Regie: Duke Johnson und Charlie Kaufman
Der einsame Hotelgast...
"Anomalisa" ist ein StopMotion Film für Erwachsene - die Macher dieser aussergewöhnlichen Arbeit sind Duke Johnson und Charlie Kaufman, der bereits für sein Drehbuch für "Vergiss mein nicht" 2005 einen Oscar gewann und zwei weitere Male in der gleichen Kategorie (für "Being John Malkovich" und "Adaption") nominiert wurde. In "Anomalisa" sind die Figuren sofort als mechanische Puppen erkennbar. Sie sehen auffällig aus, da sich in Augenhöhe ihr Gesicht irgendwie zweiteilig wirkt. Die Hauptfigur heißt Michael Stone, und ist eine gewisse Berühmtheit, denn sein Buch über Selbsthilfe und Motivationstraining im Kundenservice ist ein Beststeller geworden und er gilt in Fachkreisen als ausgesprochen guter Motivationstrainer. Dennoch hat er rein persönlich mit einigen Mankos zu kämpfen. Die Menschen sehen für ihn alle irgendwie gleich aus und haben auch alle die gleiche eher männliche Stimme, sogar seine Frau und sein kleiner Sohn, mit denen er kurz vom Hotelzimmer aus telefoniert. "Anomalisa" wurde 2015 realisiert und spielt im Jahr 2005. Zu dieser Zeit reist der einsame, in England geborene und inzwischen mittleren Alters lebende Kundenserviceexperte und Motivationsredner Michael Stone nach Cincinnati, Ohio, um bei einer Tagung im Fregoli Hotel für sein neuestes Buch zu werben. Er fühlt sich von allen Menschen um ihn herum distanziert, die seiner Meinung nach dasselbe Gesicht und dieselbe Stimme haben. Michael übt seine Rede in seinem Zimmer, wird aber von der Erinnerung an einen wütenden Brief seiner ehemaligen Geliebten Bella heimgesucht, die er vor Jahren ohne Erklärung abrupt verlassen hat. Er telefoniert mit ihr nach 10 Jahren zum ersten Mal wieder und verabredet sich mit ihr in der Hotelbar, aber sie ist immer noch verärgert, denn er hat sie damals ohne Angaben von Gründen verlassen. Ausserdem empört sie sich enorm über seine Einladung in sein Zimmer und stürmt schließlich hinaus. Bei einem Spaziergang verwechselt Michael einen Sexspielzeugladen mit einem Kinderspielzeugladen. Er möchte seinem Sohn ein Geschenk kaufen, geht hinein und erkennt seinen Fehler, ist jedoch fasziniert von einer japanischen animatronischen Puppe hinter der Theke. Nachdem er geduscht hat, hört Michael eine einzigartige Frauenstimme und rennt aus seinem Zimmer, um sie zu finden. Er trifft Lisa, eine unsichere junge Frau, die mit ihrer Freundin Emily die Tagung besucht. Begeistert von ihrem einzigartigen Aussehen und ihrer Stimme lädt er beide Frauen zu Drinks an die Bar ein. Später lädt Michael sie zu Lisas Überraschung auf sein Zimmer ein. Immer noch fasziniert ermutigt er sie, zu singen und ihm von ihrem Leben zu erzählen. Sie singt Cyndi Laupers „Girls Just Want to Have Fun“ und nachdem sie sich selbst als „Anomalie“ bezeichnet, gibt er ihr den Spitznamen Anomalisa. Die beiden werden intim und haben schließlich Sex. Michael hat einen Albtraum, in dem die untere Hälfte seines Gesichts abfällt und die gleichen Menschen der Welt ihn verfolgen, behaupten, sie lieben ihn und bestehen darauf, dass er und Lisa nicht zusammen sein können. Der Traum inspiriert Michael, Lisa vorzuschlagen, ein neues Leben zusammen zu beginnen. Sie stimmt zu, aber ihre Essgewohnheiten beim Frühstück nerven ihn und ihre Stimme und ihr Gesicht beginnen sich in die aller anderen zu verwandeln. Während seines Vortrags auf der Konferenz erleidet Michael einen Zusammenbruch, behauptet, er habe niemanden zum Reden und schimpft über die amerikanische Regierung, wodurch er das Publikum vergrault. Michael kehrt in sein Zuhause in Los Angeles, Kalifornien, zurück. Er gibt die japanische animatronische Puppe seinem Sohn, der verblüfft ist. Sie hat eine Überraschungsparty für Michael organisiert, aber er erkennt keinen der Anwesenden, was sie verärgert. Michael sitzt allein auf der Treppe, In der letzten Szene schreibt Lisa Michael einen Brief, in dem sie hofft, dass sie sich wiedersehen...
Der Stop Motion Film zeigt die innere Leere und Einsamkeit eines Mannes in den mittleren Jahren und ist dementsprechend wenig erbaulich. Er erinnert etwas an "Up in the Air" oder "Lost in Translation", ist aber viel schräger. Dennoch ist etwas Magisches mit dabei, trotz allem Unbehagen. Es gibt auch eine Sexszene, die sehr real wirkt. Der Film erhielt viel Lob von den Kritikern, insbesondere für sein Drehbuch, seine Regie und seinen thematischen Inhalt. Er wurde für einen Oscar als bester animierter Spielfilm nominiert, als erster Animationsfilm mit R-Rating, der in dieser Kategorie nominiert wurde und war für den Golden Globe als bester animierter Spielfilm nominiert. Er gewann auch den Großen Preis der Jury bei den 72. Internationalen Filmfestspielen von Venedig, als erster Animationsfilm, dem dies gelang. Die Budgetkosten betrugen 8 Millionen Dollar, in den Kinos wurde ein Umsatz von ca. 6 Millionen Dollar erreicht.
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