Regie: Guy Hamilton
Action in Fernost oder immer Ärger mit Mary Goodnight...
Drei der Bond Nachfolger von Sean Connery ist es passiert, dass der
zweite Auftritt an der Kinokasse schlechter lief als das Debüt. Timothy
Daltons "Lizenz zum Töten" verlor Zuschauer, auch Pierce Brosnans
zweiter Auftritt "Der Morgen stirbt nie" hatte einen Zuschauereinbruch,
wenngleich nur einen sehr leichten. Roger Moore, der mit "Leben und
sterben lassen" phänomenal startete und 161 Millionen Dollar zur Freude
der Produzenten in die Kasse spülte, musste sich bei "Der Mann mit dem
goldenen Colt" mit einem wesentlich dünneren Einspielergebnis begnügen.
Endabrechnung mit enttäuschenden 97 Millionen Dollar Umsatz, für Bond
Verhältnisse extrem enttäuschend - obwohl auch dieser Bond Film am Ende
in den Top Five der erfolgreichsten Kinofilme landen konnte.
Vielleicht
lag es an der Mundpropaganda, denn so gelungen wie "Leben und sterben
lassen" war der von Guy Hamilton inszenierte und überwiegend in Fernost
gedrehte Nachfolger nicht.
Rein objektiv ist "Der Mann mit dem
goldenen Colt" wahrscheinlich einer der schwächsten Bond Abenteuer und
ich würde ihn in einem Bond Ranking auch eher weiter hinten
einsortieren. Doch einen wirklich schlechten Bond Film gibt es für mich
und so findet man auch hier genügend Pluspunkte, die das Abenteuer des
Agenten zum Vergnügen werden lassen.
Vor allem wird dem
Zuschauer ganz viel 70s Kino Flair präsentiert - der Film zeigt die
gängigen und damals populären Kinomotive, angefangen von Kung Fu, Bruce
Lee, Karateschülern und ganz viel Martial Arts. Und nicht nur aufgrund
der Locations Thailand, Macau, China oder Hongkong. Auch den damals
immer stärker aufkommenden Autojagden auf der großen Kinoleinwand wird
Rechnung getragen. Legendär der 360 Grad Auto Stunt über dem Wasser. Bei
der Autoverfolgung darf dann auch der etwas nervige Sheriff Pepper
(Clifton James) nicht fehlen, der bereits in "Leben und sterben lassen"
auf den Highways mit Bond zu tun hatte und im Jahre 1974 sicherlich sehr
beliebt war, denn in den folgenden Kinojahren entwickelten sich seine
unmittelbaren Nachfolger wie Sheriff Justice aus "Smokey and the Bandit"
oder gar Sheriff Dirty Lyle aus "Convoy". Sie alle scheinen genau mit
diesem Typus des nervigen und erzreaktionären Streifenpolizist verwandt
zu sein.
"Der Mann mit dem goldenen Colt" wird übrigens von
Christopher Lee gespielt, der insgesamt in der Rolle von Bonds
Widersacher bestens überzeugen kann. Als Bond Girls wurden zwei
Schwedinnen verpflichtet. Britt Ekland, die kurz zuvor in "Wicker Man"
eine gute Vorstellung gab, liefert als Gehilfin und Mitarbeiterin des
Geheimdienstes eine denkwürdige Performance ab. Denn kein einziges
Bond-Mädel war so blond und doof wie sie. Sie wird wegen ihrer
fachlichen Inkompetenz in Kofferräume eingesperrt, muss Stunden in
fremden Kleiderschränken verbringen und riskiert sogar einen freien Flug
durch die Luft, indem sie die hintere Autotür öffnet, weil sie meint,
der Wagen hätte irgendwo gehalten - dabei befindet er sich als
Flugzeuganhängsel in der Luft. Mary Goodnight heißt das Girl und Britt
bekam gerade diese Rolle, weil sie beim Casting so überzeugend war. Sie
sprach aber für die kleinere Rolle der Andrea Anders, die gebeutelte
Geliebte des Schurken Scaramanga (Christopher Lee) vor. Diesem Umstand
ist dann auch zu verdanken, dass Maud Adams berücksichtigt wurde und
ja...sie hat natürlich mit ihrer sehr guten Darstellung Miss Ekland in
allen Belangen die Show gestohlen. Die darf aber immerhin beim Finale
für einen unfreiwilligen Lacher sorgen, denn ihr Hinterteil hätte noch
fast für das Ableben ihres von ihr so angehimmelten James gesorgt. Die
Handlung selbst gestaltet sich sehr zeitgemäss und nimmt aus damals
aktuellem Anlass auch die Energiekrise mit auf. Es geht dabei um einen
Solex-Generator. Bond soll Informationen über dieses Gerät zur Erzeugung
von Strom aus Solarenergie, sammeln. Genau zeitgleich bekommt die MI6
einen Nachricht, dass ein gewisser Scaramanga (Christopher Lee) 007
ermorden will. Die Spur führt über Macau nach Hongkong, dort wird Bond
Zeuge, dass der Wissenschaftler Gibson von dem Schurken gekillt wird.
Dabei hat Scaramanga mit dem kleinwüchsigen Assistenten Schnick Schnack
(Herve Villechaize) einen professionellen Helfeshelfer und mit dem
Industrillen Hai Fat (Richard Loo) einen finanzstarken Kompagnon.
Lediglich seine Geliebte Andrea (Maud Adams) spielt ein Doppelspiel und
tendiert dazu sich in die Armee von 007 zu begeben. Was der Schurke aber
nicht verzeihen könnte. Die Frau spielt damit ein gefährliches
Spiel....
Am Ende kommt es wieder zum üblichen Showdown. Der Schauplatz ist toll gewählt: Eine idyllische Insel im rotchinessichen Meer, dazu eine Halle der Illusionen, die Scaramanga gehört. Wie so oft wird auch die ganze Fabrikanlage des Schurken am Ende zerstört. Ausserdem erwähnenswert die Szene mit der Jagd auf den Booten. Dort bekommt 007 von einem einheimischen Jungen, der Porzellanelefanten an Touristen verkauft, den entscheidenden Tipp, wie das Boot anspringt. Zum Dank wirft ihn Kinderschreck James aus dem fahrenden Boot ins Wasser. Sehr eigenwillig auch der gleichnamige Titelsong, von ESC-Siegerin Lulu gesungen, der irgendwie an Brechts "Moritat von Mackie Messer" erinnert.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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