Dienstag, 23. Juli 2013

Romeos - anders als du denkst

























Regie: Sabine Bernardi

Der neue Körper...

Lukas (Rick Okon) ist 20 Jahre alt und sieht wie ein ganz normaler Junge aus. Doch er hat ein Geheimnis: Er wurde als Mädchen geboren und steckt jetzt mitten in seiner 2. Pubertät. Er wechselt gerade seine ihm immer fremd gebliebene Identität und wird derzeit mit Hormontherapien behandelt. Zusätzlich betreibt Lucas exzessives Muskeltraining, um wie ein Mann zu wirken. Bald steht eine Geschlechts-Op an, die Eierstöcke und Brüste entfernt. In Köln fängt er nun als Junge seinen Zivildienst an, doch da die offizielle Namensänderung noch aussteht wird er kurzerhand in das Schwesternwohnheim untergebracht. Es sind diese alltäglichen Vorurteile, denen er begegnet. Immerhin hat er Unterstützung von seiner besten Freundin Ine (Liv Lisa Fries), die in der selben Einrichtung arbeitet. Ine ist es auch, die Lucas in das Kölner Nachtlebenen einführt. Da Ine auf Frauen steht,  finden die Aktivitäten meistens in der Schwul-lesbischen Szene statt. Dort lernt Lucas auch den schwulen Macho Fabio (Maximilian Befort) kennen. Dieser ist anders als Lucas sehr selbstbewusst und tatsächlich hat der Traumboy auch Interesse an stillen Lucas. Gegensätze ziehen sich halt an...Lucas selbst versteckt seine Brüste nach wie vor unter weiter Kleidung  und somit auch seine Gefühle....

 Regisseurin Sabine Bernardi  entschließt sich dazu, die Entscheidung von Lukas zu einer Geschlechtsumwandlung als getroffen und absolut feststehend zu zeigen. Damit stellt sie von vornherein klar, dass sein Zustand gegeben ist, dass niemand das Recht hat, die Wahrhaftigkeit seines Gefühls anzuzweifeln. So konzentriert sich ihr Film "Romeos - anders als du denkst" auf die Schwierigkeiten, die ein junger Mensch nach dem Treffen einer solchen Entscheidung zu bewältigen hat. Gerade in Kreisen von jungen Leuten ist Andersartigkeit und Unvollkommenheit immer ein Minuspunkt, wenn es um die soziale Anerkennung geht.  
Diese filmische Identitätssuche und - findung  zeigt die emotionale Zerrissenheit eines Transsexuellen und bietet mit seiner sympathischen Hauptfigur gute Möglichkeiten, um Jugendliche für das noch immer weitgehend tabuisierte Thema zu interessieren. Der Film hinterfragt gesellschaftliche Vorbehalte, erzählt aber gleichzeitig eine universelle Coming of Age Story. Es geht um das Bedürfnis nach Anerkennung, Nähe und Liebe, den Wunsch den eigenen Platz im Leben zu finden. Dabei bleibt am Schluß die Erkenntnis, dass die eigene fehlende Akzeptanz verbessert werden muss. Ein guter und mutiger deutscher Film, der sicherlich etwas mehr Aufmerksamkeit verdient hätte.

 Bewertung: 7 von 10 Punkten. 

Sonntag, 21. Juli 2013

Der Clou

























Regie: George Roy Hill

Gauner gegen Gangster...

Mit dem Gespann Paul Newman und Robert Redford konnte George Roy Hill seine größten Erfolge feiern. Bereits 1969 erzielte er mit "Zwei Banditen" einen ausserordenlich erfolgreichen Kassenerfolg und zudem konnte der Film noch 4 Oscars gewinnen. Grund genug mit dem gleichen Rezept einen weiteren Erfolg entstehen zu lassen: Im Jahr 1974 hieß das Unternehmen "Der Clou", bescherte mit 160 Millionen Dollar Einspielergebnis das beste Resultat des Jahres und auch die Oscaranzahl erhöhte sich auf 7 Trophäen.
Tatsächlich macht der Trickbetrügerfilm, der im September des Jahres 1936 spielt, auch heute noch immer noch sehr viel Spass. Weltberühmt wurde auch der Filmsong "The Entertainer" von Scott Joplin, die von Marvin Hamlish für den Film neu bearbeitet wurde und zum Riesenhit in den Charts wurde.
Chicago 1936: Ein Riesentalent ist der junge Trickbetrüger Johhny Hooker (Robert Redford), der mit seinem älteren und erfahrenen Freund Luther Coleman (Robert Earl Jones) allerlei Gaunereien auf der Straße abzieht. Ein beliebter Trick, der schon öfters angewandt wurde, soll auch diesmal wieder ien paar Scheine in die Kasse bringen. Das Opfer ist der Kleingangster Motolla (James Sloyan), der auch prompt auf den Trick mit den vertauschten Briefumschlägen reinfält. Er bemerkt den Betrug erst als er im Taxi davonfuhr, aber da sind die beiden meisterhaften Betrüger schon verschwunden. Sie erschrecken aber als sie die Beute inspizieren. Statt ein paar lumpiger Piepen sind gleich mal 12.000 Dollar ergaunert worden. Dumm nur, dass sie dem Mafiaboss Doyle Lonnegan (Robert Shaw) gehören, der nun Jagd auf die Gauner macht. Luther muss als erster dran glauben und Johnny kann nur noch untertauchen. Er trifft sich mit dem Gaunerprofi Henry Gondorf (Paul Newman) und kann diesen Freund von Luther überreden sich an dem fiesen Lonnegan zu rächen. Dabei gehts nicht um Mord, sondern dem Feind viel, viel Schotter abzujagen. Es helfen eine Menge Freunde des toten Luther mit, ein falsches Wettbüro wird eröffnet und mit viel Geschick uu nd einem raffinierten Plan soll Lonnegan dazu gebracht werden zu wetten...


 Ein schöner Nostalgiefilm mit viel Retro-Flair, das ist "Der Clou". Es ist alles geschmackvoll und edel bebildert, kein Wunder den hinter der Kamera saß ein Meister: Robert Surtees (Ben Hur, Die letzte Vorstellung, Stadt der Illusionen, Die Reifeprüfung, Sommer 42, Meuterei auf der Bounty, Quo Vadis). Darüberhinaus kann man ein bestens aufgelegtes Schauspielerensemble sehen, die auch neben den Big Stars Redford und Newman eine gute Figur machen: Robert Shaw in einer seiner besten Rollen als mürrischer, unfreundlicher Gangsterboss. Aber auch Charles Durning, Dana Elcar, Eileen Brennan, Ray Walston, Harold Gould, Sally Kirkland und Dimitra Arliss passen perfekt zu ihren Rollen.
Natürlich ist "Der Clou" extrem durchkomponiert, er wirkt konstruiert, teilweise sogar etwas künstlich - aber der Plot am Schluß ging in die Filmgeschichte ein und macht auch heute noch gute Laune. 
 


Bewertung: 9,5 von 10 Punkten. 

Freitag, 19. Juli 2013

Apocalypse Now




















Regie: Francis Ford Coppola

Herz der Finsternis...

Auf höchster Ebene wurde dieser Befehl ausgegeben, er ist geheim und offiziell existiert er daher gar nicht: Die Liquidation des im Dschungel wahnsinnig gewordenen Colonel Walter E. Kurtz (Marlon Brando). Der von der Armee bestimmte Killer ist der US Army Captain Benjamin L. Willard (Martin Sheen), der bis vor kurzem in einem Hotelzimmmer in Saigon auf weitere Instruktionen gewartet hatte. Dann wird er zu Generalleutnant Corman (G.D. Spradling) und Colonel Lucas (Harrison Ford), die ihm diesen speziellen Auftrag zuteilen. Willard soll mit einem Patrouilenboot den Mekong flussaufwärts Richtung Kambodscha gebracht werden. Dort im Dschungel muss Kurtz wohl sein. Er hat sich seit langem von der amerikanischen Militärführung distanziert, soll 4 Agenten eigenmächtig hingerichtet haben und lässt sich auch sonst nicht mehr kontrollieren. Im Dschungel des im Vietnamkrieg neutralen Nachbarland Kambodscha hat er sich ein Reich aus Soldaten und Einheimischen aufgebaut haben, über das er inzwischen wie ein zorniger Gott herrscht.
Wilards Begleiter auf dem Boot sind Chief Phiillps (Albert Hall) und die Besatzungsmitglieder Lance (Sam Bottoms), Hicks (Frederic Forrest) und Miller (Larry Fishburne).
Die 1. US Luftkavallerie, die Willards Boot den Fluß aufwärts eskortieren soll, wird geführt von dem selbstherrlichen Bataillons Kommandeur Lieutenant Colonel Kilgore (Robert Duvall). Dieser verbringt die Zeit zwischen dem Bombardieren der vom Vietcong beherschten Dörfer mit Surfen. Der Angriff aus der Luft erfolgt mit musikalischer Unterstützung. Aus den Lautsprechern ertönt Richard Wagners Walkürenritt. Weitere wahnsinnige Episoden sollen folgen, bis Willard das Reich von Kurtz erreicht..



 "Apocalypse Now" war neben den beiden Paten Filmen der dritte ganz große Wurf von Francis Ford Coppola, die er allesamt in den 70ern realisierte. In den späteren Jahren drehte er kleinere, intimere Filme und schuf nie wieder ein derartiges Epos. Dabei ist "Apocalypse Now" mit seiner permantenten Weltuntergangsstimmung der Antikriegsfilm par Exzellence.
Basierend auf einem Roman von Joseph Conrad, wird die Grausamkeit des Krieges ebenso deutlich wie seine Sinnlosigkeit. Coppola beschreitet die Reise Willards  konsequent von Anfang bis Ende als das Eindringen in die menschliche Seele.  Und was dort gefunden wird, ist alles andere als gut. Der kürzlich verstorbene Kritikerpapst Roger Ebert schrieb über" Apocalypse Now wie folgt "Er handelt nicht so sehr vom Krieg selbst, sondern davon, welche Wahrheiten der Krieg ans Licht bringt, bei denen wir uns glücklich geschätzt hätten, wenn wir sie nie entdeckt hätten.“ Eine perfekte Zusammenfassung für einen perfekten, allerdings sehr unschönen Film, der mit Sicherheit zu den ganz großen Werken der Filmgeschichte gehört.



Bewertung: 10 von 10 Punkten.

Donnerstag, 18. Juli 2013

Compliance



Regie: Craig Zobel

Autorität vs. Gewissen...

"Compliance", das 2012 entstandene Dokudrama von Craig Zobel löst Erinnerung an das Milgram Experiment aus. Diese psychologische Experiment von Stanley Milgram testet die Bereitschaft durchschnittlicher Personen, ob sie auch dann autoritären Anweisungen Folge leisten, wenn diese in direktem Widerspruch zu ihrem Gewissen stehen. Der Versuch bestand darin, dass ein "Lehrer" (das war die Versuchsperson) einem Schüler (ein eingeweihter Schauspieler) bei dessen Fehlern in der Zusammensetzung von Wortpaaren jeweils einen elektrischen Schlag versetzen musste. Ein weiterer Schauspieler wirkte als Versuchsleiter mit, der die Anweisungen gab. Die Intensität der Schläge sollte nach jedem Fehler erhöht werden. Das Ergebnis war nicht nur verblüffend sondern auch erschreckend, denn nur 14 Personen brachen das Ergebnis irgendwann ab, 26 Personen aber gingen bis zur maximalen Spannung von 450 Volt, die ihnen der Versuchsleiter (also die Autorität) befahl.
In diesem Kontext ist die Geschichte, die auf Tatsachen beruht und in "Compliance" aufgegrifen wird auch erklärbar. Allerdings habe ich mehrmals beim Schauen den Kopf geschüttelt, wie doof und brav die Menschen die Befehle eines vermeitlichen Polizisten befolgen ohne mal stutzig zu werden, dass sie einem ganz üblen Scherz aufsitzen.
Leidtragende ist die junge, hübsche Becky (Dreama Walker), die in einem Fast Food Restaurant in der Chick Wich Kette arbeitet und dringend auf den Job angewiesen ist. Die ältere Sandra (Ann Dowd) ist ihre Vorgesetze und Managerin des Ladens. Diese erhält ausgerechnet an einem Tag, an dem sehr viel los ist und zudem noch ein Restauranttester inkognito anwesend sein soll, den Anruf eines Poliziisten Daniel, der von einem Diebstahl berichtet. Becky wird von ihm angeschuldigt einer Kundin viel Geld gestohlen zu haben. Leider habe er aber gar keine Zeit sofort vorbeizukommen und kurzerhand macht er mit rhetorischem Geswchick Sandra zu seiner Komplizin, die an seiner statt nun die Untersuchungen vor Ort leiten soll. Als zusätzlichen Verstärker baut er auch noch den Chef von Sandra ein, mit dem er schon gesprochen haben will....

 Es kommt wie es kommen muss. Im Laufe der Handlung werden die Befehle des Bullen immer abstruser und krimineller, aber keiner scheint irgendwelche Skrupel zu haben das entwurdigende Szenario dem die junge Becky ausgesetzt ist, zu beenden. Daher auch ein Ärgernis, auch wenn sich dies tatsächlich so abgespielt haben mag. Ich kann es nur nicht so ganz nachvollziehen, zumal auf diese plumbe Art. Daher konnte ich auch nur sehr wenig mit dem Film anfangen, auch wenn Ann Dowd eine sehr gute Darstellerleistung bietet.
Bewertung: 4 von 10 Punkten.

Die durch die Hölle gehen

























Regie: Michael Cimino

Körperliche und seelische Verstümmelung...

Mit "Die durch die Hölle gehen" (The Deer Hunter) gelang dem Filmemacher Michael Cimino 1978 ein großer Welterfolg. Sein großes Epos über Soldaten im Vietnamkrieg und ihr beschädigtes Leben nach der Rückkehr in die Heimat wurde mit fünf Oscars ausgezeichnet, darunter als bester Film. Cimino selbst durfte sich über die Auszeichnung als bester Regisseur freuen und Newcomer Christopher Walken wurde geehrt in der Kategorie der besten Nebendarsteller. Dieser Erfolg brachte ihm für das nächste geplante Projekt "Heavens Gate" weitestehende künstlerische Freiheit. Es entstand ein weiterer großartiger Amerika-Film, der allerdings an der Kasse zurm bis dahin größten wirtschaftlichen Mißerfolg wrude. Es führte schliesslich auch dazu, dass die Transamerica Corporation das Studio United Artists an MGM verkaufen musste.  Cimino war dann sozusagen arbeitslos und als Kassengift verschrien, auch wenn ihm in den 80ern noch ein Achtungserfolg mit "Im Jahr des Drachen" gelingen sollte.
Ciminos Stärke ist eindeutig im epischen Bereich angesiedelt, also seine Geschichten sind sehr weitläufig und ausschweifend. So auch "Die durch die Hölle gehen", der sich über eine Stunde seiner Laufzeit von 182 Minuten der Vorstellung seiner Figuren widmet. Dabei dient ihm vor allem die Hochzeit des jungen Steven Pushkov (John Savage) mit Angela Ludhjiduravic (Rutanya Alda), die zwischen dem letzten Arbeitstag der Woche und dem Einrüciken nach Vietnam stattfindet.
Zu Stevens Freunden gehören auch Nick Chevotarevich (Christopher Walken), Michael Vronsky (Robert de Niro), Stanley (John Cazale), John Welsh (George Dzundza) und Axel (Chuck Aspegren). Allesamt sind sie russischstämmige Stahlarbeiter aus der Provinzstadt Clairton in Pennsylvania, vor allem aber sind sie amerikanische Patrioten, die gerne für ihr Land nach Vietnam gehen. Aber vorerst ist Hochzeit, wo Michael heimliche Blicke für Nicks Freundin Linda (Meryl Streep) hat. Es wird ausgelassen und trinkfest gefeiert, am frühen Morgen danach gehen die Freunde noch zur Rotwildjagd in die Berge. Michael erklärt seinem besten Freund Nick seine Theorie mit "nur einem Schuß, kein zweiter", so erlegt er den Hirsch. Es geht viel um Ehre, Freundschaft, Männlichkeitsrituale und über das Gesetz des Stärkeren, Cimino zeigt das Spiel von Jäger und Gejagten. Dies findet eine Fortsetzung im abrupten Szenewechsel, wo Nick, Michael und Steven in die Gefangenschaft des Vietkong geraten. Dort findet ein perfides Spiel um Geld und Leben oder Tot statt, die Gefangenen müssen sich für das Russische Roulette zur Verfügung stellen. Wer kneift wird gleich erschossen, die einzige Möglichkeit ist Spiel der Wärter mitzuspielen. Michael gelingt mit einem Trick die Flucht, doch die Wege der Freunde trennen sich. Während Michael irgendwann seine Heimat wiedersieht und noch nachdenklicher als früher ist, bleibt Nick in Saigon verschwunden...



Es ist ein sehr bitterer Film, der drei Phasen seiner Figuren schildert. Die erste ist die scheinbar intakte Welt, die allerdings auch schon so seine Schattenseiten offenbart und wenig wahre Emotion zulässt. Man hat das Gefühl die Menschen wären in ihrer Wertevorstellung gefangen und könnten nicht ausbrechen - es sei denn zur Jagd, wo sinnlos auf Tiere geschossen wird. Hier zeigt sich auch die Charaktereigenschaft jedes einzelnen Jägers. Michael offenbart hier seine Verbundenheit mit einer Natur, die dem Stärkeren gehört, der aber auch gewisse Regeln einhalten muss. Die zweite Phase zeigt diese Menschen in einer Extremsituation, die sie vorher anders eingeschätzt haben. Der Krieg ist weit weg von seiner vorausgegangenen Glorifizierung. Als dritte Phase werden diese Menschen danach gezeigt, ihre Gebrochenheit und ihr Wille einen neuen Anfang zu finden. Natürlich sind die Szenen im Krieg sehr gewaltig und brutal, vor allem das russische Roulette bleibt unvergessen im Gedächtnis. 




Bewertung: 10 von 10 Punkten. 

Dienstag, 16. Juli 2013

Barry Lyndon

























Regie: Stanley Kubrick

Odyssee durchs 18. Jahrhundert...

Nach den drei bahnbrechenden Welterfolgen "Dr. Seltsam", "2001 Odyssee im Weltraum" und "Uhrwerk Orange" hatte sich Stanley Kubrick entschlossen im Genre des Historienfilms ein Meisterwerk zu schaffen. Als Vorlage diente dabei der Roman "Die Memoiren des Junkers Barry Lyndon" der 1844 von William Makepeace Thackeray geschrieben wurde. Kubrick lässt diese Zeit ab 1750 in opulenten, äusserst betörenden Bildern wieder auferstehen, von denen beinahe jede Einstellung so schön wie ein Gemälde ist. Entscheidenden Einfluss hatte dabei der Kameramann John Alcott, der diverse Innenaufnahmen beim Dreh lediglich durch Kerzen ausleuchtete. Er verwendete für diese Aufnahmen ein besonders lichtstarkes Objektiv. Das Ergebnis ist oberste Weltklasse. Ein Oscar war der Lohn, auch in drei weiteren Kategorien konnte der Film triumphieren.
Man kann "Barry Lyndon" auch als Bilderfilm sehen, aber es gelingt Kubrick mit der Geschichte eine Zeit wieder wach werden zu lassen. Dabei zeigt er sowohl die Gedanken eines Einzelnen in dieser Zeit, als auch einen politischen, allumfassenden Part, der diese Ära als besonders militärisch charakterisiert.
Es fängt alles in den Jugendjahren des irischen Landadligen Redmond Berry (Ryan O´Neal) an, der sich in seine ältere Counsine Nora (Gay Hamilton) verliebt, diese aber spielt nur mit ihm. Heiraten will einen schneidigen britischen Offizier. Die Männer duellieren sich, daher muss der junge Mann seine Heimat verlassen und in Dublin untertauchen. Unterwegs klaut man ihm Pferd und Geld. So tritt er in die Armee ein und da der 7jährige Krieg (1756-1763) wütet, wrd auch blutig gekämpft. Vom Militär angewidert, desertiert Redmond und versucht als Offizier verkleidet nach Holland zu kommen. Doch er wird vom preußischen Offizier Potzdorf (Hardy Krüger) entlarvt und in die preußische Armee gezwungen. Er rettet in einer Schlacht das Leben seines Vorgesetzten und wird von diesem gefördert, aber auch auf den als Spion verdächtigen Chevalier de Balibari (Patrick Magee) angesetzt. Dadurch erst kann er das Leben als Falschspieler beginnen und dadurch lernt er auch die vermögende Gräfin Lyndon (Marisa Berenson) kennen. Deren Mann stirbt und einer Hochzeit steht nun nichts mehr im Wege. Der sensible Sohn der Gräfin, Lord Bullington (Dominic Savage und später Leon Vitali) hasst aber seinen Stiefvater...



 Man kann "Barry Lyndon" sehr spontan zu den fünf besten Historienfilmen aller Zeiten rechnen. Kubrick Inszenierungsstil ist beinahe magisch und entführt den Zuschauer fast schon in einen Traum aus verganener Zeit.
Neben den Bildern ist auch die Musik von Barry Lyndon erwähnenswert. Der Soundtrack des Films enthält Stücke von Händel. Bach, Vivaldi, Paisiello, Mozhert und Schubert  sowie traditionelle irische Musik der Gruppe The Chiieftains. Derem Song "Women of Ireland" gewann ebenfalls einen Academy Award.
Auch heute noch löst dieses epische Kinopanarama große Begeisterung bei mir aus, es zeigt die Sonderstellung Kubricks als Filmemacher. "Barry Lyndon" ist sogar neben "Wege zum Ruhm" mein Lieblingsfilm von Kubrick. 



  Bewertung: 10 von 10 Punkten.

Die Unbestechlichen


Regie: Alan J. Pakula

Die Männer des Präsidenten...

Die Unbestechlichen" aus dem Jahr 1976 ist der würdige Abschluß für die "Paranoia Trilogie" des US-Regisseurs Alan J. Pakula und befasst sich mit dem spannenden Aufdecken des Watergate-Skandals. Vorausgegangen waren die Thriller "Klute" (1971) und "Zeuge einer Verschwörung" (1974) , die ebenfalls Klassiker wurden. "Die Unbestechlichen" war bei der Oscarverleihung 1977 in vier Kategorien siegreich. Ich finde den Original-Titel des Films "All the Presidents Men" allerdings weitaus gelungener, denn es macht die Bedeutung dieses Politskandals umso deutlicher. Im übrigen gilt Alan J. Pakulas im dokumentarisch gehaltenen Stil Thriller als Paradebeispiel für einen besonders gelungenen Politthriller.Im Juni 1972 findet ein Wachmann im Watergate-Komplex eine Tür entriegelt. Er ruft die Polizei, die dort fünf mutmaßliche Einbrecher im Sitz des "Democratic National Committee" vorfinden und verhafften.  Am nächsten Morgen ist der Washington Post-Reporter Bob Woodward neue (Robert Redford) im örtlichen Gerichtsgebäude, um über diese Geschichte zu schreiben, die vermutlich von untergeordneter Bedeutung sein wird. Woodward erfährt dort, dass vier dieser fünf Männer Kuba-Amerikaner sind und alle in irgendeiner Verbindung mit dem CIA stehen. Grund genug in dieser Sache doch am Ball zu bleiben. Von einem unbekannten Informanten (Hal Holbrook) hört Woodward, dass er an einer brisanten Story arbeitet. Es taucht dabei auch der Name von Richard Nixons Mitarbeiter Charles Colson auf. Da Woodward noch neu bei er Zeitung ist, wird ihm Kollege Carl Bernstein (Dustin Hoffman) zur Seite gestellt, die beiden werden zum guten Team. Doch die erste Zeit ist zermürbend, da Chefredakteur Ben Bradlee (Jason Robards) viel mehr Untermauerung und Zuverlässgkeit der Information braucht, um sie auf die Titelseite zu bringen. So ist den beiden Journalisten zwar klar, dass sie an etwas Großem arbeiten, aber sie dennoch völlig im Dunkel tappen. Woodwards Informant gibt ihm aber den Tipp, dass er den Geldtransfers folgen soll, die sich bei den Recherchen schon ergeben haben. Am Ende dieser mehrjährigen journalistischen Ermittlungen steht der Abhörskandal, der schließlich zum Rücktritt des US-Präsidenten Richard Nixon führte. Woodward und Bernstein deckten auf, dass Mitarbeiter des Weißen Hauses das Wahlkampfbüro der oppositionellen Demokratischen Partei abhören wollten. 

 Pakulas Stil ist beinahe schon nüchtern, sehr klar und Präzise. Dabei verzichtet er auf dramatische Aspekte und setzt einzig und allein auf den spannenden Part einer Ermittlung, die zunehmend brisanter und auch ungeheuerlicher wird. In weiteren Nebenrollen sind Martin Balsam, Ned Beatty, Jack Warden und Jane Alexander zu sehen. Erst 1993 kehrte Pakula ein letztes Mal auf gewohntes Paranoia Thriller Terrain zurück und landete mit "Die Akte" dank der Stars Julia Roberts und Denzel Washington ein Comeback mit ähnlichen Inhalten. 

Bewertung: 9 von 10 Punkten.

Taxi Driver





















Regie: Martin Scorsese

Du laberst mich an ????

26 Jahre alt, starke Kontaktprobleme und noch stärkere Schlafstörungen: Das ist der New Yorker Vietnam-Veteran und Marine Travis Bickle (Robert de Niro), der eine Stellung als Taxifahrer bekommt, weil er nachts nicht schlafen kann und auch in jeden Gast in jedes Viertel der Stadt fährt. Er arbeitet von 6 Uhr Abends bis 6 Uhr früh - wenn er dann immer noch nicht schlafen kann, geht er in ein Pornokino. Nachts, wenn in der Metropole das Vergnügen angesagt ist, fährt er durch die beleuchteten Straßen, untermalt wird dies von Bernard Herrmanns jazzigen, saxophonlastigem Score. Für Travis sind die Nachtgestalten einfach nur Abschaum. Tagsüber wird in der Stadt kräftig Wahlkampf für den designierten Präsidentschaftskandidaten Palantine gemacht. Auf die schöne Wahlkampfleiterin Betsy (Cybill Shepard) hat Travis ein Auge geworfen. Er beobachtet sie vom Taxi aus in ihrem Büro, wie sie von ihrem Arbeitskollegen Tom (Albert Brooks) umworben wird. Doch das erhoffte Kennenlernen geht schon bei der ersten Verabredung in die Brüche. Stattdessen rüstet sich Travis körperlich auf, er besorgt sich auch ein paar Waffen. Als er die 14jährige Prostituierte Iris (Jodie Foster) kennenlernt, die für den Zuhälter Sport (Harvey Keitel) anschafft, entwickelt er die besessene Idee das junge Ding aus den klauen des Rotlichtmilieus zu befreien...


 Ein verdammt guter Film, vielleicht immer noch Scorseses bester, trotz "King of Comedy" oder "Raging Bull" Der 1976 entstandene Film ist zu Recht einer der ganz großen Klassikern dieses sehr innovativen und progressiven Kinojahrzehnts. Scorsese inszeniert meditativ die Entleisung eines Psychopathen, der dem Alptraum Großstadt mit einem Amoklauf entgegenwirken will. Ausserst brutal geht er zu Gange und am Ende geht der Killer mit dem selbstzerstörerischen Wahn als Held aus der blutigen Geschichte hervor. Sehr dicht ist Scorsese am Geschehen und an der tragischen Hauptfigur, die von Robert de Niro großartig gespielt wird. 

Bewertung: 10 von 10 Punkten.