Regie: Joel Coen
Ein ewiger Verlierer...
2001 drehten die Coen Brothers mit "The Man who
wasn´t there" einen lupenreinen Film Noir und ganz stilgerecht in
schwarz-weiß. Kameramann war Roger Deakins (Die Verurteilten, Fargo,
Kundun, Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford; No
Country for old Men, Der Vorleser, True Grit, Skyfalls, Prisoners,
Unbroken, Sicario), der 2018 endlich den langersehnten Oscar als bester
Kameramann für "Blade Runner 2049" erhielt und zwei Jahre später für
"1917" erneut ausgezeichnet wurde. "The Man who wasn´t there" wurde in
Cannes mit dem Regiepreis für Joel Coen ausgezeichnet, doch das große
Geld spielte der ambitionierte Kunstfilm nicht ein. Bei einem Budget von
fast 20 Millionen machte er in etwa der gleichen Summe Umsatz.
Die Coens führen uns zurück in die 40er Jahre und
damit auch in die Hochphase der Schwarzen Serie. Tragischer Held der
Geschichte ist der ruhige und besonnene Friseur Ed Crane (Billy Bob
Thornton), der in Santa Rosa, Kalifornien lebt. Dort lebten auch zur
gleichen Zeit die Newtons, die von ihrem Onkel Charles Oakley besucht
werden (siehe Hitchcocks "Im Schatten des zweifels"). Aber zurück zu Ed,
der mit der anspruchsvollen wie mürrischen Doris (Frances McDormand)
sehr unglücklich verheiratet ist. Doris ist Buchhalterin bei "Big Dave"
Brewster (James Gandolfini) mit dem sie ein heimliches Verhältnis hat.
Auch Brewsters Frau Anne Nirdlinger (Katherine Borowitz) hat keine
Ahnung vom Fremdgehen ihres Gatten. Doris hat auch Alkoholprobleme, was
Ed zusätzlich zu schaffen macht. Tagein, tagaus arbeitet er im kleinen
Friseurladen seines Schwagers Frank (Michael Badalucco). Eines Tages
macht er dem Vertreter Creighton Tolliver (Jon Polito) die Haare, der
ihm von einer genialen Geschäftsidee mittels einer neuen Technologie
namens chemische Reinigung erzählt. Tollivers Sponsor ist abgesprungen
und nun sucht der einen neuen Investor, der 10.000 Dollar in das
Geschäft steckt. Als Ed kurze Zeit später den Seitensprung seiner Frau
entdeckt, erwacht ihn ihm die Idee den Liebhaber Brewster um genau
dieses Geld zu erpressen. Anonym schreibt er ihm einen Erpesserbrief,
indem er diese Summe fordern - ansonsten würde der hintergangene Ehemann
die ganze Wahrheit erfahren. Tatsächlich zahlt Brewster die Summe, doch
dann überschlagen sich die Ereignisse...
Alles endet in der Todeszelle. Ed Crane ist der
geborene Verlierer. Stets ruhig und bescheiden auf alles reagiert. Nur
einmal versucht er aus diesem tristen Trott auszubrechen, denn seine Ehe
mit Doris funktionierte schon lange nicht mehr. Stattdessen verguckt er
sich sich in eine wesentlich jüngere Frau - gespielt von der Scarlett
Johansson. Doch sein Plan geht nicht auf, denn es entwickeln sich immer
mehr ungeahnte Dynamiken. Die Coen Brothers liefern eine gekonnte
Hommage an den Film Noir ab und Billy Bob Thornton ist in einer seiner
besten Rollen zu sehen. Überhaupt ist das ganze Ensemble herrlich
aufgelegt - als windiger Anwalt Freddy Riedenschneider ist Tony Shalhoup
zu sehen, auch Richard Jenkins und Jennifer Jason Leigh sind in
Nebenrollen zu sehen.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.