Regie: Carlos Saura
Gefährliche Tanzproben..
Im Jahr 2004 erhielt der bekannte spanische Regisseur Carlos Saura den Europäischen Filmpreis für sein lebenswerk. In seiner aktiven Laufbahn bekam er dreimal den goldenen Bären von Berlin (Die Jagd, Peppermint Frappe, Los-Tempo) und dreimal einen Preis bei den Filmfestspielen in Cannes (Cousine Angelika, Züchte Raben, Carmen). Für die Filme "Mama wird 100 Jahre alt" und "Carmen" gabs auch eine Oscarnominierung als bester Auslandsfilm. Der Tanzfilm "Carmen" war sein größter kommerzieller Erfolg - eigentlich auch eine dicke Überraschung. Er belegte im Jahr 1983 mit über 2 Millionen verkaufter Kinotickets Platz 10 der deutschen Kinocharts und war weltweit zu seiner Zeit der größte Filmerfolg Spaniens in den USA. Dieser Rekord wurde erst fünf Jahre später durch Pedro Almodovars "Frauen am Rande eines Nervenzusammenbruchs" gebrochen. Während seiner erster Film "Los Golfos" noch vom italienischen Neorealismus inspririert wurde, sind seine Filme der 60er und 70er Jahre meist Spiegelbild der spanischen Gesellschaft während der Zeit des Franco Regimes. Erst ab den 80er Jahren dominierten Musik- und Tanfilme. Der Choreograf Antonio (Teo Escarnilla) bereitet eine Aufführung von Georges Bizets Oper Carmen vor und möchte sie mit spanischer Musik und Flamenco-Tänzen bereichern. Er arbeitet mit Paco (Paco de Lucia) zusammen, einem Gitarristen, der die Originalmusik für sein Instrument adaptiert. Obwohl Antonio in seiner Flamenco-Schule nach der perfekten Carmen sucht, fällt es ihm schwer, die Richtige zu finden. Seine beste Tänzerin Cristina (Cristina Hoyos) gilt als zu alt für die Rolle. Doch die junge Tänzerin Carmen (Laura del Sol) fällt ihm während einer Probe auf und fesselt ihn mit ihrem feurigen Tanz und ihrer Anziehungskraft. Nach einer Flamenco-Show schenkt Antonio Carmen ein Buch von Prosper Mérimée und drängt sie, es zu lesen, da er überzeugt ist, dass sie für die Rolle bestimmt ist. Daraufhin beauftragt er Cristina, Carmen intensiv zu trainieren. Während der Proben leitet Antonio die Schauspieler an, sich das Bühnenbild und die Atmosphäre vorzustellen und so die Bühne für die intensive Rivalität zwischen Carmen und Cristina zu bereiten, die durch den Tanz zum Ausdruck kommt. Als Antonio sich in Carmen verliebt, erleben sie eine leidenschaftliche Begegnung. Doch Carmen verlässt das Haus plötzlich mitten in der Nacht und gibt bekannt, dass sie verheiratet ist. Trotzdem gibt Antonio ihr Geld, da sie behauptet, ihr Mann wolle neu anfangen. Carmens Ehemann offenbart jedoch seine Absicht, seine kriminellen Aktivitäten fortzusetzen, was zu einer körperlichen Auseinandersetzung zwischen ihm und Antonio führt. In einer Schlüsselszene wird Carmens Verrat deutlich, als Antonio sie mit einem anderen Mann entdeckt. Trotz ihrer beruhigenden Worte kann Antonio es nicht ertragen, sie zu teilen. Die Spannung steigert sich, bis Antonio seine Geliebte Carmen scheinbar aus Eifersucht tötet..
Der Film verwischt die Grenzen zwischen Realität und Fiktion, während auch die reale Beziehung zwischen Antonio und Carmen auf der Bühne zerbricht. Schließlich führt Antonios Verzweiflung zur Tragödie und lässt das Publikum hinterfragen, was real und was Teil der Aufführung ist. Kein üblicher Kunstfilm - Saura liefert in den Bruchstücken der gezeigten Probearbeit eine furiose Carmen-Interpretation. es gelingt ihm aus dem Zusammenklang von Kunst und Wirklichkeit noch eine dritte interessante Ebene: Der Konflikt einer selbstbewussten, modernen Frau, die mit dem leidenschaftlichen Besitzanspruch eines Mannes konfrontiert wird. Dieser Film bietet mit seinem Tanztheater Viruosität und eine suggestive Dynamik.
Bewertung: 9 von 10 Punkten.
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