Regie. Sergio Sollima
Der Professor und der Bandit...
Es gibt drei ganz große Sergios des Italo Western: Sergio Leone, Sergio Corbucci und Sergio Sollima, der vor allem durch seine Cuchillo Western-Trilogie in die Filmgeschichte einging: 1966 entstand der populärste der drei Filme "Der Gehetzte der Sierra Madre", es folgte ein Jahr später der eher psychologische "Von Angesicht zu Angesicht", beendet wurde die Trilogie 1968 mit "Lauf um dein Leben".
Alle drei Filme gehören zu den besten 20 Italo Western aller Zeiten.
Brad Fletcher (Gian Maria Volonte", ein Geschichtsprofessor aus Boston verlässt seine Heimat und den Lehrstuhl an der Universität, weil er eine angeschlagene Gesundheit hat. Der Lehrer war beliebt bei seinen Schülern, er gilt als rechtschaffener Mann, besucht den Gottesdienst und hat tadellose Ideale.
Sein Chef wünscht ihm alles Gute für seinen Neuanfang in Texas, das Klima soll dort viel günstiger sein. Ausserdem gibt er dem sensiblen Mann mit auf den Weg ein bisschen mehr Biß zu zeigen, denn durch seine eher sanfte Art hat er nicht viel in Sachen Karriere hinbekommen.
Der wilde Westen ist aber auch ein viel aggressiveres Pflaster - dies muss der Professor schon bald erkennen. Er betreibt in der neuen Heimat inzwischen eine Station, wo auch die Postkutschen vorbeikommen und halten. Eines Tages taucht dort eine Kutsche auf, bei den Insassen handelt es sich um ein paar Polizeibeamte, die den Outlaw und Bandenführer Solomon Beauregard Bennet (Tomas Milian) als Gefangenen mit sich führen. Die Gesetzeshüter behandeln ihren Gefangenen ziemlich miies, nicht mal Wasser wird ihm gegeben. Dies kann Fletcher mit seinem Gewissen nicht vereinbaren, es reicht dem Bandit einen Becher. In dem Moment wird er auch schon von diesem überwältigt und wird als Geisel mitgenommen. Es entsteht sehr bald ein gegenseitiger Respekt zwischen den beiden ungleichen Männern. Fletcher lernt Beauregards Bande "die Wilde Horde" kennen und ist vom vogelfreien Leben, der dort zelebrierten Gewalt fasziniert und integriert sich schliesslich in deren Siedlung Pietra di Fuoco, wo die Banditen mit Frauen und Kindern leben. Gleichzeitig ist der intelligente Pinkerton Detektiv Siringo (William Berger). Dieser versucht sich bei der Bande als neues Mitglied einzuschleusen...
Aus psychologischer Sicht ist vor allem die Verwandlung des Professors interessant, der eine geradezu merkwürdige Verwandlung vom schüchternen ruhigen Bürger in einen kalten und berechnend agierenden Dieb und Möder durchläuft. Er findet zunehmend Geschmack an der Macht - tut das Gleiche wie der bei seinen Männern beliebte und respektierte Bandenboss, doch bei Fletcher wirkt die gleiche Handlung viel gefährlicher und eben anders. Umrahmt wird das ganze mit einem sehr schönen Western Kolorit, untermalt wird von Maestro Morricones genialer Westernmusik. Der showdown des Films ist atemberaubend und beinahe schon von einer hypnotischen Schönheit. Melancholischer wurde das Sterben in der Wüste selten eingefangen.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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