Donnerstag, 5. Juli 2018

Die dunkeste Stunde

























Regie: Joe Wright

Kein Pakt mit dem Faschismus

Der Historienfilm "Darkest Hour" (deutscher Titel: Die dunkelste Stunde) von Regisseur Joe Wright aus dem Jahr 2017 hat das Zeug ein Klassiker des britischen Kinos zu werden. Mit einem Budget von ca. 30 Millionen Dollar wurde der Film an der Kasse ein echter Hit und spielte bis heute ca. 150 Millionen Dollar ein. Bereits mit "Stolz und Vorurteil" (2005), "Abbitte" (2007) und "Anna Karenina" (2011) hatte Wright großen Erfolg. Für die Oscarnacht 2018 war Wrights Film in insgesamt 6 Kategorien nominiert. Zum einen natürlich als bester Film des Jahres, auch Bruno Delbonnel (Beste Kamera), Sarah Greenwood und Kathie Spencer (Bestes Szenenbild) und Jacqueline Durra (Beste Kostüme) waren nominiert. Gewonnen hat "Darkest Hour" am Ende aber in den Kategorien "Bestes Makeup und beste Frisuren" - das Trio Kazuhiro Tsuji, David Malinowski und Lucy Sibbick wurde sicherlich dafür belohnt, dass sie aus Gary Oldman optisch einen perfekten Winston Churchill machten und so sind wir auch schon beim herausragenden Hauptdarsteller, der wie kein Anderer in diesem Jahr die Academy überzeugen konnte und nach dem Golden Globe Award auch den Oscar in seinen Händen halten durfte.
Man kann die Performance von Gary Oldman sicherlich ein bisschen mit der Darstellung von Bruno Ganz als Adolf Hitler in "Der Untergang" vergleichen, denn er kommt der historischen Figur erschreckend nahe. Genau wie Ganz lässt auch Oldman seine Filmfigur auf beeindruckende Weise wieder auferstehen und haucht dem populären wie auch umstrittenen englischen Premier Leben ein. Dabei ist "Darkest Hour" alles andere als ein Biopic, sondern die Geschichte, die Wright erzählt beginnt mit der Ernnennung von Churchill zum Premier, weil seinem Vorgänger Neville Chamberlain (Ronald Pickup) das Vertrauen entzogen wurde und auch sein Konkurrent aus der eigenen Partei Lord Hallifax (Steven Delane) nicht zum Zuge kommt. Churchills Ehefrau Clementine (Kristin Scott-Thomas) freut sich zwar für ihren Mann, aber sie weiß auch, dass er jetzt noch weniger Zeit hat für die Familie und auch viel mehr Widersacher, die seine Haltung gegenüber dem 3. Reich für zu entschieden und kompromisslos halten. In diesen dunklen Stunden gibt es durchaus Stimmen in Vereinigten Königreich, die auf Verhandlungen mit der expandierenden deutschen Armee setzen. Hitlers Soldaten haben Belgien und die Niederlande bezwungen und auch Frankreich ist im Begriff zu fallen. Dort sind in der Küstenstadt Dünkirchen auch englische Soldaten eingekesselt. Obwohl er von König George VI (Ben Mendelssohn) zum Premier ernannt wurde, bleibt dieser immer skeptisch und das Verhältnis zwischen König und Premier ist nicht besonders innig. Churchill ist aber völlig klar in seiner Haltung gegenüber Hitler, er ist von der aggressiven Expansionspolitik angewidert und setzt daher nicht auf Frieden durch Zugeständnisse, sondern nennt das Kind beim Namen: Krieg und auf keinen Fall verhandeln. So kämpft der Staatsmann bald auf mehreren Fronten. Zum einen muss er eine Idee haben,w ie zumindest Teile der britischen Army aus dem Kessel von Dünkirchen befreit werden können, zum anderen muss er die Angst der Briten nehmen und Zuversicht erwecken, dass ein Sieg möglich ist - auch wenn der Gegner militärisch überlegen scheint. Am Ende des Films setzt sich Churchill in die Metro und fängt mit den ganz normalen Londoner Bürger ein Gespräch an...




 Was ihn dann auch in seiner Haltung bestärkt, weil er dort den Rückhalt für seine Empfindungen findet. Interessanterweise spielt genau wie in Oliver Hirschgibels "Der Untergang" auch die Sekretärin eine wichtige Rolle. Lilly James spielt Churchills Sekretärin Elizabeth Layton, deren erstes Zusammentreffen nicht sonderlich optimal verläuft, denn Churchill ist nicht immer ein sehr freundlicher Zeitgenosse.





Bewertung: 8,5 von 10 Punkten. 

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