Regie: Akira Kurosawa
Welten unter dem Regenbogen...
Nach seinen beiden 80er Jahre Erfolgen "Kagemusha" und "Ran" war
Akira Kurosawas Nachfolgefilm "Träume" aus dem Jahr 1990 um ein
wesentliches intimer und persönlicher.
Es ist nicht der Dialog, der hier dominiert, sondern die großartige
visuelle Gestaltung der 8 Episoden. Dabei ist das Hauptthema dieser 8
Geschichten die Magie und Kurosawa stellt der Realität eine gewisse
Parallelwelt gegenüber, beide Komponenten sind ebenbürtig. Chronologisch
geordnet fängt alles mit "Sonne, die durch den Regen scheint" ein. Das
Ich des Erzählers ist in dieser Episode ein kleiner Junge (Toshihiko
Nakano), der trotz des Verbots der Mutter (Mitsuko Baisho) in den Wald
läuft, um dort die Hochzeit der Füchse zu beobachten. Als der Junge von
den Füchsen entdeckt wird, sind sie sehr wütend. Die Mutter will ihn
erst wieder bei sich aufnehmen, wenn er die Füchse erfolgreich um
Verzeihung bitten konnte. Also wandert der Junge zum Regenbogen, der
Heimat der Füchse. Ein sehr mystisches Märchen mit einer dunklen Note
und im "Pfirsich Garten" geht es ähnlich geisterhaft weiter. Denn es
sind Geister, die Hina Puppen des Ahnenaltars, die ein letztes Mal
Kontakt mit dem Jungen (Mitsunori Izaki) aufnehmen. Sie verschwinden,
weil die Eltern alle Pfirsich Bäume abgeholt haben. Bei einem
"Schneesturm" werden vier Bergsteiger in Lebensgefahr gebracht. Eine
Eisfee (Misato Tate) versucht den einzigen Mann, der noch wach ist, in
den Schlaf zu ziehen. Doch der widersteht, kann die anderen retten. "Der
Tunnel" nimmt Bezug auf den Weltkrieg der 40er Jahre und auf die vielen
gefallenen Kameraden. Einzig und allein der Offizier hat die Schlacht
überlebt. Er kommt zu einem Tunnel. Zuerst kommt ein Hund heraus, der
sehr feindselig ist. Dann ein einzelner Soldat, der eigentlich nicht
hier sein dürfte. Denn er ist tot. Als anschließend die Geister aller
gefallenen Soldaten auftauchen, bricht der Offizier weinend zusammen. Er
hat den Befehl gegeben und seine Kompanie in den Tod geschickt. Es ist
auch sein Befehl, der sie dann zum Abzug befähigt. Etwas aus dem Rahmen
fällt "Krähen" - dort betritt ein Student ein Museum, die eine Van Gogh
Ausstellung macht. Er kann in ein Bild eintauchen und dort in dieser
Fantasiewelt trifft er auf den Künstler Van Gogh (Martin Scorsese).
"Fujijama in Rot" zeigt die Explosion eines Kernkraftwerks. Dies zieht
die Zerstörung der Erde nach sich. In der Geschichte Nr. 7 trifft das
Ich (Akira Terao) auf ein gehörntes menschliches Wesen mit dämonischen
Anteilen. "Der weinende Menschenfresser" (Chosuke Ikariya) ist zu ewigen
Schmerzen verdammt, wie andere Dämonen. Erlösung und einen Ausweg gibt
es im letzten Part des Films, der im "Dorf der Wassermühlen" spielt.
Dort zeigt Kurosawa eine wunderschöne Landschaft mit zufriedenen
Memschen. Dieses Glück, so sagt der alte Mann (Chishu Ryu) gewinnt man
in der Einfachheit...
Mit "Träume" ist Akira Kurosawa ein sehr interessantes und auch
weises Alterswerk geglückt. Man spürt die künstlerische Kraft, die
hinter diesem Projekt gesteckt hat. Wirklichkeit und Traum geben sich
die Hand und man spürt eine Macht, die von unserem Tellerrand aus nicht
zu sehen ist. Dinge, die wir mit dem Verstand gar nicht erklären können,
die aber dennoch einen Teil unseres Lebens ausmachen und uns prägen. So
auch beispielsweise die magischen Kinderaugen, die das "Ich" in ganz
jungen Jahren noch hat und ihn Dinge fühlen lässt, die der Erwachsene
dann irgendwann auf seinem Weg vergessen hat. So ist auch "Sonne, die
durch den Regen scheint" auch meine absolute Lieblings-Episode. Auch
wenn die anderen Szenen auch super gelungen sind.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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