Regie: Fatih Akin
Wenn nur der Hass übrig bleibt...
"Aus dem Nichts" tauchen die Mörder auf und für Katja Sekerci gerät
mit dem Tod ihres Mannes Nuri und dem gemeinsamen 5jährigen Sohn
das Leben völlig aus der Bahn. Fatih Akins "Aus dem Nichts" wurde
im Frühjahr 2018 mit dem Golden Globe als bester ausländischer Film
ausgezeichnet, bei der Oscarwahl für gleiche Kategorie kam er zwar auf
die Shortlist (9 Filme), verpasste es aber unter die fünf nominierten zu
kommen. Bei der Vergabe des deutschen Filmpreises 2018 konnte das
Rachedrama den Filmpreis in Silber erringen. Ausserdem wurden Fatih Akin
und Hark Bohm für das beste Drehbuch ausgezeichnet.
"Aus dem Nichts" wurde inspiriert durch die Greueltaten der
Terrorzelle Nationalsozialistischer Untergrund (NSU), die in Köln im
Jahr 2004 ein ähnliches Nagelbomben-Attentat verübten.
Unterlegt haben die Macher den diskussionswürdigen Film mit
progessivem Rock der Bands Faith No More oder Queens of the Stone Age.
Deren Leadsänger Josh Homme schrieb auch die Filmmusik und der
US-Verleihtitel erhielt den Namen "In the fade" - nach dem gleichnamigen
Song der Band.
Katjas (Diane Kruger) Ehemann Nuri Sekerci (Numan Acar) war vor der
Hochzeit alles andere als ein unbeschriebenes Blatt. Wegen Drogendeal
kam er für 4 Jahre in den Knast, dort gelang ihm aber eine erfolgreiche
Resozialisierung. Im Gefängnis haben Katja und Nuri geheiratet. Fünf
Jahre später hat Nuri durch ein Betriebswirtschaftsstudium in Hamburg
ein Übersetzungs- und Steueramt. Der gemeinsame 5jährige Sohn Rocco
(Rafael Santana) ist der Stolz der Eltern. Eines Morgens lässt Katja den
Kleinen bei ihren Mann im Büro, denn sie trifft sich mit ihrer Freundin
Birgit (Samia Changrin) in der Stadt. Als sie am Abend mit dem Auto
zurückkehrt, findet sie die Straße blockiert vor. Die vielen Polizisten
vor Ort lassen keinen durch, denn dort in der Straße wurde ein
Nagelbombenanschlag verübt, bei dem ein Mann und ein Kind den Tod
fanden. Sehr schnell wird zur Gewissheit, dass es sich bei den beiden
Toten um Nuri und Rocco handelt. Eine Welt bricht für Katja zusammen,
die immerhin Unterstützung dem Anwalt Danilo Fava (Denis Moschitto)
findet, einem Freund der Familie. Der lässt sich von Katja überreden ihr
ein bisschen Kokain zu geben, damit sie den Schmerz besser erträgt.
Eine tragische Entscheidung, denn die Polizei ermittelt in alle
Richtungen und so wird auch Nuris Drogenkarriere von früher
durchleuchtet und durch eine Hausdurchsuchung ist sich Hauptkommissar
Reetz (Henning Peeker) fast sicher, dass die Mörder im Drogenmilieu bei
türkischen oder kurdischen Banden zu suchen sind. Dabei hat Katja an
diesem besagten Tag eine fremde Frau mit Fahrrad gesehen, an dem ein
Hartschalenkoffer befestigt war. Sie glaubt an einen Anschlag von
Rechtsradikalen. Tatsächlich wird dies bald bestätigt. Vor Gericht kommt
das schuldige Ehepaar Edda (Hanna Hilsdorf) und Andre Möller (Ulrich
Brandhoff) durch die gewiefte Taktik ihres Anwalts Haberbeck (Johannes
Krisch) aber frei, da das Gericht die Tat nicht eindeutig bewiesen
sieht. Während Fava die Revision vorbereitet, macht sich Katja auf den
Weg nach Griechenland. Dort soll das Ehepaar sein und Katja spielt mit
dem Gedanken das Gesetz selbst in die Hand zu nehmen..
Diese brisanten und aktuellen Stoff hat Fatih Akin mit "Aus dem
Nichts" sehr spannend und publikumswirksam inszeniert. Dabei trägt die
gute Darstellerleistung von Diane Kruger sehr zum Gelingen des Films bei
- die als Helena in Wolfgang Petersens "Troja" bekannt gewordene
Schauspielerin hat danach langsam aber sicher eine klasse Wandlung als
Charakterdarstellerin hingelegt.
Die Gerichts-Sequenzen sind sehr dicht inszeniert, das Urteil des
Richters ist aber vielleicht aufgrund der vielen Indizien für mich als
Zuschauer nicht ganz nachzuvollziehen. Er urteilt in Dubio pro Reo und
dies ist angesichts der Aussage des Vaters des Mörders (diese Rolle wird
von Ulrich Tukur gespielt) etwas seltsam. Aber nur so gelingt Fatih
Akin dieser geplante Racheshowdown, der in zwei Versuchen stattfindet.
Wie viele Filme des Regisseurs endet alles am Meer und es macht sich
Hoffnungslosigkeit breit. Dieser Rachefilm der etwas anderen Art stellt
natürlich auch die Themen des Verlustes und der Trauer in den
Mittelpunkt - gibt es nach diesem Schicksalsschlag überhaupt die
Möglichkeit neu anzufangen und mit dem Leid abzuschließen ? Katjas
Handlungen werden gezeigt, ein Zögern, ein Zwiespalt ist zu erkennen -
es wird auch nicht befürwortet und auch nicht verurteilt. Der Zuschauer
wird damit konfrontiert sich selbst eine Meinung zu bilden.
Bewertung: 7,5 von 10 Punkten.
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