Regie: Alexander Payne
Gefangen im Laufrad des Alltags...
Für
6 Oscars (u.a. Bester Film, Beste Regie, Bester Darsteller Bruce Dern) ist
"Nebraska", der neue Film von Tragikomikspezialist Alexander Payne nominiert und
folgt damit inhaltlich und qualitativ seinen früheren Arbeiten, zu denen
"Election", "Sideways" oder "The Descentants" gehören. Für "About Schmidt"
konnte er im Jahr 2002 sogar Jack Nicholson als Hauptdarsteller verpflichten,
eine Rolle, die diesem nicht nur eine Oscarnominierung einbrachte, sondern auch
als Hauptdarsteller in einem Drama bei den Golden Globe Awards triumphieren
liess.
Und
es ist natürlich diesem Schauspieltitan zu verdanken, dass der Film - ohne
richtige Geschichte, sondern als schwebender Daseinsprozess - sehr gut
funktioniert. Es geht darin um einen Warren Schmidt, der so eine Art Workaholic
war und nun, 66 jährig, seinen Ruhestand antreten muss. Betonung liegt auf
"muss", denn Warren definierte sich sehr mit seinem Job als Abteilungsleiter
der Versicherungsfirma "Woodman of the World" in Omaha. Nun tritt sehr schnell
die berühmte "Leere" ein, zuhause fühlt er sich immer kleiner und unbedeutend
und auch an seiner Frau Helen, mit der er 42 Jahre verheiratet ist, findet er
polötzlich nicht allzu viel. Auch seine Tochter Jeannie (Hope Davis) steht
schwer in der Kritik, denn Warren kann seinen zukünftigen Schwiegersohn und
Wasserbettverkäufer Randal Hertzel (Dermot Mulroney) auch nichts positives
abgewinnen. Um sich dem immer stärker werdenden Gefühl der permanenten
Nutzlosigkeit entgegenzustellen, übernimmt er eine im Fernsehen beworbene
Patenschaft über das Kinderhilfswek für einen sechsjährigen tansanischen Jungen
namens Ndugo. Diesem schreib er Briefe und wird dabei sehr offen über seine
Befindlichkeiten schreiben, über Gefühle, die er sonst niemandem anvertrauen
könnte. Urplötzlich wird er aber mit dem Tod seiner Frau seiner Frau
konfrontiert, nun gerät das bürgerliche Leben immer mehr aus den Fugen. Schmidt
steigt in sein Wohnmobil mit dem Ziel die Tochter zu besuchen. Statdessen macht
er sich aber auf den Weg, um Orte aus seiner Vergangenheit aufzusuchen. Auf
dieser Odyssee erschleicht ihn eine Art Sinnlosigkeit seines Daseins. Bringt
vielleicht der Besuch bei seiner Tochter und die Bekanntschaft mit dem Hertzel
Clan neue, günstigere Erkenntnisse. Er quartiert sich in Denver bis zur Hochzeit
seiner Tochter bei der Mutter (Kathy Bates) von Randal
ein...
Payne
skizziert das graue Leben eines unwichtigen Mannes, zumindest erlebt sich der
Protagonist genauso. Vor allem durch den Wegfall des Berufes, es scheint als
würde Schmidt damit auf einen fremden Planeten befördert, er kann kaum glauben,
dass dieses Leben in Ruhe, in gewohntem Bild, mit gewohnter Partnerin alles
gewesen sein soll. Aber eine zündende Alternative hat er auch nicht. Vor allem
bemerkt er im Laufe der Geschichte, dass nicht alles so eben war, wie er dachte.
Die verstorbene Frau hatte eine Affäre mit seinem besten Freund - er bemerkt,
dass auch seine Frau Empfindungen hatte, auf die er keinen Einblick hatte. Das
Ende ist sehr still und sehr schön, die Mischung aus Komik und Tragik hat einen
kleinen, magischen, wenngleich auch sehr bescheidenen Epilog, der dann doch die
Unwichtigkeit des "kleinen Mannes" in Frage stellt.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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