Regie: John Crowley
Auf der Suche nach Zuhause...
Der britische Schriftsteller Nick Hornby, bekannt durch seine Bücher "Fever Pitch", "High Fidelity" und "About a boy", ist inzwischen auch ein begehrter Drehbuchautor für erfolgreiche und anspruchsvolle Hollywoodfilme. Auf sein Konto gehen die Drehbücher von Lone Scherfigs "An Education" oder "Der große Trip" von Jean Marc Vallee und jüngst überzeugte seine Arbeit für die britisch-irisch-kanadische Coproduktion "Brooklyn" von John Crowley. Bei uns erhielt der Film den Zusatz "Eine Liebe zwischen zwei Welten" und nimmt Bezug auf den Zwiespalt, mit dem die junge Irin Elis Lacey (Saoirse Ronan) Anfang der 50er Jahre konfrontiert ist. Der Film wurde dreimal für den Oscar nomniniert. Für Hauptdarstellerin Saoirse Ronan (ausgesprochen "Sheesa") war es nach "Abbitte" bereits die zweite Nominierung. Ausserdem wurde Nick Hornby nominiert und der Film wurde auch in den Kreis der besten Filme des Jahres gewählt. Tatsächlich liefert vor allem die klasse Hauptdarstellerin, die auch in Peter Jacksons "In meinem Himmel" oder in Neil Jordans "Byzantium" überzeugte, erneut eine großartige Leistung in diesem sehr schönen und rührenden Film ab.
Elis wächst in Enniscorthy, County Wexford im Südosten Irlands in einfachen Verhältnissen auf. Sie arbeitet als Verkäuferin im Laden bei der unbeliebten Miss Kelly (Brid Brennan). Doch sie hat vor ein völlig neues Leben zu beginnen. Sie wagt es - unterstützt von ihrer älteren Schwester Rose (Fiona Glascott) - nach Amerika zu gehen. Dort hat ihr der katholische Priester Father Flood (Jim Broadbent) eine Stelle in einem exklusiven Kaufhaus vermittelt. Der Abschied von ihrer Schwester und ihrer verwitweten Mutter (Jane Brennan) fällt ihr sehr schwer und tatsächlich hat sie in der neuen Heimat starkes Heimweh. Sie lebt mit anderen irischen Mädchen, die ausgewandert sind, in einem Boardinghaus, das von Madge Kehoe (Julie Walters) geleitet wird. Erst als sie bei einem irischen Tanzabend den jungen Tony Fiorello (Emory Cohen) kennenlernt, verschwindet ihre Traurigkeit. Tony kommt aus einer italienischen Familie, die Elis bald in ihr Herz schließt. Nicht nur deshalb, weil ihr von den Mädels im Boardinghaus gezeigt wurde, wie man Spaghetti isst ohne sich und den Nebenmann am Tisch zu bekleckern. Dann erhält sie aber eine schreckliche Nachricht aus der Heimat und Elis beschließt nach Irland zu reisen. Obwohl sie Tony vor der Abreise heiratet, verheimlicht sie diese Tatsache in der alten Heimat und plötzlich erscheint auch die kleine Stadt, in der sie aufwuchs, als sehr attraktiv. Ein guter Job bietet sich an und mit Jim Farrell (Domnhall Gleeson) ein attraktiver Mann aus gutem Haus...
In "Brooklyn" geht es im Grunde um eine Geschichte, die bereits Dutzende Male beschrieben worden ist - es geht um die Einsamkeit in der Fremde, um den Schock nach dem Sprung ins kalte Wasse, aber auch um die Möglichkeiten, die sich einer neuen Welt bieten. Die starke Bindung an die Heimat wird offenbar und die Heldin der Geschichte muss entscheiden, ob das Vertraute Zuhause stärker wiegt als das Gefühl der Liebe. "Home is where your heart is" könnte man sagen. Dabei ist der Film sehr einfach konzipiert, aber durchweg sympathisch. Bereits auf der Überfahrt lernt Elis die Tücken in der Fremde kennen. Lernen ist angesagt. Und "Brooklyn" hat seine Reize. Vor allem auch, wie der Stadtteil New Yorks im Film dargestellt wird - nämlich das Brooklyn der kleinen Leute. Die Wochentage sind von Arbeit geprägt, am Wochenende gehen die Mädels ins Kino, in Filme wie "Der Sieger", der ja von der alten Heimat erzählt oder in "Singin´in the Rain" von Gene Kelly. Natürlich kann man "die Liebe zwischen zwei Welten" auch mit "eine Frau zwischen zwei Möglichkeiten" übersetzen. Und es scheint so, dass das triste Leben in der Kleinstadt beim Besuch völlig neue Reize bietet. Auch Elis wird von ihrem Umfeld anders wahrgenommen. Sie strahlt viel mehr Selbstsicherheit aus. Für kurze Zeit träumt sie das Leben in Irland. Erst die böse, gehässige Miss Kelly lässt sie aufwachen. "Brooklyn" überzeugt durch sein großartiges Schauspielensemble. Neben der Hauptdarstellerin überzeugt auch im Besonderen Julie Walters, Domnhall Gleeson und Emory Cohen (The Place beyond the Pines).
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.
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