Regie: Lars Kraume
Der Eichmann Jäger...
Nach Giulio Ricciarellis "Im Labyrinth des Schweigens" kommt nun schon der zweite Film über Generalstaatsanwalt Fritz Bauer ins Kino. Der Film von Regisseur Lars Kraume hat aber nicht die berühmten Auschwitzprozesse zum Thema, sondern thematisiert Bauers Jagd auf den Naziverbrecher Adolf Eichmann und kombiniert dieses Thema mit dem berüchtigten Schwulenparagraphen 175, der sexuelle Handlungen zwischen 2 Männern unter Strafe stellte, der vor allem im dritten Reich für drastische Strafen sorgte. Leider wurde er aber in den Nachkriegsjahren nicht gleich abgeschafft und war immer noch eine Straftat, die allerdings unterschiedlich von den Richtern geahndet wurde. Während einige Richter damals schon große Bedenken hatten den ihrem Rechtsempfinden widersprechenden § 175 anzuwenden - so verurteilte ein Landesrichter in Hamburg zwei Männer nur zu einer Ersatzgeldstraft von 3 DM - legten andere aber einen besonderen Ehrgeiz bei der Strafverfolgung von "Perversen" an den Tag. In Frankfurt beispielsweise endete eine Verhaftungswelle mit einigen Selbstmorden und Fluchten ins Ausland. Viele der Beschuldigten in der damaligen Zeit verlieren ihre gesicherte Existenzgrundlage, da sie auch am Arbeitsplatz mit diesem Ruf nicht mehr haltbar sind. Man hält es für sehr wahrscheinlich, dass Fritz Bauer auch homosexuell war, aber man konnte ihm nie etwas nachweisen. Es blieb ein Gerücht und Lars Kraume macht diesen möglichen Persönlichkeitszug zu einem Thema seines Films. Allerdings vornehmlich durch den jungen Staatsanwalt Karl Angermann (Ronald Zehrfeld), der das Vertrauen von Fritz Bauer (Burkhart Klaußner) gewinnen kann. Die erste Szene zeigt einen Notfall. Bauers Fahrer finden den Chef leblos in der Badewanne. Daneben einige Tabletten. Der Generalstaatsanwalt kommt zwar durch, auch wenn seine Widersacher Oberstaatsanwalt Kreidler (Sebastian Blomberg) und Paul Gebhardt (Jörg Schüttauf) von Bundeskriminalamt schon heimlich triumphieren, weil sie hoffen, dass der Nazijäger endlich seinem Job gesundheitlich nicht mehr gewachsen ist. Doch der unbequeme Mann erholt sich - und kann so weiter sein Ziel verfolgen Adolf Eichmann (Michael Schenk) aufzuspüren, um ihm in Deutschland den Prozess machen zu können. Doch er weiß, dass im Nachkriegsdeutschland und im Wirtschaftswunderland keiner so richtig Interesse hat die Vergangenheit aufzuarbeiten, geschweige denn möchte, dass die Nazis, die wieder in hohen Ämtern sitzen, aufgedeckt werden. Angermann hat einen § 175 Prozess vor sich, bekommt von Bauer einen Präzidenzfall aus Hamburg genannt und lernt daraufhin die junge Victoria (Lilith Stangenberg) kennen, die im "Kokett" auftritt und sich als Transvestit herausstellt...
Und diese Geschichte ist leider ein bisschen die Schwachstelle des ansonsten klasse gemachten Politthrillers aus deutschen Landen, der ruhig in einem Atemzug mit "Das Leben der Anderen" genannt werden kann, denn er schafft es deutsche Gesichte sehr spannend zu erzählen. Meines Erachtens ist zwar die Verquickung mit dem § 175 extrem interessant, scheitert aber an der schwammigen Ausführung, denn Victoria ist kein Mann und so hat man Mühe die Verfehlung des Staatsanwalt in diesem Schwulenparagraphen richtig einzuordnen und auch eine Verbindung zu Bauers möglicher Sexualpräferenz zu sehen. Der Film tut dies aber trotzdem. Dennoch...ist das Kritik auf hohem Niveau, denn ansonsten ist der Film sehr sehenswert und wird mühelos von Hauptdarstleller Burkhart Klausner mit perfektem Method Acting getragen. Seltsam, dass gerade er keinen Bundesfilmpreis bekam, obwohl der Film sechs Auszeichnungen erhielt. Gerade der Mann, der dem Film den Stempel aufdrückt ging leer aus. Schade, denn Klaußner ist klasse. Obwohl ich die ganz andere, bescheidenere und zurückhaltendere Performance des leider viel zu früh verstorbenen Gert Voss in "Labyrinth des Schweigens" ebenso beeindruckend fand. Klaußners Fritz Bauer ist knorrig und dominanter, es schimmert aber immer auch der Menschenfreund heraus. Diese Darstellung bügelt ein paar Schwächen der Story komplett aus. Am Ende ist man als Zuschauer begeistert deutsche Nachkriegsgeschichte gesehen zu haben.
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.
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