Regie: William Friedkin
Happy Gay Birthday...
Die erfolgreichste Schaffensphase des Regisseurs William Friedkin
war vor allem in den 70er Jahren - er feierte grandiose Welterfolge mit
seinen beiden Klassikern "French Connection" und "Der Exorzist", die mit
zum besten gehören, was dieses eh großartige Filmjahrzehnt
hervorgebracht hat. Einige seiner Filme werden allerdings etwas unter
Wert geschlagen: Da wäre einmal das hervorragende Remake von Clouzots
"Lohn der Angst" mit dem Namen "Sorcerer", aber auch "Cruising", ein
Thriller über einen Serienkiller im Schwulenmilieu ist ein äusserst
interessanter Film, in dem nicht nur der junge Al Pacino überzeugte. Es
ist aber nicht die einzige Arbeit des Filmemachers über schwules Leben.
Bereits 1969 begannen die Dreharbeiten zu "The Boys in the Band"
(deutscher Titel: Die Harten und die Zarten), der als erster Hollywood
Film in die Filmgeschichte einging, bei dem ausschließlich homosexuelle
Männer die Hauptrollen spielen. Dabei wirkt die Inszenierung sehr stark
theaterhaft - kein Wunder, denn das Drehbuch von Matt Crawley basiert
auf seinem eigenen gleichnamigen Theaterstück. "The Boys in the Band"
ist aus heutiger Sicht natürlich altmodisch, denn die Probleme, die der
Film aufgreift hat der schwule Mann von heute sicher nicht mehr. Dennoch
zählt der Film zu den Meilensteinen des Queer Cinema.
99 %
der Handlung spielt in einem begrenzten Raum - genauer gesagt in einer
Upper East Side wohnung in New York City. Dort wohnt Michael (Frederick
Combs) und trifft mit seinem besten Freund und Kumpel Donald (Leonard
Frey) Vorbereitungen für die Geburtstagsparty seines Freundes Harold
(Leonard Frey), der später vorbei kommen will. Zu den Gästen zählen die
schwulen Kumpels wie Emory (Cliff Gorman), eine extravagante Tunte und
Innenarchitekt oder das neue Paar Hank (Laurence Luckinbill) und Larry
(Keith Prentice), von denen es einer nicht so streng mit der Treue hält.
Ausserdem kommt Bernard (Reuben Greene), ein sympathischer
Buchverkäufer. Emory hat sich ein besonderes Geburtstagsgeschenk für den
exaltierten Harold einfallen lassen - er bringt den jungen, blonden
Stricher Cowboy Tex (Robert La Tourneaux) mit, der 20 Dollar für den
späteren Sex verlangt. Erschwert wird die Feier durch den Anruf von Alan
MacCarthy (Peter White), einem Jugendfreund von Michael, der nicht
wissen soll, dass Michael schwul ist . es aber vermutlich doch schon
lange weiß, weil er vielleicht selbst diese Neigungen hat. Somit ist
zwar auch ohne ihn für genug Sprengstoff gesorgt, denn die schwulen
Freunde werfen sich gerne gegenseitig die größten Gemeinheiten und
kränkenden Wahrheiten an den Kopf. Mit dem "Hetero" wird es aber noch
viel spannender und elementarer. Die Männer kommen am Ende zum Schluß,
dass sie vor ihren Neigungen nicht weglaufen können, denn sie begleitet
bis ans Lebensende. Und "Schwulsein" in der Zeit kurz nach den 68ern
wird von den Protagonisten auch unglücklich erlebt...
Es sind
gute Darstellerleistungen, alles wirkt wie in einem guten Theaterstück -
mit reichlich interessanten Dialogen, die die Akteure hier zum Besten
geben - kein Wunder, die Männer waren alle auch im realen Leben
homosexuell und konnten sich gut in die Rollen einfinden. Beim Googeln
der Schauspielernamen fällt auf, dass sehr viele Darsteller des Films
bereits verstorben sind - allesamt Opfer des Aids-Virus. Den besten
Auftritt hat vielleicht Leonard Frey als Harold, der sich in der Rolle
als schwuler und jüdischer Aussenseiter richtig suhlt und sich eine
Narrenfreiheit geschaffen hat, von der die Hauptfigur Michael noch
träumt. Denn er ertränkt sein "Unglück" kein richtiger Mann zu sein im
Alkohol und wirkt im Laufe des Abends immer destruktiver. Der Film endet
mit der Aussicht auf das nächste Wochenende, man wird so weitermachen,
weil das Leben ja eh ein ruhgier Fluß fliesst. Natürlich sind hier
reichlich Stereotypen versammelt, aber das macht den Film nicht schlecht
- im Gegenteil. Denn diese Figuren mit ihren typischen Problemen sind
auch heute noch alle ein bisschen real. Gut getroffen auch der böse
Humor der Schwulen untereinander, der im Laufe des Abends - mit
gestiegenem Alkoholpegel - immer fieser wird. Es wird zum fiesen Spass,
sich emotional ganz nackt zu machen.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen