Montag, 13. April 2020

C.R.A.Z.Y. - Total verrückt

























Regie: Jean-Marc Vallee

Zacharys Coming out...

Der bekannteste Film des kanadischen Filmregisseurs Jean-Marc Vallee ist der Aids-Film "Dallas Buyers Club", der den beiden Darstellern Matthew McConaughey und Jared Leto den Schauspiel-Oscar bescherte. Sein erster Filmerfolg lag da aber bereits 8 Jahre zurück. Im Jahr 2005 konnte er mit "C.R.A.Z.Y. - Verrücktes Leben" einen echten Kinohit in Kanada landen, der in dort sogar besser lief als Harry Potter.
"C.R.A.Z.Y. steht natürlich für verrückt, aber es sind auch die Anfangsbuchstaben der fünf Söhne der Familie Beaulieu aus Quebeck. C steht für Cristian (gespielt von Maxime Tremblay und Jean-Alexandre Letourneau) , R für Raymond (gespielt von Pierre Luc Brillant und Antoine Cote Potvin), A für Antoine (gespielt Alex Gravel und Sebastien Blouin), Z für Zachary (Marc-Andre Grondin und Emile Vallee) und Y für den Nachzügler Yvan (Felix Antoine Despatie und Gabriel Lalancette). Alle fünf total unterschiedlich - der Vater Gervais (Michel Cote) ist musikbegeistert und schwärmt für Patsy Cline (Crazy Nr. 3, denn ihr gleichnamiger Hit begleitet die Story, die sich über 20 Jahre hinzieht) und den großen französischen Chansonier Charles Aznavour - er kann alle Lieder von ihm nachsingen und gibt sein Gesangstalent auch bei jeder Familienfeier zum Besten. Der viertälteste Sohn Zachary wird an Weihnachten geboren und spielt die Hauptrolle in dem Film. Seine Mutter Laurianne (Danielle Proulx) glaubt aufgrund dieses Geburtstages und seines Muttermals am Hinterkopf, dass der Junge mit übersinnlichen und göttlichen Eigenschaften gesegnet ist und geht davon aus, dass der Junge diese Kräfte einsetzen könnte um Kranke zu heilen. Beide Elternteile sind sehr liebevoll zu ihren Kindern, doch der Vater hat Angst, dass die Mutter Zachary zu sehr verweichlicht erzieht. Er will, dass der Junge entweder Musiker oder Sportler wird. Dies macht sich auch in den Weihnachtsgeschenken deutlich. Der Junge bekommt nie, was er sich wirklich wünscht. Eines Tages entdeckt der Vater ihn, wie er in den Kleidern der Mutter das kleine Brüderchen umsorgt und vom Weinen beruhigt. Cristian ist der Intelektuelle der Jungs, Antoine eine Sportskanone und Raymond ist der Checker - er hat sehr früh Freundinnen und kränkt den jüngeren Zack immer wieder mit homophoben Sprüchen, die Zack besonders kränkend verarbeitet, denn der Bruder sieht in ihm einen Schwulen. Und tatsächlich ist da auch viel Wahrheit dabei, aber der Junge kann nicht damit umgehen "anders zu sein" als seine Brüder. So geht er im Laufe der Jahre auch eine Beziehung mit einem Mädchen ein und er unterdrückt lange Zeit den Wunsch seine Homosexualiät auszuleben. Dies gelingt erst reichlich spät. Zachary muss zuerst auf eine Reise nach Europa und macht anschließend noch eine Stippvisite nach Israel, weil seine Mutter immer schon vom heiligen Land geschwärmt hat. Als er nach Hause kommt, liegt Raymond mit einer Überdosis Drogen im Krankenhaus...




"C.R.A.Z.Y. ist nicht nur ein sehr gelungener Coming of Age/Coming out Film, sondern erweist sich auch als sehr intensive Familienchronik mit echten Charakteren. Zeitgleich wird die Epoche, in der die Geschichte spielt, wieder sehr lebendig und man kann sich vielleicht in irgendeiner Weise mit der einen oder anderen Filmfigur gut identifizieren. Dabei ist die Liebe zum Detail erkennbar und dies sorgt für Tiefgang, für eine schöne melancholische Stimmung und auch für einen leisen Humor. "C.R.A.Z.Y. ging als kanadischen Beitrag für den besten ausländischen Film ins Oscarrennen, konnte sich aber leider nicht unter die letzten fünf Nominierungen platzieren. Aber er wurde als bester ausländischer Film für den europäischen Filmpreis nominiert und bekam von der Filmbewertungsstelle Wiesbaden das hohe Prädikat "Besonders wertvoll" verliehen. Bei den 26. Genie Awards (kanadischer Filmpreis) gewann der Film von Jean-Marc Vallee sagenhafte 11 Auszeichnungen, zwei davon gingen an die famosen Elterndarsteller Michel Cote und Danielle Proulx.





Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

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