Regie: Emir Kusturica
Umerziehung eines Staatsfeindes...
Die Filme des in Sarajewo geborenen Regisseurs Emir Kusturica sind sehr oft politischer Natur und werden daher schon seit den 80er Jahren vielfach kontrovers diskutiert. Vor dem Balkankrieg vor allem in Yugoslawien selbst. 1984 drehte er den international sehr beachteten Film "Papa ist auf Dienstreise" - die Geschichte handelt vom plötzlichen Verschwinden einen politisch unliebsamen Bürgers und Familienvater. Im Land wurde von solchen Handlungsweisen der sozialistischen Partei natürlich nicht gesprochen, es hieß dann meistens, dass jemand auf Dienstreise ist. Die kann natürlich auch mal länger ausfallen, wie in Kusturicas Film. Das Drehbuch schrieb der Dramatiker Abdulah Sidran. Der Untertitel lautet "Ein historischer Liebesfilm“. Produziert wurde der Film von Centar Film und Forum, zwei Produktionsfirmen mit Sitz in Sarajevo. Der Film spielt im Jugoslawien der Nachkriegszeit, so um 1950, während der Informbiro-Ära und erzählt die Geschichte aus der Perspektive des Jungen Malik (Moreno D´E`Bartolli), dessen Vater Meša (Miki Manojlović) in ein Arbeitslager geschickt wurde. Der Film gewann 1985 die Goldene Palme bei den Filmfestspielen von Cannes und wurde 1986 für den Oscar für den besten fremdsprachigen Film nominiert. Er verlor jedoch gegen den argentinischen Beitrag "Eine offizielle Geschichte" von Luis Puenzo. Der Film fängt zunächst sehr heiter an: Im Juni 1950 bringt der betrunkene Čika Franjo (Predrak Lakovic) aus der Nachbarschaft Feldarbeitern ein Ständchen. Aus Selbsterhaltungstrieb singt er mexikanische Lieder, da er es im vorherrschenden Klima des Kalten Krieges für sicherer hält, Lieder der beiden dominierenden Supermächte – der USA und der Sowjetunion – zu meiden. Jugoslawien erlebt seit dem Tito-Stalin-Abschnitt einen paranoiden und repressiven internen Apparat, der versucht, Staatsfeinde zu identifizieren und zu beseitigen. Die Kinder aus der Nachbarschaft, darunter auch Malik, klettern auf Bäume und spielen herum. Maliks Mutter Sena (Mirjana Karanovic) erzählt ihm, sein Vater sei auf Geschäftsreise. Malik ist ein chronischer Schlafwandler, mit seinem etwas älteren Bruder Mirza (Davor Dujmovic) hat er meistens ein sehr inniges Verhältnis . Sein Vater, der kommunistische Funktionär Meša, wird tatsächlich von seinem eigenen Schwager, Senas Bruder Zijo (Mustafa Nadarezic), einem noch höherrangigen kommunistischen Funktionär, in ein Arbeitslager geschickt. Grund ist weit weniger politisch, denn der Schwager, der die schöne Ankica (Mira Furlan) begehrt, hat herausgefunden, dass Mehmed Mesamit der attraktiven Frau ein aussereheliches Verhältnis hat. Wütend vor Eifersucht denunziert er seinen Schwager. Meša hatte in der Zeitung "Politika“ eine Bemerkung über eine politische Karikatur zum Tito-Stalin-Spaltungskrieg gemacht. Dort wird er für einige Zeit umerzogen, damit er für die Partei wieder ein wertvolles Mitglied ist. Nach einiger Zeit darf er auch Besuch bekommen, in dem Bergwerk, wo er die Haft verbüßt und später darf er auch Besuch bekommen. Nach der Entlassung muss er bei dem Aufbau eines Wasserkraftwerkes mithelfen...natürlich an einem Ort, eher abseits einer größeren Stadt. Mešas Frau und Kinder ziehen zu ihrem Vater . Malik lernt Maša (Sylvia Puharic), die Tochter eines russischen Arztes (Aleksandar Dorčev), kennen und der kleine Knirps verliebt sich in sie. Er sieht sie jedoch zum letzten Mal, als sie ein Krankenwagen abholt. Auf der Hochzeit seines Onkels mütterlicherseits, Fahro, wird Malik Zeuge der Affäre seines Vaters mit einer Pilotin. Später versucht sie, sich mit der Spülschnur einer Toilette das Leben zu nehmen. Sena versöhnt sich mit ihrem Bruder Zijah, bei dem Diabetes diagnostiziert wurde...
Die Geschichte wird aus der Perspektive des sechsjährigen Jungen erzählt. Ausser der begehrten Oscar Nomnierung wurde der Film mit der Goldenen Palme von Cannes ausgezeichnet. Neben der politischen und zeitkritischen Kompomenten fällt vor allem eine Poesie auf, die ein bisschen an Francois Truffaut erinnert.
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