Regie: Tom Hooper
Einar und Lili...
Nach seinem Oscarsieg mit "The Kings Speech" und dem nicht weniger erfolgreichen Film-Musical "Les Miserables" gelang Tom Hooper mit "The Danish Girl" nun sein dritter kommzieller Filmerfolg. Obwohl die tragische Geschichte der dänischen Malerin Lili Elbe eher schwere Kost bedeutet, fand Tom Hooper eine sehr publikumswirksame Aufbereitung des Stoffes. Lili Elbe, die am 28. Dezember 1882 in Velje (Dänemark) als Einar Mogens Wegener geboren wurde, verstarb im Alter von 48 Jahren am 12. September 1931 in Dresden nach einer Geschlechtsoperation. Lilis bzw. Einars Geschichte ist auch die Geschichte von Gerda Wegener geb. Gottlieb, die im Jahre 2004 den Maler Einar kennenlernte und ihn heiratete. Dabei ließ Tom Hooper eher verstörende Elemente aus der Geschichte weg und so wird im Film die Tatsache verschwiegen, dass Einar Wegener sowohl mit männlichen als auch mit weiblichen Geschlechtsorgangen geboren wurde. Wegener war daher nicht transsexuell, sondern intersexuell. Im Film wird dies dahingehend verändert, dass Einar und Gerda eine scheinbar ganz normale Ehe als Mann und Frau führen. Auch Gerdas lesbischen Anteile kommen im Film nicht vor. Durch diese Angleichung an die Norm erreicht Hooper natürlich beim Kinopublikum eine höhere Identifikation und eine größere Akzeptanz der Geschichte.
Mit den beiden Hauptdarstellern Eddie Redmayne und Alicia Vikander verbuchte der Regisseur einen unschätzbaren Glücksgriff, denn die Leistungen beider Schauspieler sind großartig - auch wenn Redmayne gelegentlich etwas zu künstlich und übertrieben agiert. Aber dies sei ihm verziehen, angesichts vieler großen Szenen. Wobei die schwedische Senkrechtstarterin Alicia Vikander sogar noch mehr überzeugt - dafür gabs auch gerechterweise einen Oscar als beste Nebendarstellerin, auch wenn ihre Rolle streng genommen eine echte Hauptrolle ist.
Im Film wirkt die Geschichte, die sich in den Jahren 1904 bis 1930 abspielt, sehr gestrafft und erst durch die Recherche über die echte Lili Elbe wird bewusst, dass sich die Veränderung dieser Ehe und die Entwicklung von Einar zu Lili über Jahrzehnte vollzogen hat. Im Film selbst vollzieht sich dies viel schneller.
Einar Wegener (Eddie Redmayne) ist zunächst der größere und angesehenere Maler. Seine Frau Gerda (Alicia Vikander) hat da schon mehr Probleme, sie malt zwar gut - aber irgendwie fehlt ihr das große Thema. Als eines Tages Gerdas Modell ausfällt, bittet sie ihren Mann darum in die Frauenkleider zu schlüpfen. Mit ungeahnten Folgen - Einar entdeckt einen versteckten Reiz, der sich bald zum Wunsch verstärkt immer öfter Frauenkleider anzuziehen. Doch dies genügt nicht - als das bislang sehr glückliche Paar auf eine Künsterparty eingeladen wird, richtet Gerda ihren Ehemann als Einars Cousine "Lili" her. Und der als Frau verkleidete wirkt so anziehend, dass er mit dem attraktiven Henrik (Ben Whishaw) gleich einen Verehrer gewinnen kann, der einen Kuß einfordert. Diese neuen Gefühle machen Angst, doch dieses Rollenspiel wird immer dominanter und die weibliche Seite bekommt immer mehr Oberhand. Gerda kann künsterlisch zuerst von der Neigung ihres Mannes profitieren - ihre Bilder, die "Lili" zeigen, werden hochgelobt. Kein Mensch weiß, dass hinter dem Modell "Lili" Ehemann Einar steckt. Ein Psychiater erkennt ein schizophrenes Muster und obwohl Gerda immer zu ihrem Mann hält, wird die Entwicklung ihres Mannes hin zu "Lili" in der privaten Gemeinsamkeit zur Zerreißprobe. Um näher an das Problem zu kommen, macht sie ein Treffen Einars mit seinem Jugendfreud Hans Axgil (Matthias Schoenartz) möglich. Im Februar 1930 entscheidet sich Lili sich im Institut für Sexualwissenschaft von Magnus Hirschfeld in Berlin von dem angesehen Gynäkologen Kurt Warnekos (Sebastian Koch) operieren zu lassen. Sie will auch körperlich nur noch Frau sein. Doch die Operation gilt als sehr gefährlich...
und bis zum Schluß bleibt Gerda an Lilis Seite. Was aber auch nicht den Tatsachen entspricht, da die Ehe bereits 1930 von dänischen König annuliert wurde und Gerda bereits zu Lilis lebzeiten den wesentlich jüngeren Offizier und Piloten Fernando Porta ehelichte und mit ihm in Marocco lebte. Dort erfuhr sie auch vom Tod Lilis in der Dresdner Frauenklinik nach einer Uterustranplanation. Im Film wird dies auch zugunsten eines dramaturgisch starken Abgangs und Abschieds verschwiegen. Aber ich denke man sollte Tom Hooper für diese Freiheiten nicht allzu sehr kritisieren. Denn selbst in dieser glatteren Version ist die Geschichte einer Frau, die im falschen Körper wohnt, stellenweise sehr niederziehend, hoffnungslos und traurig. Man ahnt, dass dieses Dilemma sicher nicht in ein Happyend mündet. Erwahenswert ist die Klasse von Szenenbild und Ausstattung. Auch Kameramann Danny Cohen, für Kings Speech ebenfalls mit dem Oscar belohnt, liefert eine überzeugende Leistung ab. In einer Nebenrolle ist Horror-Ikone-Girl Amber Heard zu sehen.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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