Regie: Andrew V. McLaglen
Der Lincoln County Rinderkrieg...
Der John Wayne Film "Chisum" erschien im Juni 1970, zu einer Zeit
als der konventionelle, klassische Western schon abgelöst wurde von der
westlichen progressiveren Machart der Spätwestern. Dennoch spielte der
Film gute 6 Millionen Dollar ein. Kein Wunder: John Wayne war auch nach
seiner großen Zeit mit hervorragenden Klassikern wie "Ringo" (1939),
"Fort Apache" (1948), "Red River" (1948), "Der Teufelshauptmann" (1949),
"Der schwarze Falke" (1956) und "Rio Bravo" (1959) ein Filmstar, der
beliebt war und deshalb gute Kasse machte. Sicherlich hat auch sein
Oscarsieg im Jahr 1969 für "True Grit" dazu beigetragen, dass auch die
Alterswerke ab 1970 noch ein Publikum im Kino fanden. "Chisum" wurde von
Andrew V. McLaglen gedreht, der ab den 60er Jahren sehr viele Filme mit
den alten Kinohelden James Stewart und eben John Wayne inszenierte.
McLaglen konnte zwar nie die Größe von John Ford oder Howard Hawks
erreichen, aber dennoch wurden einige seiner Filme inzwischen zu
Klassikern: "Der Mann vom großen Fluß", "Der Weg nach Westen",
"Bandolero", "Die Geier warten schon" - später war er auch erfolgreich
mit Kriegs- und Abenteuerfilmen wie "Sprengkommando Atlantik", "Die
Seewölfe kommen" "Steiner 2" und vor allem mit dem umstrittenen, aber
immens erfolgreichen Söldnerstreifen "Die Wildgänse kommen", der sein
größter Kassenhit war. McLaglen selbst hat immer "Chisum" favorisiert
und hat in seiner Begründung auch den geschichtlichen Hintergrund dieses
Westerns hervorgehoben.
Auch der damalige US-Präsident Richard Nixon war ein Bewunderer des
Films, wahrscheinlich auch deshalb weil er Parallelen zu sich selbst
sah, zu seinem Wunsch, das Gesetz selbst zu bestimmen. "Die Guten im
Western kommen voran und siegen, die Bösen verlieren" so wurde er damals
zitiert.
Tatsächlich zeigt "Chisum" nicht nur einen überlebensgroßen Star,
der am Anfang und am Ende des Films auf seinem Pferd regungslos auf dem
hohen Berg seines Landes zu sehen ist und hinunterblickt auf sein Land,
für das er kämpfte. John Chisum (John Wayne) ist ein mächtiger
Landbesitzer und hat das weite land selbst erschlossen. Er gehörte damit
zu den ersten, die ihre Viehherden in die offenen Weideflächen der
Llano Estacado in New Mexiko trieben, sein größter Feind waren die
Indianer und er lieferte sich einen erbitterten Kampf mit dem Häuptling
Chief White Buffalo (Abraham Sofaer), der nun alt geworden ist und im
Reservat seinen letzten Lebensabschnitt verbringen muss. "Unter
unwürdigen Zuständen" wie Chisum seiner Nichte Sallie (Pamela McMiler)
erzählt. Mehr noch, denn er spricht von seinem ehemaligen Todfeind wie
von seinem besten Freund. Der gegenseitige Respekt hat dies ermöglicht.
Mit seinem Besitz am Pecos River wurde Chisum reich und konnte seine
Herde auf 100.000 Rinder heranwachsen lassen. Sein Freund und Nachbar
ist John H. Tunstall (Patric Knowles), der seit kurzem den jungen Billy
Bonney (Geoffrey Deuel) bei sich als Cowboy beschäftigt. Billy wird
gefürchtet, man sagt ihm nach, dass er bereits im Alter von 12 Jahren
den ersten Gegner erschossen hat und alle Welt kennt ihn natürlich als
"Billy the Kid".
Durch den neuen Nachbar Lawrence Murphy (Forrest Tucker) ist das
beschauliche Leben aber zu Ende. Denn der Mann strebt nach mehr Geld,
mehr Macht und nach mehr Land. Er hat den Sheriff (Bruce Cabot)
bestochen und versucht den kleinen Farmern und Ranchern das Wasser
abzugraben. Er hat sich nun auch einen Rechtsbeistand geleistet, doch
der junge AlexMcSween (Andrew Prine), der mit seiner Frau Sue (Lynda Day
George) mit der Postkutsche um, um für Murphy als Anwalt tätig zu
werden, erkennt sehr schnell die bösen Absichten seines neuen
Arbeitsgebers und schlägt sich auf die Seite von Chisum. Der wird
unterstützt von seinem langjährigen Freund James Pepper (Ben Johnson)
und einem gewissen Pat Garrett (Glenn Corbett). Durch weitere Gewalt und
Intrigen, die Murphy anwendet, macht er sich Chisum immer mehr zum
Feind. Es kommt zum Lincoln County Rinderkrieg...
Den weiteren Werdegang von Billy the Kid und Pat Garrett kann man
dann in Sam Peckinpahs "Pat Garrett jagt Billy the Kid" weiter
verfolgen, der natürlich um einiges progressiver ausfällt als McLaglens
Westernepos aus dem Jahr 1970. Epos schon alleine deshalb, weil "Chisum"
unheimlich stark in der Optik ist. Hier war William H. Clothier
Chefkameramann und der weiß, wie prächtig ein Western daherkommen muss.
Nicht umsonst ist er für zwei seiner herausragenden Arbeiten ("Alamo"
und "Cheyenne" für den Oscar nomniert worden. Für mich persönlich wirkt
"Chisum" leider etwas schwerfällig und da John Wayne zu sehr seine
übliche Rolle als überlebensgroßer Patriarch zelebriert, verliert der
geschichtliche Hintergrund leider etwas an Bedeutung. Das heißt nicht,
dass "Chisum" ein schlechter Film ist. Für einen Westernfan ist er stets
unterhaltsam und wenn man sich darauf einlässt, dass der Film mehr John
Wayne wie amerikanische Geschichte zeigt, dann wird man Gefallen finden
an "Chisum", einem der letzten klassischen Western überhaupt.
Bewertung: 6,5 von 10 Punkten.
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