Regie: Jean-Marc Vallee
Zacharys Coming out...
Der bekannteste Film des kanadischen Filmregisseurs
Jean-Marc Vallee ist der Aids-Film "Dallas Buyers Club", der den beiden
Darstellern Matthew McConaughey und Jared Leto den Schauspiel-Oscar
bescherte. Sein erster Filmerfolg lag da aber bereits 8 Jahre zurück. Im
Jahr 2005 konnte er mit "C.R.A.Z.Y. - Verrücktes Leben" einen echten
Kinohit in Kanada landen, der in dort sogar besser lief als Harry
Potter.
"C.R.A.Z.Y. steht natürlich für verrückt, aber es sind auch die
Anfangsbuchstaben der fünf Söhne der Familie Beaulieu aus Quebeck. C
steht für Cristian (gespielt von Maxime Tremblay und Jean-Alexandre
Letourneau) , R für Raymond (gespielt von Pierre Luc Brillant und
Antoine Cote Potvin), A für Antoine (gespielt Alex Gravel und Sebastien
Blouin), Z für Zachary (Marc-Andre Grondin und Emile Vallee) und Y für
den Nachzügler Yvan (Felix Antoine Despatie und Gabriel Lalancette).
Alle fünf total unterschiedlich - der Vater Gervais (Michel Cote) ist
musikbegeistert und schwärmt für Patsy Cline (Crazy Nr. 3, denn ihr
gleichnamiger Hit begleitet die Story, die sich über 20 Jahre hinzieht)
und den großen französischen Chansonier Charles Aznavour - er kann alle
Lieder von ihm nachsingen und gibt sein Gesangstalent auch bei jeder
Familienfeier zum Besten. Der viertälteste Sohn Zachary wird an
Weihnachten geboren und spielt die Hauptrolle in dem Film. Seine Mutter
Laurianne (Danielle Proulx) glaubt aufgrund dieses Geburtstages und
seines Muttermals am Hinterkopf, dass der Junge mit übersinnlichen und
göttlichen Eigenschaften gesegnet ist und geht davon aus, dass der Junge
diese Kräfte einsetzen könnte um Kranke zu heilen. Beide Elternteile
sind sehr liebevoll zu ihren Kindern, doch der Vater hat Angst, dass die
Mutter Zachary zu sehr verweichlicht erzieht. Er will, dass der Junge
entweder Musiker oder Sportler wird. Dies macht sich auch in den
Weihnachtsgeschenken deutlich. Der Junge bekommt nie, was er sich
wirklich wünscht. Eines Tages entdeckt der Vater ihn, wie er in den
Kleidern der Mutter das kleine Brüderchen umsorgt und vom Weinen
beruhigt. Cristian ist der Intelektuelle der Jungs, Antoine eine
Sportskanone und Raymond ist der Checker - er hat sehr früh Freundinnen
und kränkt den jüngeren Zack immer wieder mit homophoben Sprüchen, die
Zack besonders kränkend verarbeitet, denn der Bruder sieht in ihm einen
Schwulen. Und tatsächlich ist da auch viel Wahrheit dabei, aber der
Junge kann nicht damit umgehen "anders zu sein" als seine Brüder. So
geht er im Laufe der Jahre auch eine Beziehung mit einem Mädchen ein und
er unterdrückt lange Zeit den Wunsch seine Homosexualiät auszuleben.
Dies gelingt erst reichlich spät. Zachary muss zuerst auf eine Reise
nach Europa und macht anschließend noch eine Stippvisite nach Israel,
weil seine Mutter immer schon vom heiligen Land geschwärmt hat. Als er
nach Hause kommt, liegt Raymond mit einer Überdosis Drogen im
Krankenhaus...
"C.R.A.Z.Y. ist nicht nur ein sehr gelungener Coming of Age/Coming
out Film, sondern erweist sich auch als sehr intensive Familienchronik
mit echten Charakteren. Zeitgleich wird die Epoche, in der die
Geschichte spielt, wieder sehr lebendig und man kann sich vielleicht in
irgendeiner Weise mit der einen oder anderen Filmfigur gut
identifizieren. Dabei ist die Liebe zum Detail erkennbar und dies sorgt
für Tiefgang, für eine schöne melancholische Stimmung und auch für einen
leisen Humor. "C.R.A.Z.Y. ging als kanadischen Beitrag für den besten
ausländischen Film ins Oscarrennen, konnte sich aber leider nicht unter
die letzten fünf Nominierungen platzieren. Aber er wurde als bester
ausländischer Film für den europäischen Filmpreis nominiert und bekam
von der Filmbewertungsstelle Wiesbaden das hohe Prädikat "Besonders
wertvoll" verliehen. Bei den 26. Genie Awards (kanadischer Filmpreis)
gewann der Film von Jean-Marc Vallee sagenhafte 11 Auszeichnungen, zwei
davon gingen an die famosen Elterndarsteller Michel Cote und Danielle
Proulx.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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