Sonntag, 26. Juli 2020

Grenzpatrouille

























Regie: Tony Richardson

Gefährliches Grenzgebiet...

Tony Richardson erhielt im Jahr 1964 für die Verfilmung des historischen Schelmenromans "Tom Jones - Zwischen Bett und Galgen" den Regie-Oscar. Mit seinen weiteren Filmen wie "Bitterer Honig", "Die Einsamkeit des Langstreckenläufers" oder "Blick zurück im Zorn" schrieb er britische Filmgeschichte und erwies sich als einer der wichtigsten Filmemacher des britischen Free Cinema.
Sein Hollywooddebüt folgte 1965 mit "Tod in Hollywood". Die wichtigsten Filme, die er in den USA realisierte, waren "Hotel New Hamphsire", "Operation Blue Sky", der Jessica Lange den Schauspiel-Oscar einbrachte und der Neo Noir "Grenzpatrouille" aus dem Jahr 1981, bei dem ihm ausgezeichnete Charakterdarsteller wie Jack Nicholson, Warren Oates und Harvey Keitel zur Verfügung standen.
"Grenzpatrouille" entstand in einer Zeit als das Autorenkino zwar noch präsent war, aber sich schon im Niedergang befand und mit "Jäger des verlorenen Schatzes" oder "Das Imperium schlägt zurück" die bis heute andauernde Blockbuster-Ära ihren Siegeszug in den Lichtspielhäusern einläutete.
Richardsons Neo Noir spielte leider nur 6 Millionen Dollar wieder ein, dabei kostete er dem Studio mehr als 20 Millionen Dollar.
Erzählt wird die Geschichte von Charlie Smith (Jack Nicholson), der als Einwanderungsbeamter bei der United States Border Control an der mexikanisch-kalifornischen Grenze beschäftigt ist. Mit seiner verwöhnten und reichlich naiven Ehefrau Marcy (Vallerie Perrine) lebt er in einem Wohnwagen. Marcy kann jedoch ihren Mann überreden mit ihr zusammen nach El Paso, Texas zu ziehen. Sie kaufen sich eine Hälfte eines Bungalows, im anderen Teil des Hauses lebt Marcys Freundin Savannah (Shannon Wilcox) mit Ehemann Cat (Harvey Keitel), der ebenfalls bei der Grenzpatrouille seinen Dienst tut. Sehr schnell findet der rechtschaffene Charlie heraus, dass sowohl Cat als auch sein Boss Red in illegale Aktionen verstrickt und reichlich korrupt und bestechbar sind. Cat ist der Beamten, die an der Organisation der illegalen Einwanderungen von Mexikanern beteiligt ist. An der Armut dieser Menschen verdienen die Menschenhändler, die den Schmuggel organisieren und viele Geschäftsleute, die so an äusserst billige Arbeitskräfte kommen. Unter den Flüchtlingen ist auch die Mexikanerin Maria (Elpida Carillo), die bei einem Erdbeben ihren Mann verlor und nun mit ihrem kleinen Baby und ihrem Bruder Juan (Manuel Viescas) im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ihr Glück versucht. Durch seinen Job lernt Charlie die junge Frau kennen und will ihr helfen. Während seine Frau zuhause einem Konsumwahn verfällt und Swimmingpool, Wasserbett und Polstergarnituren bestellt, versucht Charlie in seinem korrupten Umfeld so etwas wie "einmal was Anständiges machen". Doch das hat tödliche Folgen...



Tony Richardsons Film wirkt zwar nicht besonders aufregend, denn die Geschichte bietet kaum Überraschungen. Dennoch überzeugt er als ungewöhnlicher NeoNoir, vor allem durch die glaubwürdigen Darstellerleistungen. So sind die Handlungen von Charlie immer plausibel, selbst in dem Moment, in dem er auf den Vorschlag seines Nachbars eingeht etwas vom Kuchen abzubekommen, den der Menschenhandel abwirft.
Durch den Mißerfolg an der Kasse verschwand Richardson Film sehr schnell in der Versenkung. Er wollte auch so gar nicht mehr in die neue Kinolandschaft der oberflächlichen 80s passen. Große Studios übernahmen wieder die Herrschaft. Dennoch lohnt es sich diesen Film neu für sich zu entdecken, da er durch die Figur des Beamten Charlie Smith ganz stark mit der schwarzen Serie verwurzelt ist: Dieser Mann, dem langsam alles über den Kopf wächst und sein bürgerliches Leben zunehmend in eine Sackgasse mündet. Irgendwann ist er alleine auf verlorenem Posten, denn als Kontrolleur der Grenze ist er der Feind der illegal Einreisenden und wird aber auch bald Feind seiner Kollegen.
Die Musik stammt von Ry Cooder und Kameramann war Ric Waite (Long Riders, Die rote Flut, City Cobra, Footloose).



Bewertung: 7,5 von 10 Punkten. 

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