Mittwoch, 16. Mai 2018

Aus dem Nichts

























Regie: Fatih Akin

Wenn nur der Hass übrig bleibt...

"Aus dem Nichts" tauchen die Mörder auf und für Katja Sekerci gerät mit dem Tod ihres Mannes Nuri und dem gemeinsamen 5jährigen Sohn
das Leben völlig aus der Bahn. Fatih Akins "Aus dem Nichts" wurde im Frühjahr 2018 mit dem Golden Globe als bester ausländischer Film ausgezeichnet, bei der Oscarwahl für gleiche Kategorie kam er zwar auf die Shortlist (9 Filme), verpasste es aber unter die fünf nominierten zu kommen. Bei der Vergabe des deutschen Filmpreises 2018 konnte das Rachedrama den Filmpreis in Silber erringen. Ausserdem wurden Fatih Akin und Hark Bohm für das beste Drehbuch ausgezeichnet.
"Aus dem Nichts" wurde inspiriert durch die Greueltaten der Terrorzelle Nationalsozialistischer Untergrund (NSU), die in Köln im Jahr 2004 ein ähnliches Nagelbomben-Attentat verübten.
Unterlegt haben die Macher den diskussionswürdigen Film mit progessivem Rock der Bands Faith No More oder Queens of the Stone Age. Deren Leadsänger Josh Homme schrieb auch die Filmmusik und der US-Verleihtitel erhielt den Namen "In the fade" - nach dem gleichnamigen Song der Band.
Katjas (Diane Kruger) Ehemann Nuri Sekerci (Numan Acar) war vor der Hochzeit alles andere als ein unbeschriebenes Blatt. Wegen Drogendeal kam er für 4 Jahre in den Knast, dort gelang ihm aber eine erfolgreiche Resozialisierung. Im Gefängnis haben Katja und Nuri geheiratet. Fünf Jahre später hat Nuri durch ein Betriebswirtschaftsstudium in Hamburg ein Übersetzungs- und Steueramt. Der gemeinsame 5jährige Sohn Rocco (Rafael Santana) ist der Stolz der Eltern. Eines Morgens lässt Katja den Kleinen bei ihren Mann im Büro, denn sie trifft sich mit ihrer Freundin Birgit (Samia Changrin) in der Stadt. Als sie am Abend mit dem Auto zurückkehrt, findet sie die Straße blockiert vor. Die vielen Polizisten vor Ort lassen keinen durch, denn dort in der Straße wurde ein Nagelbombenanschlag verübt, bei dem ein Mann und ein Kind den Tod fanden. Sehr schnell wird zur Gewissheit, dass es sich bei den beiden Toten um Nuri und Rocco handelt. Eine Welt bricht für Katja zusammen, die immerhin Unterstützung dem Anwalt Danilo Fava (Denis Moschitto) findet, einem Freund der Familie. Der lässt sich von Katja überreden ihr ein bisschen Kokain zu geben, damit sie den Schmerz besser erträgt. Eine tragische Entscheidung, denn die Polizei ermittelt in alle Richtungen und so wird auch Nuris Drogenkarriere von früher durchleuchtet und durch eine Hausdurchsuchung ist sich Hauptkommissar Reetz (Henning Peeker) fast sicher, dass die Mörder im Drogenmilieu bei türkischen oder kurdischen Banden zu suchen sind. Dabei hat Katja an diesem besagten Tag eine fremde Frau mit Fahrrad gesehen, an dem ein Hartschalenkoffer befestigt war. Sie glaubt an einen Anschlag von Rechtsradikalen. Tatsächlich wird dies bald bestätigt. Vor Gericht kommt das schuldige Ehepaar Edda (Hanna Hilsdorf) und Andre Möller (Ulrich Brandhoff) durch die gewiefte Taktik ihres Anwalts Haberbeck (Johannes Krisch) aber frei, da das Gericht die Tat nicht eindeutig bewiesen sieht. Während Fava die Revision vorbereitet, macht sich Katja auf den Weg nach Griechenland. Dort soll das Ehepaar sein und Katja spielt mit dem Gedanken das Gesetz selbst in die Hand zu nehmen..



Diese brisanten und aktuellen Stoff hat Fatih Akin mit "Aus dem Nichts" sehr spannend und publikumswirksam inszeniert. Dabei trägt die gute Darstellerleistung von Diane Kruger sehr zum Gelingen des Films bei - die als Helena in Wolfgang Petersens "Troja" bekannt gewordene Schauspielerin hat danach langsam aber sicher eine klasse Wandlung als Charakterdarstellerin hingelegt.
Die Gerichts-Sequenzen sind sehr dicht inszeniert, das Urteil des Richters ist aber vielleicht aufgrund der vielen Indizien für mich als Zuschauer nicht ganz nachzuvollziehen. Er urteilt in Dubio pro Reo und dies ist angesichts der Aussage des Vaters des Mörders (diese Rolle wird von Ulrich Tukur gespielt) etwas seltsam. Aber nur so gelingt Fatih Akin dieser geplante Racheshowdown, der in zwei Versuchen stattfindet. Wie viele Filme des Regisseurs endet alles am Meer und es macht sich Hoffnungslosigkeit breit.  Dieser Rachefilm der etwas anderen Art stellt natürlich auch die Themen des Verlustes und der Trauer in den Mittelpunkt - gibt es nach diesem Schicksalsschlag überhaupt die Möglichkeit neu anzufangen und mit dem Leid abzuschließen ? Katjas Handlungen werden gezeigt, ein Zögern, ein Zwiespalt ist zu erkennen - es wird auch nicht befürwortet und auch nicht verurteilt. Der Zuschauer wird damit konfrontiert sich selbst eine Meinung zu bilden.



Bewertung: 7,5 von 10 Punkten. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen