Regie: Claude Chabrol
Familiengeheimnisse...
Claude Chabrols "Der zehnte Tag" heißt im Original "La Décade prodigieuse" und entstand im Jahr 1971 nach dem Roman von Ellery Queen. Der Film entstand in Chabrols kreativster Schaffensphase Ende der 60er Jahre bis Mitte der 70er Jahre - in dieser Zeit entstanden Genreperlen wie "Das Biest muss sterben", "Der Schlachter" oder "Der Riß". "Der zehnte Tag" ist ebenfalls ein sehr interessanter, aber auch sehr skurriler Film geworden und beginnt mit dem Aufwachen des jungen Bildhauers Charles van Horn, gespielt von US-Schauspieler Anthony Perkins, in einem Pariser Hotel. Charles ist blutverschmiert und weiß nicht, wie er in das Hotel gelangte. In seiner Hilflosigkeit tätigt er einen Anruf bei seinem ehemaligen Professor Paul Regis (Michel Piccoli) an, der in Paris wohnt. Nur er kann ihm aus der Patsche helfen. Tatsächlich kommt Regis vorbei, möchte auch auf Charles Bitten die noch offene Hotelrechnung begleichen. Doch die wurde bereits bezahlt, Charles kann sich auch daran nicht mehr erinnern. Aber er lädt Paul zu sich nach Hause ein. Er wohnt gemeinsam mit seinem Vater Theo van Horn (Orson Welles) und dessen Frau Helene (Marlene Jobert) in einem riesigen Schloß im Elsass. Dort wird Paul nichtsahnend in eine sehr vertrackte Familientragödie hieneingerissen. Hinter dem großen Luxus und dem riesigen Vermögen verbergen sich fatale Geheimnisse, die im Laufe des Besuchs langsam aber sicher offengelegt werden. Paul erfährt, dass Charles als Baby von Theo van Horn adoptiert worden ist, auch seine Frau Helene wurde von ihm als kleines Mädchen adoptiert und aufgezogen. Alle weiteren Ereignisse wie ein geheimnisvolles Labyrinth. Zudem offenbaren Charles und Helene Paul ihr heimliches Liebesverhältnis. Beide sind sehr unglücklich, sie müssen diese Beziehung geheimhalten, ja beenden. Denn keiner der beiden will Theo weh tun. Bald ist auch ein Erpresser aktiv...
Dabei sind es vor allem die interessanten vier Figuren, die sich vor den Augen der Zuschauer immer mehr seelisch entblättern und einer in diesem Quartett wird irgendwann darauf stoßen, dass es in diesem undurchdringlichen Labyrinth einen fiesen Mordplan gibt. Das Augenmerk liegt stets auf den Figuren - Chabrol ist weitaus mehr an den Charakterstudien interessiert als an dem Kriminalfall, der beiläufig mitläuft und sich erst am Ende in seinem ganzen Ausmaß entfaltet.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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