Regie: Kenneth Branagh
Das Armstrong Baby und der Tote im Abteil...
"Mord im Orient Express" ist einer der bekanntesten Kriminalromane
von Agatha Christie. Inspiriert wurde die Schriftstellerin durch den
realen Fall um die Entführung des Lindbergh-Babys, das im März 1932 im
Alter von 20 Monaten aus seinem Elternhaus enführt wurde und trotz der
Zahlung des Lösegelds von 50.000 US-Dollar ermordet aufgefunden wurde.
Bereits viermal vorher wurde der Stoff verfilmt, ehe nun 2017 der
britische Filmemacher Kenneth Branagh seinen Versuch einer Neuverfilmung
startete. Mit einem vergleichbar üppigen Budget von 55 Millionen Dollar
konnte dieses Remake bereits 351 Millionen Dollar einspielen - ein
großer kommerzieller Erfolg für dieses gediegene Krimiabenteuer. Und am
Ende des Films gibts ja schon einen Hinweis darauf, dass Hercule Poirot
einen neuen Fall in Ägypten übernimmt. "Tod auf dem Nil" soll im
November 2019 in die US-Kinos kommen.
Kameramann Haris Zambarloukos (Mamma Mia, Thor) hatte die Aufgabe
die Story in stimmungsvollen Bildern aufzubereiten. Tatsächlich gibts an
der Optik gar nicht so viel auszusetzen, auch wenn vielen Szenen einen
Hauch von Künstlichkeit anhaften und Kenneth Branagh selbst macht gar
keine schlechte Figur als belgischer Meisterdetektiv. Ich hatte aber das
Problem, dass ich ständig mit der genialen Verfilmung von 1974
verglichen habe und im Vergleich zum Sidney Lumet Klassiker kommt
Kenneth Branaghs Remake in allen Kategorien schlechter weg.
Die Geschichte selbst ist den meisten Filmfans bestens bekannt. Der
belgische Detektiv Hercule Poirot (Kenneth Branagh) will von Istanbul
nach London, doch der Orient-Express ist bereits total ausgebucht. Doch
mit seinen besten Beziehungen zum Besitzer kann er doch noch einen Platz
im begehrten Zug bekommen.
Während der Fahrt durch Osteuropa spielt das Wetter Kapriolen und
der ZUg bleibt auf einem Viadukt stehen, denn die Lokomotive ist wegen
einer Schneelawine entgleist. Gleichzeitig findet man auch den
undurchsichtigen Kunsthändler Ratchett (Johnny Depp) tot in seiner
Kabine auf. Und einer der Mitreisenden muss auch der Mörder sein. Aber
wer...Poirot hat die Auswahl u.a. zwischen Mr. Hardman (Willem Dafoe),
Pilar Estravados (Penelope Cruz), Fürstin Natalia Dragomirov (Judi
Dench), deren Zofe Hildegard Schmidt (Olivia Coleman), der Gouverante
Mary Dabenham (Daisy Ridley), dem Arzt Dr. Arbuthnot (Leslie Odom jr),
dem Diplomat Graf Rudolph Andrenyi (Sergej Polunin) und seiner Frau
Elena (Lucy Boynton), die Amerikanerin Mrs. Hubbard (Michelle Pfeiffer),
Ratchetts Mitarbeiter Hector MacQueen (Josh Gad), der Kammerdiener
Edward Masterman (Derek Jacobi). Der Plot ist natürlich das Highlight
dieser Mördersuche...
Albert Finney als Hercule Poirot ist natürlich nicht zu toppen,
selbst Peter Ustinov erreichte nicht diese Genialität und auch Kenneth
Branaghs gute Darstellerleistung kommt nicht an die oscarnominierte
Performance von Finney heran. Und auch die anderen Figuren in Lumets
Verfilmung hatten eine bessere Charakterzeichnung, wie ich finde.
Lediglich Johnny Depp als übel gelaunter Schurke hat mich überzeugt, die
anderen Darsteller - genau wie in Lumets Film eine attraktive
Star-Riege - bleiben leider irgendwie farblos. Michelle Pfeiffer spielt
ihren Part ähnlich wie Lauren Bacall und macht daher nichts falsch -
aber hat den Nachteil durch die zu große Ähnlichkeit nie besser zu sein
als das Original. Insgesamt hat Branaghs Film für mich zu wenig
Atmosphäre und eine beinahe schon heilige Kuh als Vergleich. Daher fand
ich die Neuverfilmung fast schon ein bisschen langweilig.
Bewertung: 5,5 von 10 Punkten.
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