Regie: Tony Richardson
Gefährliches Grenzgebiet...
Tony Richardson erhielt im Jahr 1964 für die Verfilmung des
historischen Schelmenromans "Tom Jones - Zwischen Bett und Galgen" den
Regie-Oscar. Mit seinen weiteren Filmen wie "Bitterer Honig", "Die
Einsamkeit des Langstreckenläufers" oder "Blick zurück im Zorn" schrieb
er britische Filmgeschichte und erwies sich als einer der wichtigsten
Filmemacher des britischen Free Cinema.
Sein Hollywooddebüt folgte 1965 mit "Tod in Hollywood". Die
wichtigsten Filme, die er in den USA realisierte, waren "Hotel New
Hamphsire", "Operation Blue Sky", der Jessica Lange den Schauspiel-Oscar
einbrachte und der Neo Noir "Grenzpatrouille" aus dem Jahr 1981, bei
dem ihm ausgezeichnete Charakterdarsteller wie Jack Nicholson, Warren
Oates und Harvey Keitel zur Verfügung standen.
"Grenzpatrouille" entstand in einer Zeit als das Autorenkino zwar
noch präsent war, aber sich schon im Niedergang befand und mit "Jäger
des verlorenen Schatzes" oder "Das Imperium schlägt zurück" die bis
heute andauernde Blockbuster-Ära ihren Siegeszug in den
Lichtspielhäusern einläutete.
Richardsons Neo Noir spielte leider nur 6 Millionen Dollar wieder ein, dabei kostete er dem Studio mehr als 20 Millionen Dollar.
Erzählt wird die Geschichte von Charlie Smith (Jack Nicholson), der
als Einwanderungsbeamter bei der United States Border Control an der
mexikanisch-kalifornischen Grenze beschäftigt ist. Mit seiner verwöhnten
und reichlich naiven Ehefrau Marcy (Vallerie Perrine) lebt er in einem
Wohnwagen. Marcy kann jedoch ihren Mann überreden mit ihr zusammen nach
El Paso, Texas zu ziehen. Sie kaufen sich eine Hälfte eines Bungalows,
im anderen Teil des Hauses lebt Marcys Freundin Savannah (Shannon
Wilcox) mit Ehemann Cat (Harvey Keitel), der ebenfalls bei der
Grenzpatrouille seinen Dienst tut. Sehr schnell findet der
rechtschaffene Charlie heraus, dass sowohl Cat als auch sein Boss Red in
illegale Aktionen verstrickt und reichlich korrupt und bestechbar sind.
Cat ist der Beamten, die an der Organisation der illegalen
Einwanderungen von Mexikanern beteiligt ist. An der Armut dieser
Menschen verdienen die Menschenhändler, die den Schmuggel organisieren
und viele Geschäftsleute, die so an äusserst billige Arbeitskräfte
kommen. Unter den Flüchtlingen ist auch die Mexikanerin Maria (Elpida
Carillo), die bei einem Erdbeben ihren Mann verlor und nun mit ihrem
kleinen Baby und ihrem Bruder Juan (Manuel Viescas) im Land der
unbegrenzten Möglichkeiten ihr Glück versucht. Durch seinen Job lernt
Charlie die junge Frau kennen und will ihr helfen. Während seine Frau
zuhause einem Konsumwahn verfällt und Swimmingpool, Wasserbett und
Polstergarnituren bestellt, versucht Charlie in seinem korrupten Umfeld
so etwas wie "einmal was Anständiges machen". Doch das hat tödliche
Folgen...
Tony Richardsons Film wirkt zwar nicht besonders aufregend, denn
die Geschichte bietet kaum Überraschungen. Dennoch überzeugt er als
ungewöhnlicher NeoNoir, vor allem durch die glaubwürdigen
Darstellerleistungen. So sind die Handlungen von Charlie immer
plausibel, selbst in dem Moment, in dem er auf den Vorschlag seines
Nachbars eingeht etwas vom Kuchen abzubekommen, den der Menschenhandel
abwirft.
Durch den Mißerfolg an der Kasse verschwand Richardson Film sehr
schnell in der Versenkung. Er wollte auch so gar nicht mehr in die neue
Kinolandschaft der oberflächlichen 80s passen. Große Studios übernahmen
wieder die Herrschaft. Dennoch lohnt es sich diesen Film neu für sich zu
entdecken, da er durch die Figur des Beamten Charlie Smith ganz stark
mit der schwarzen Serie verwurzelt ist: Dieser Mann, dem langsam alles
über den Kopf wächst und sein bürgerliches Leben zunehmend in eine
Sackgasse mündet. Irgendwann ist er alleine auf verlorenem Posten, denn
als Kontrolleur der Grenze ist er der Feind der illegal Einreisenden und
wird aber auch bald Feind seiner Kollegen.
Die Musik stammt von Ry Cooder und Kameramann war Ric Waite (Long Riders, Die rote Flut, City Cobra, Footloose).
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.
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