Sonntag, 9. November 2014

Joe - Die Rache ist sein

























Regie: David Gordon Green

Auf der Verliererstraße....

 "Joe" ist ein 2013er Film von David Gordon Green und gleichzeitig ein Beitrag aus dem Genre "White Trash". Dabei hat auch Nicholas Cage endlich auch mal wieder eine Rolle bekommen, die zu den bessseren seiner Karriere zählen dürfte. Immerhin hat der Actor, der mit "Leaving Las Vegas", "Birdy", "Im Körper des Feindes", "Bringing out the Dead","Spiel auf Zeit", "Lord of War" oder "8MM" überzeugen konnte auch schon etliche Gurken in seiner Filmographie auszuweisen.
Die Rolle des undurchsichtigen Helden Joe scheint ihm aber auf den Leib geschnitten zu sein. Dabei ist die Figur nicht unbedingt ein Sympathieträger - er war im Knast und lässt seinen treuen, geliebten Hund (natürlich ein extrem bissiger Kampfhund, wenn es sein muss) gegen andere Hunde auf Leben und Tod kämpfen. Joe neigt auch extrem zu Aggressionen - mit dem Gauner Willie (Bonnie Gene Blevins) hat er ständig Zoff. Die beiden Männer tragen ihren Kampf auch schon mal mit der Knarre aus. Immerhin steht Joe ein bisschen unter dem Schutz des Bullen Earle (AJ Wilson McPhaul), der etwas drauf schaut, dass Joe keine Dummheiten mehr macht.
Ort der Handlung ist eine Zivilisation am Rande der Zivilisation. Joe leitet eine Gruppe Männer, die im Wald schwache Bäume vergiften, um Platz für kräftigere Tannen zu machen.
Eines Tages treffen die Arbeiter im Wald den 15jährigen Gary (Tye Sheridan), der Arbeit sucht. Der Junge stellt sich willig an und so gibt ihm Joe einen Job in seinem Team. Auch Gary ist ein Aussenseiter der Gesellschaft. Er ist den Aggressionen von Wade (Gary Poulter) ausgesetzt, seinem versoffenen und gewalttätigen Vaters. So wie die Bäume, die sie vergiften, empfinden sich auch diese Männer. Nicht gut genug für irgendwas. Warum sich nun Joe diesem Jungen annimmt, wird nicht erklärt. Vielleicht gefällt dem Einzelgänger, der sich Liebe bei den Prostituierten im Ort holt, die Rolle des Vaters. Vielleicht gibts da auch Parallelen zu seinem eigenen Lebenslauf, auch wenn er einmal beiläufig erwähnt, dass dieser Junge so total anders wäre als er. Auf Empfehlung von Gary nimmt er auch Wade in sein Team auf, doch der Alte ist aufsässig und arbeitsscheu. Die Kündigung für beide erfolgt noch am selben Abend.
Doch die Wege zwischen Mann und Jungen kreuzen sich wieder. Je mehr Joe in die Verhältnisse dieser fremden Familie involviert wird, desto näher bewegt er sich auf seinen eigenen Abgrund zu. Jedes Zeichen von Aggression könnte ihn zurück ins Gefängnis katapultieren. Ein Ort, an den sich Joe unterbewusst zurückzusehnen scheint...


David Gordon Greens neuer Film spielt im Süden der USA im Milieu einer öden, heruntergekommenen Kleinstadt: In den Straßen sieht man gebrochene Persönlichkeiten, vom Leben und der Armut gezeichnet, die sich durch den trüben Alltag schleppen. Statt Solidarität herrscht Aggressivität und Ignoranz vor. Die schmuddeligen Häuser sind von scharfen Hunden bewacht, man vertraut hier besser niemandem. Der Film wirkt bei seinem Thema sehr oft überzeichnet und setzt auf teilweise drastische Szenen. In einer Sequenz als Joe zum Abreagieren ins Bordell fährt und vom bissigen Hund der Ladys an der Haustür feindselig angebellt wird, reagiert er nur noch als kranker, dissozialer Schurke. Wenn er dann in den Wagen steigt und seinen eigenen Hund mitbringt für den Kampf, während er im ersten Stock eine Nummer schiebt und das Gebell der kämpfenden Hunde unten zu hören ist, hat er zumindest meine ganzen Sympathien verscherzt. In solchen Momenten wirkt der Film sehr unangenehm, aber er macht es sich auch nicht leicht mit solchen abschreckenden grotesken Szenarien. Er hat den Mut zur Hässlichkeit. Der Laiendarsteller Gary Poulter wurde im September 2013 - also nach den Dreharbeiten - tot in seinem seichten Gewässer aufgefunden. Er war auch im echten Leben ein Obdachloser und litt an sehr starkem Alkoholismus. Vermutlich ist deshalb seine Performance so realistisch. Lobenswert neben Cage auch der junge Tye Sheridan, der nach "Tree of Life" und "Mud" seine dritte großartige Darstellerleistung absolvierte.
Gewalt und Unglück dominieren das Filmdrama, es scheint aus den tristen Verhältnissen kein Entkommen zu geben. Joe ist kein Film
über den Amerikanischen Traum, sondern über eine verarmte Region im Süden, deren Einwohner bis auf die Knochen bewaffnet, mit bloßen Händen ein Reh häuten können und zudem im Nu gewaltbereit sind. Trotz Spannung daher sehr oft plakativ und nicht klischeefrei .

Bewertung: 7 von 10 Punkten.

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