Regie: Stanley Kramer
Ölrausch im Oklahoma...
Neben den 40er Jahren gilt auch die 70er Dekade in der Filmgeschichte als besonders herausragend und innovativ. Beide Jahrzehnte schufen eine Vielzahl an Klassikern. Es gibt aber auch Filme der 70er, die irgendwie im Laufe der Zeit in Vergessenheit gerieten, obwohl sie eine sehr gute Qualität aufweisen. "Oklahoma Crude" von Stanley Kramer ist so einer dieser Filme, an die man sich heute kaum mehr erinnern kann. Er lief in den 80er Jahren in deutschen Fernsehen unter dem Titel "Ölrausch in Oklahoma" und erzählt die Geschichte von zwei sehr unterschiedlichen Menschen - Mann und Frau -, die sich für eine gemeinsame Sache zusammentun und diese Zweckgemeinschaft auch irgendwann emotionale Früchte trägt. Es fällt auch gleich der John Huston Klassiker "African Queen" auf, in dem ein Trunkenbold (Humphrey Bogart) mit einer Missionarin (Katherine Hepburn) mit einem kleinen Dampfboot durch Feindesgebiet in Afrika unterwegs sind. Stanley Kramer selbst hatte seine ganz große Zeit in den End 50ern und Anfang der 60er Jahre, er war der Regisseur von so bedeutenden Klassikern wie "Wer den Wind sät", "Flucht in Ketten", "Das letzte Ufer" oder "Das Urteil von Nürnberg". 1961 wurde er mit dem Irving G. Thalberg Memorial Award geehrt. 1913 ist Lena Doyle (Faye Dunaway) die Besitzerin eines kleinen Stücks Land außerhalb von Almira, Oklahoma, auf dem sich ein markanter Hügel befindet. Lena glaubt, der Hügel sei eine Kuppel über einem großen Ölvorkommen und betreibt eine "wilde“ Bohranlage, aber ihr Bohrturm hat bisher nichts hervorgebracht. Ihr einziger Angestellter ist Jimmy (Rafael Campos), ein junger Indianer. Eines Tages taucht Lenas entfremdeter Vater Cleon Doyle (John Mills) auf und bietet seine Hilfe an, aber sie lehnt ab. Cleon versucht dennoch, Männer anzuheuern, die Lenas Eigentum bewachen, aber er wird gemieden, da niemand "Pan Okie“ oder Pan Oklahoma Oil & Gas im Weg stehen will, dem mächtigsten Ölunternehmen der Region und Almiras größtem Widersacher. Nur ein Mann, der Spanisch-Amerikanische Kriegsveteran Noble "Mase“ Mason (George C. Scott), nimmt an. Lena ist Mason gegenüber misstrauisch, lässt ihn aber für sie arbeiten, während sie ihren Vater weiterhin ablehnt. Eines Nachts während eines Regengusses kommt Walter C. Hellman (Jack Palance), ein pensionierter Captain der US Army, der bei Pan Oklahoma als Vermittler angestellt ist, und verlangt von Lena, ihr Land an die Firma zu verkaufen. Sie lehnt ab, und Hellman befiehlt seinen Handlangern, sie und Jimmy zu schlagen, der an seinen Verletzungen stirbt. Mason bietet an, Lena für ein Bestechungsgeld von 200 Dollar im Stich zu lassen, aber Hellman verunglimpft ihn als rückgratlosen Opportunisten und weigert sich nicht nur zu zahlen, sondern lässt ihn auch schlagen. Cleon pflegt Lena und Mason wieder gesund, während Hellman Lenas Land illegal besetzt und bearbeitet. In Almira werden Lena und Cleon, die nun versöhnt sind, von einem Anwalt darüber informiert, dass Lenas Fall gegen Pan Oklahoma aussichtslos ist, da die Firma Einfluss auf die Richter hat, aber er schlägt vor, dass sie ihr Land mit Gewalt zurückerobern und man dies juristisch sehr gut als Selbstverteidigung rechtfertigen könnte. Gemeinsam greifen Lena, Cleon und Mason Hellmans Arbeiter mit Schrotflinten und Granaten an, verjagen sie und erobern das Grundstück zurück....
Natürlich gibt die mächtige Öil & Gas Company noch lange nicht am Ende mit ihrem Druck, den sie auf das Trio ausübt. Es wird nicht ohne Opfer gehen. Der Filmsong "Send a littel love my way" von Anne Murray schaffte auch eine Golden Globe Nominierung. Die Inszenierung wirkt von leichter Hand gemacht und die Darstellerleistungen sind erfrischend gut. Die schöne Frau und der unkultivierte Helfer haben nichts gemeinsam, nur dieses gemeinsame Ziel. Auf dem Weg dorthin entsteht allerdings zuerst Respekt und dann eine starke Zuneigung. Kramer ist aber Profi genug, dass er den Zuschauern ein zu aufgesetztes HappyEnd in Sachen Liebe erspart. Beide gehen am Ende wieder getrennte Wege. Trotz einiger komischer Elemente ist der Grundtenor des Films pessimistisch und zeigt auch die große Allmacht des Geldes - derjenige der es hat, dem sind wirklich beinahe keine Grenzen mehr gesetzt. So bleiben versuchter Mord und Mord ungesühnt. Die Kameraarbeit von Robert Surtees (Oscar für "König Salomons Diamanten, Stadt der Illusionen, Ben Hur) ist ausgezeichnet.
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.
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