwas steifen, aber sehr korrekten Chuck noch zusätzlich 200 Dollar im Jahr. Frau Kate würde aber gerne mal dem Farmleben entfliehen, sie fügt sich aber - und manchmal ängstigt sie sich um ihren Mann, denn der Job als Sheriff lebt man auch gefährlich. Die Zeit des Wilden Westens ist schon fast vorrüber, das Paar hat ihren 1 Jährigen Jungen noch nicht lange im Jahr 1897 wegen einer Krankheit verloren. Da hatte Billy der Ranch schon lange den Rücken gekehrt und seit dieser Zeit haben weder Chuck noch Kate von ihrem guten Freund gehört. Als eine Eisenbahn von einem raffinierten Quartett von Banditen ausgeraubt wird, ist auch Billy einer der gesuchten Männer, denen der Tod am Galgen droht, weil Zugraub inzwischen als Kapitalverbrechen angesehen wird. Sheriff Chucks Aufgabe ist es die Banditen zu fangen - die in Richtung Grenze unterwegs sind. Es gelingt ihm auch irgendwann seinen Freund dazu zu überreden sich zu stellen und die Beute wieder abzugeben, hoffend auf mildernde Umstände. Doch der Staatsanwalt will Billy hängen sehen...
George Seaton setzt natürlich auf allseits bekannte Zutaten und lässt sein Ensemble in wunderbarer Kulisse agieren. Dabei leidet der Film sogar ein bisschen durch die Altstars Rock Hudson und Dean Martin, die zwar ihre Rollen solide meistern, aber wenig Tiefe in die Geschichte zwischen zwei unzertrennlichen Freunden einbringen. Man kann auch nicht so ganz verstehen, warum der Sheriff stur bleibt und geradezu versessen darauf ist, seinen besten Freund hinter Schloß und Riegel zu bringen. Ist es gar die Eifersucht, die ihn plagt ? Jedenfalls bringt das Drehbuch kein Licht in diese Obsession, die nicht alleine durch Pflichtbewusstsein erklärbar ist. Hudson und Martin agieren auch zu sehr als "alte Hasen", die Spass an der Hatz haben - am Ende darf natürlich der Gesetzesbrecher nicht überleben, es wäre aber zuviel gewesen, wenn sein bester Freund ihn zur Strecke gebracht hätte - das überlässt Seaton den bösen Banditen, gegen die das Altstar-Duo am Ende noch ihren "Showdown" haben - aber am Himmel, man sieht sie bereits...die Geier warten schon.
Bewertung. 6 von 10 Punkten.
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