Regie: Joe Wright
Kein Pakt mit dem Faschismus
Der Historienfilm "Darkest Hour" (deutscher Titel: Die dunkelste
Stunde) von Regisseur Joe Wright aus dem Jahr 2017 hat das Zeug ein
Klassiker des britischen Kinos zu werden. Mit einem Budget von ca. 30
Millionen Dollar wurde der Film an der Kasse ein echter Hit und spielte
bis heute ca. 150 Millionen Dollar ein. Bereits mit "Stolz und
Vorurteil" (2005), "Abbitte" (2007) und "Anna Karenina" (2011) hatte
Wright großen Erfolg. Für die Oscarnacht 2018 war Wrights Film in
insgesamt 6 Kategorien nominiert. Zum einen natürlich als bester Film
des Jahres, auch Bruno Delbonnel (Beste Kamera), Sarah Greenwood und
Kathie Spencer (Bestes Szenenbild) und Jacqueline Durra (Beste Kostüme)
waren nominiert. Gewonnen hat "Darkest Hour" am Ende aber in den
Kategorien "Bestes Makeup und beste Frisuren" - das Trio Kazuhiro Tsuji,
David Malinowski und Lucy Sibbick wurde sicherlich dafür belohnt, dass
sie aus Gary Oldman optisch einen perfekten Winston Churchill machten
und so sind wir auch schon beim herausragenden Hauptdarsteller, der wie
kein Anderer in diesem Jahr die Academy überzeugen konnte und nach dem
Golden Globe Award auch den Oscar in seinen Händen halten durfte.
Man kann die Performance von Gary Oldman sicherlich ein bisschen
mit der Darstellung von Bruno Ganz als Adolf Hitler in "Der Untergang"
vergleichen, denn er kommt der historischen Figur erschreckend nahe.
Genau wie Ganz lässt auch Oldman seine Filmfigur auf beeindruckende
Weise wieder auferstehen und haucht dem populären wie auch umstrittenen
englischen Premier Leben ein. Dabei ist "Darkest Hour" alles andere als
ein Biopic, sondern die Geschichte, die Wright erzählt beginnt mit der
Ernnennung von Churchill zum Premier, weil seinem Vorgänger Neville
Chamberlain (Ronald Pickup) das Vertrauen entzogen wurde und auch sein
Konkurrent aus der eigenen Partei Lord Hallifax (Steven Delane) nicht
zum Zuge kommt. Churchills Ehefrau Clementine (Kristin Scott-Thomas)
freut sich zwar für ihren Mann, aber sie weiß auch, dass er jetzt noch
weniger Zeit hat für die Familie und auch viel mehr Widersacher, die
seine Haltung gegenüber dem 3. Reich für zu entschieden und
kompromisslos halten. In diesen dunklen Stunden gibt es durchaus Stimmen
in Vereinigten Königreich, die auf Verhandlungen mit der expandierenden
deutschen Armee setzen. Hitlers Soldaten haben Belgien und die
Niederlande bezwungen und auch Frankreich ist im Begriff zu fallen. Dort
sind in der Küstenstadt Dünkirchen auch englische Soldaten
eingekesselt. Obwohl er von König George VI (Ben Mendelssohn) zum
Premier ernannt wurde, bleibt dieser immer skeptisch und das Verhältnis
zwischen König und Premier ist nicht besonders innig. Churchill ist aber
völlig klar in seiner Haltung gegenüber Hitler, er ist von der
aggressiven Expansionspolitik angewidert und setzt daher nicht auf
Frieden durch Zugeständnisse, sondern nennt das Kind beim Namen: Krieg
und auf keinen Fall verhandeln. So kämpft der Staatsmann bald auf
mehreren Fronten. Zum einen muss er eine Idee haben,w ie zumindest Teile
der britischen Army aus dem Kessel von Dünkirchen befreit werden
können, zum anderen muss er die Angst der Briten nehmen und Zuversicht
erwecken, dass ein Sieg möglich ist - auch wenn der Gegner militärisch
überlegen scheint. Am Ende des Films setzt sich Churchill in die Metro
und fängt mit den ganz normalen Londoner Bürger ein Gespräch an...
Was ihn dann auch in seiner Haltung bestärkt, weil er dort den
Rückhalt für seine Empfindungen findet. Interessanterweise spielt genau
wie in Oliver Hirschgibels "Der Untergang" auch die Sekretärin eine
wichtige Rolle. Lilly James spielt Churchills Sekretärin Elizabeth
Layton, deren erstes Zusammentreffen nicht sonderlich optimal verläuft,
denn Churchill ist nicht immer ein sehr freundlicher Zeitgenosse.
Bewertung: 8,5 von 10 Punkten.
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