Freitag, 14. November 2014
Wenn er in die Hölle will, lass ihn gehen
Regie: John Frankenheimer
Das Schwert...
John Frankenheimer war ein sehr vielseitiger amerikanischer Regisseur, der mit "Botschafter der Angst" für mich einen der herausragenden Filme der 60er Jahre schuf. Weitere Höhepunkte seiner Karriere in den 60ern waren "Die jungen Wilden", "Der Mann, der zweimal lebte" oder "Der Gefangene von Alcatraz". In den 70ern gelang es ihm mit "French Connection 2" und "Schwarzer Sonntag" zwei sehr interessante Thriller zu inszenieren. Am Ende seiner Karriere verhalfen ihm die Filme "Ronin" und "Wild Christmas" noch einmal zu einem überraschenden Hoch. Dazwischen lag so mancher Flop - 1997 wurde ihm die zweifelhafte Ehre zuteil für "Die Insel des Dr. Moreau" eine Nominierung für die Goldene Himbeere zu erhalten. Etwas unter Wert wird seine Schaffensphase der Jahre 1979 bis 1982 geschlagen. Hier entstand der sonderbare, aber interessante Ökoschocker "Die Prophezeiung" und auch der Japan-Thriller "The Challenge" aus dem Jahr 1982, der in Deutschland unter dem reißerischen Titel "Wenn er in die Hölle will, lass ihn gehen" in die Kinos kam und immerhin 200.000 Besucher anlocken konnte. Also ein Erfolg der Marke guter Durchschnitt - und das gleiche war dem Film über zwei Schwerter im eigenen Land beschieden: Er spielte 3,6 Millionen Dollar ein, was ihm zwar keinen Platz im Ranking der erfolgreichsten 100 Filme des Jahres einbrachte - doch er lief im Anschluß auch gut in den Videotheken. Im Frühjahr 1982 brachten die großen amerikanischen Filmverleihe auch ihre A- und B-Filme auf Kassette in den Handel, wodurch das Angebot in diesen boomenden Videobibliotheken erheblich vergrößert wurde. 1983 standen in der Bundesrepublik 3664 Kinos mit 125 Millionen Besuchern nicht weniger als 4850 Videotheken mit 128 Millionen entliehenen Videos gegenüber. Damit hatte sich der Videomarkt aus dem Nichts heraus im Mediengefüge etabliert. Es dominierte der Verleih und daher ist die Erscheinung dieses Beinahe-Klassikers, der aber irgendwie im Lauf der Zeit wieder in Vergessenheit geriet, auch mit ein bisschen nostalgischem Gefühl behaftet. In der Geschichte geht es um ein Schwert, auf das zwei verfeindete Brüder Anspruch erheben. Im Grunde sind es zwei Schwerter - das eine Schwert hat einen Krieger als Gravur, das zweite eine Frau. Der Vater hat die Schwerter im Jahr 1945 in Kyoto seinem Sohn Toru Joshida (Toshiro Mifune) übergeben wollen, doch die feierliche Zeremonie wurde von dem jüngeren Bruder Hideo Joshida (Atsuo Nakamura) zerstört, der mit Gewalt die beiden Schwerter an sich riss. Durch die Kriegswirren verschwindet eines der Schwerter im Amerika und erst jetzt wurde es von Torus gelähmten Sohn ausfindig gemacht. Dieser sucht mit seiner Schwester Akiko (Donna Kei Benz) den Boxer Rick Murphy (Scott Glen) auf, der das Schwert nach Japan bringen soll. Der draufgängerische Urban Cowboy geht auf das Geschäft ein, da es lukrativ ist und scheinbar keine Risiken in sich birgt. Doch bereits am Flughafen wird er von Hideos Männer abgepasst. Hideo hat sich inzwischen zum reichen Großindustriellen empor gearbeitet und er will das Schwert unbedingt. Doch das Exemplar, dass Rick mit sich führt ist eine Fälschung, was dieser gar nicht wußte. Ehe er sich versieht, ist er schon inmitten einem erbitterten Kampf zwischen zwei ungleichen Brüdern und sehr schnell muss er sich entscheiden auf wessen Seite er stehen möchte...
Der Film wurde hauptsächlich im über 700 Jahre alten Shokuji -Tempel (im Film das Haus und Trainingscenter Yoshidas) und im internationalen Kongress-Zentrum (das Haus des Gegenspielers Hideo) gedreht. Beide Gebäude spiegeln die Gegensätze der Brüder wider. Nach dem Kinoeinsatz wurde die Videocassette um 30 Sekunden gekürzt - es waren 5 drastische Gewaltszenen. Am 31.10.1986 wurde der Film dann sogar von der Bundesprüfstelle indiziert. Erst im September 2011 wurde diese Entscheidung nach Ablauf der regulären Frist von 25 Jahren aufgehoben und somit können die Filmfans nun diesen Martial Arts Klassiker der 80er ungeschnitten sehen. Dabei macht Japans Superstar Toshiro Mifune wie immer eine gute Figur - das Szenario ist durchaus spannend und ein fernöstliches Flair sorgt für stimmungsvolle Momente. Dabei gelingt die Reflektion über den Kulturunterschied nicht ganz so gut wie beispielsweise in Sidney Pollacks großartigem "Yakuza" - dennoch wird man gut unterhalten und ist gar für einige Sekunden extrem geschockt, wenn der "Samurai" seinen Gegner mit dem Schwert einfach köpft. Sehr gut gelungen ist die Titelsequenz, in dem der Krieger sein Schwert bewundert und die Realszene in ein gemaltes Bild übergeht. Untermalt von einem sehr guten Soundtrack von Jerry Goldsmith. Das Drehbuch für den Film wurde von John Sayles (später selbst Regisseur von Filmen wie "Lone Star" oder "Passion Fish" bekannt) verfasst.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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