Freitag, 14. Dezember 2018

Die Emigranten - Das neue Land

























Regie: Jan Troell

Ins gelobte Land auswandern...

"Dies ist die Erzählung über einige Menschen, die aus ihrer Heimat Ljuder im Smaland nach Nordamerika auswanderten. Im Jahr 1844 hatte die Gemeinde Ljuder 1.925 Einwohner. Innerhalb von 100 Jahren hatte sich die Bevölkerung verdreifacht. Ausser den landbearbeiteten Bauern und Kleinbauern gab es dort noch 39 Handwerker, 92 Personen auf dem Altenteil und 11. Soldaten. Desweiteren 274 Knechte und Mägde, 23 herumwandernde Knechte, 104 Armenhäusler, 60 Gebrechliche, 5 geistig Zurückgebliebene, 3 Idioten, 3 Huren und 2 Diebe.
Vier Männer führten Kraft ihres weltlichen und geistigen Amtes die Gemeinde: Der Propst Brusander, der Lehnsmann der Krone Lönnegren, der Gutsbesitzer Ritter und Leutnant Paul Rudeberg sowie der Kaufmann Per Persson. Es war dort so, wie in allen Gemeinden jener Zeit" - so beginnt das Auswandererepos "Emmigranten" von Jan Troell aus dem Jahr 1971. Der schwedische Regisseur schob ein Jahr später mit "Das neue Land" eine ebenso meisterhafte Fortsetzung nach.
Vergleichbar ist der Oscarnominierte Monumentalfilm (Die Emmigranten hat eine Laufzeit von 171 Minuten, Das neue Land dauert 204 Minuten) mit dem ambitionierten deutschen Meisterwerk "Die andere Heimat" von Edgar Reitz.
Dabei hat der Regisseur auch die Funktion des Kameramannes übernommen und es gelangen ihm wunderbare Bilder. Doch inmitten dieser superben Schönheit herrscht die große Armut und die Menschen in dieser Zeit hoffen auf ein besseres Leben. Es herrschen Hungersnöte und auch der Bauer Karl Oskar Nilsson (Max von Sydow) und seine junge Frau Krisina (Liv Ullman) haben den kleinen Bauernhof von seinen Eltern übernommen. Schon bald droht die große Verschuldung, denn die Ernten sind schlecht und der Boden ist karg. Die Naturgewalt in der Form eines Blitzes zerstört auch den Schuppen mit dem Getreide für den Winter. Hunger ist angesagt. Karl Oskars Jüngerer Bruder Robert (Eddie Axberg) ist an Bildung interessiert, er liest sehr gerne und vom Naturell sehr sensibel. Er träumt von Amerika, seit er etwas über dieses neue Land gelesen hat. Dort sollen alle Menschen gleich sein. Bei seiner Anstellung als Knecht freundet er sich mit dem gutmütigen Arvid (Pierre Lindstedt) an, der ebenfalls Knecht ist und eher der Aussenseiter ist. Von seinem Hofbauer wird Robert so geschlagen, dass er einen bleibenden Schaden am Ohr davon trägt. Bei einer weiteren Körperverletzung sorgt Karl Oskar dafür, dass Robert dort nicht mehr knechten muss. Die Brüder sind zwar grundverschieden, aber der Traum von Amerika wächst in beiden immer stärker. Auch der Fundamentalist Danijel Andersson (Allan Edwall) trägt sich mit dem Gedanken gemeinsam mit seiner Frau Inga Lena (Ulla Smidje) und anderen Glaubensbrüdern und -schwestern (u.a. Monica Zetterlund, Eva Lena Zetterlund) auszuwandern, da ihm von Gesetz wegen untersagt wird religiöse Treffen bei sich zu Hause abzuhalten. Als die älteste Tochter von Karl Oskar und Kristina in einem Hungerwinter stirbt, entscheidet sich auch Kristina dafür einen neuen Anfang in einem Land über dem Meer zu wagen. Doch auch die Überfahrt am Bord eines kleines Segelschiffs fordert ihren Tribut. Bald merken die Neubürger, dass der Traum von Amerika sich von der Realität auch massgeblich unterscheidet. Robert und Arvid versuchen sich als Goldgräber, Karl-Oskar und Kristina ziehen mit ihren Kindern nach Minesota und kaufen ein fruchtbares Land im Indianergebiet. Aber die Schicksalsschläge lassen nicht lange auf sich warten...







Die Inszenierung setzt auf Ruhe und Klarheit. Man hat das Gefühl, dass in der heutigen Kinolandschaft so etwas visionäres-großes einfach fehlt. Troell hat hier zweifelsohne ein großartiges Meisterwerk abgeliefert, dass auch heute noch unglaublich fasziniert, weil alles so lebensecht und intim wirkt und man einen tiefen Einblick in diese Zeit der großen Abwanderung aus Europa erhält. Dazu ist jede Szene vorbildlich gestaltet und immer mehr wirkt die Geschichte regelrecht aufsaugend und extrem bewegend. In "Nybyggarna" wählte Troell für die Rückblende, die vom Schicksal Roberts und Arvids berichten, eine magische Komponente, die fast ohne Ton auskommt und nur die Bilder sprechen lässt. Ganz beiläufig gelingt es Troell auch noch ein realistisches Bild über die Vertreibung der Indianer zu zeichnen. Die überfallen zwar brutal die Siedlung und töten auf schreckliche Weise auch Frauen und Kinder, werden aber in einer blutigen Vergeltungsaktion bei einer Massenhinrichtung durch die Armee erhängt. Der Regisseur hat sich Zeit genommen das Leben dieser Familie Nilsson zu beschreiben und keine Minute ist zuviel. Der Film verzichtet auf die üblichen dramaturgischen Kniffe und schafft eine faszinierende Atmosphäre. Wer diese beiden Film einmal gesehen hat, wird sie nie vergessen.







Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen