Regie: John Glen
Der unbarmherzige Rächer...
Während Timothy Daltons Debüt als James Bond "Der Hauch des Todes"
einen Umsatz von 191 Millionen Dollar weltweit brachte und an der
Kinokasse somit auch besser lag als die beiden letzten Beiträge von
Roger Moore, musste er sich schon bei seinem zweiten Auftritt mit einem
empfindlichen Rückgang der Zuschauerzahlen auseinandersetzen. "Lizenz
zum Töten" mit einem Einspielergebnis von 156 Millionen Dollar ist zwar
ein jeden anderen Film ein phänomenales Ergebnis, dass die Produzenten
glücklich macht. Aber von James Bond erwartet man andere Zahlen. So
verpasste "Lizenz zum Töten" sogar am Ende noch die Top 10 der
umsatzstärksten Filme des Jahres 1989 und musste sich von anderen
Blockbustern wie "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug", "Batman",
"Lethal Weapon 2" oder Überraschungserfolgen wie "Club der toten
Dichter" an der Kasse geschlagen geben. Dafür kam aber der Titelsong
"Licence to kill", sehr angelehnt an Shirley Basseys unverwüstlichem
"Goldfinger" prächtig an. Damit schaffte US-Soullegende Gladys Knight
auch die europäischen Charts zu erobern. "Lizenz zum Töten" ist auch als
Titel gut gewählt, denn für mich ist sichtbar, dass die Macher und auch
Regisseur John Glen den Mut hatten auf Risiko zu gehen, und dem
Superagenten ein anderes Image zu verpassen. Zurück sogar zum ersten
Bond, als Sean Connery noch ein kaltblütiger Killer sein durfte, der
gerne auch mal Selbstjustiz ausübt, wenn seine Widersacher ihn töten
wollen. "Lizenz zum Töten" ist der bessere Timothy Dalton Beitrag und im
Vergleich zu anderen Bond Filmen extrem gewalttätig, man hat sehr viele
Bond-Versatzstücke einfach weg gelassen und hat eine knallharte und
brutale Rachestory inszeniert. Ja richtig, Bond hat diesmal gar keinen
regulären Auftrag und schon gar nicht von Ihrer Majestät. Er arbeitet
auf eigene Rechnung und wird seinen Job beim MI6 im gegenseitigen
Einvernehmen im Laufe des Films lösen.
Eins scheint schon
bei der spektakulären Eröffnungssequenz klar: Mädels, heiratet nie einen
Spion für die Regierung. Denn du überlebst den Hochzeitstag mit dem
Agenten, der dich liebte, nicht sehr lange. Das gleiche Schicksal hatte
Bonds Auserwählte Tracy (Diana Rigg) in "Im Geheimdienst ihrer
Majestät". Bond hat gelernt, dass er zwar haufenweise Bondgirls
vernaschen darf, aber niemals wieder in den Stand der Ehe eintreten
kann. Diese Erfahrung hat Bonds bester Freund Felix Leiter (David
Hedison) noch nicht. Denn der Film beginnt mit seinem Hochzeitstag, der
turbulent verläuft, so wie es sich für Agenten gehört. Die Braut
(Priscilla Barnes) wartet schon vor der Kirche und eigentlich hat man
den Bräutigam, gemeinsam mit Bond in einem Auto Richtung Kirche gesehen.
Doch dann bekommen sie die Nachricht, dass man endlich in Sachen
Festnahme des Drogenbarons Franz Sanchez (Robert Davi) zuschlagen
können. Der hält sich nämlich in Florida auf. Also auf zur Gangsterjagd -
bevor man dann nach efolgreicher Mission im Fallschirm vor der Kirche
landet und zum Altar schreitet.
Sanchez bietet aber seinen
Befreiern 2 Millionen Dollar und da wird schon mal einer der Polizisten
schwach. Er entkommt also, nimmt blutige Rache an Leiter, der von
Sanchez eigenem weißen Hai angeknabbert wird. Die Braut wird getötet.
Bond schwört Rache und legt sich damit mit einem der gefährlichsten
Drogenbosse an. Sein Arbeitgeber ist sauer, denn Bond handelt auf eigene
Rechnung. Immerhin gewinnt er die burschikose Pam Bouvier (Carey
Lowell) als Helferin und auch Q (Desmond Lleweyn) lässt es sich nicht
nehmen von London anzureisen und Bond zu unterstützen. Dieser macht
bereits Bekanntschaft mit Sanchez Männern (Anthony Zerbe/Benicio del
Toro) und Frauen (Talisa Soho)....
Auch die Locations sind in
"Lizenz zum Töten" sehr sparsam ausgewählt. Bond reist nicht von Ort zu
Ort, das Geschehen spielt sich vornehmlich in Florida ab, was den Film
auch ein bissel in die Nähe der Erfolgsserie "Miami Vice" rückte. Wie
bereits erwähnt ist der Film insgesamt grimmig und das Racheepos steht
im Vordergrund - ein Novum im Bond Kosmos. Vorgänger Roger Moore wäre
für diese Facette nie in Frage gekommen, Timothy Dalton nimmt man aber
die Rolle des eiskalten Rächer sehr gut ab. Somit hat ja jeder Bond
Darsteller mindestens einen Topbeitrag der Serie gemacht. Bei Pierce
Brosnans wars "Goldeneye", George Lazenby hatte nur eine Chance, die er
voll genutzt hat und für mich sogar den besten Bondfilm aller Zeiten
gemacht hat. Und Timothy Dalton hat in dem von vielen Fans gescholtenen
Alternativ Bond "Lizenz zum Töten" einen tollen Film abgeliefert. Viele
Bond Fans werden zwar die gewohnte Bond-Sophistication vermisst haben,
es war ungewohnt - dieses rohe und schäbige Szenario, in dem Anthony
Zerbe in einer Druckkammer zerplatzt, David Hedisons eine Körperhälfte
von einem Hai verspeist wird Benicio di Toro als Gangster mit Babyface
mit nur wenigen Szenen sich in den Olymp der besten Bond-Bösewichte
hochkatapultiert. Ebenfalls erweitert sich in "Lizenz zum Töten" Bonds
Beuteschema. Er wird sich sogar am Ende gegen das typische Bondgirl -
zugunsten der jungenhaften Pam - entscheiden. Aber dafür darf sich die
heißblütige Lupe nach der Beziehung mit Sanchez, der ihr Schläge
verpasst, wenn sie nicht kuscht, mit einem sonderbaren Bananenrepublik
Diktator (gespielt von Pedro Armendariz Jr) trösten.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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