Dienstag, 15. Mai 2018

Diva

























Regie: Jean Jacques Beineix

Der Fan und sein Idol...

Die Kamera von Philippe Rousselot wandert von den Logen hinunter auf den Orchestergraben und dann auf die Bühne. Dort steht die charismatische Diva Cynthia Hawkins, gespielt von Wilhelmina Wiggins Fernandez, die vor dem gespannten Publikum die Arie Ebben, n´andro lontana" aus der Oper "La Wally" des italienischen Komponisten Alfredo Catalani (1854-1893). Im Filmjahr 1981 gelang dem französischen Regisseur Jean-Jacques Beineix mit dieser Szene ein großer magischer Kinomoment und darüberhinaus wurde sein stylishes Movie "Diva" ein überraschender Welterfolg. Auch heute hat "Diva" noch immer viel von seiner damaligen Faszination, obwohl gerade dieser Film so typisch für die 80er und ein echter Zeitgeistfilm geblieben ist.
"Diva" zeichnet sich durch die hellen und auffälligen Farben aus, die Macher legten viel Wert auf die Optik. So wurde damals dem staunenden Zuschauer eine von der Pop Art inspirierte Wohnung eines jungen Postboten präsentiert und man merkte schnell wie sehr der ambitionierte junge Filmemacher Wert darauf legte einen Film zu machen, der die Form vor den Inhalt stellt. "Diva" basiert auf dem gleichnamigen Roman des schweizer Schriftstellers Daniel Odier, der eine Geschichte über eine verbotene Tonbandaufnahmen erzählt, im Lauf der Handlung kommen noch zwei weitere wichtige Aufnahmen auf Tonband hinzu. Alle drei Aufnahmen sind heiß begehrt und daher wird auch fleißig Jagd auf diese begehrten Stücke gemacht.
Eines davon befindet sich im Privatbesitz des jungen Postboten Jules (Frederic Andrei), der heimlich während des Konzerts, dass die Diva in Paris gab, illegal mitgeschnitten hat und nun in Besitz dieser Kostbarkeit ist. Diese Aufnahme ist einzigartig, da die Sängerin sich bisher geweigert hat, einen Plattenvertrag zu unterzeichnen. So kann man die Diva nur in ihren Konzerten bewundern. Jules ist überglücklich, dass er nun diese wunderbare Stimme auch Zuhause anhören kann. Doch zwei Taiwanesen haben ihn in der Oper bei der Aufnahme beobachtet und die beiden Männer sind Besitzer eines Schallplattenlabels und würden über Leichen gehen die Aufnahme zu besitzen. Über Leichen gehen auch die beiden Gangster Le Cure (Dominique Pinon) und L´Antillais (Gerard Darmon), die auf offener Straße in Paris eine Frau wegen einer anderen Tonbandaufnahme verfolgen. Die Frau hat dort brisantes Material über den Chefkommissar Saporta (Jacques Fabbri), der Kopf einer Gangsterbande sein soll, die in Drogengeschäfte und illegaler Prostitution verstrickt ist. Durch Zufall gelangt auch die zweite Aufnahme an Jules, der dort rein zufällig mit seinem Moped Post austrug. Er weiß aber nicht, dass er die belastenden Beweise gegen den Oberganster Saporta in seiner Posttasche mit sich trägt. Jedenfalls wird es auffällig, dass er in der Folge ständig verfolgt wird. Zum Glück ist er ein exzellenter Mofafahrer und kann die Verfolger in der Metro abschütteln. Doch er wird verletzt - seine neue Bekanntschaft Alba (Thuy An Luu) erkennt, dass er Hilfe braucht und kann auch ihren Freund Gorodish (Richard Bohringer) davon überzeugen dem jungen Postboten zur Seite zu stehen. Und dieser Gorodish ist äusserst einfallsreich und clever...






Und Richard Bohringer bekommt natürlich durch "Diva" einen großen Karriereschub, der im in den 80er Jahren auch zwei Cesar Auszeichnugen beschert: 1985 für "Die Abrechnung" und 1988 für "Am großen Weg". "Diva" selbst wurde für fünf Cesars nominiert und gewann vier davon: Beste Kamera, Bester Ton, beste Filmmusik sowie der Preis für das beste Erstlingswerk.
Hervorragend sind die Bilder vom nächtlichen Paris, wo die abenteuerlichen Verfolgungsjagden stattfinden und sich eine Menge an Wendungen für den Zuschauer offenbaren. Vor allem der visuelle Part von "Diva" ist erstaunlich, denn die Bilder erzeugen eine gewisse Noir-Atmosphäre gekoppelt mit dem vorherrschenden Zeitgeist dieser farbigen und schillernden 80er Jahre Dekade, die tatsächlich in vielen Einstellungen zu spüren ist. Es herrscht eine radikale Ästhtetik vor, der vielleicht sogar die Tendenz zur inneren Leere der Protagonisten eindrücklich beschreibt, wenn man "Diva" auch inhaltlich tiefer analysieren wollte. Doch der Bilck ins Innere bleibt verdeckt, weil das Äussere solche Faszination bewirkt. Da wird eine kleine Szene im Regen durch Paris zum Kunstwerk. Natürlich darf ein Citroen Oldtimer nicht fehlen, auch zaubert Beineix irgendwann noch einen Leuchtturm her. "Wem gehört der ? Gorodish ?" fragt Jules Alba und die antwortet "Warum fragst du danach ? Ist doch egal ? Er ist einfach da und das zählt". Am Ende gibts auch eine Versöhnung zwischen dem Fan, der die Grenzen des Stars nicht beachtete - Jules gibt in der Schlußszene seinem Idol das Band zurück und im leeren Theatre du Chatelet hört sich die Diva zum ersten Mal sich selbst singen.







Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

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