Sonntag, 17. Januar 2016

Octopussy





















Regie: John Glen

Agent, Pappkrokodil, Zirkusclown und Tigerflüsterer...

Mit einer furiosen und knalligen Eingangssequenz wird Roger Moores vorletztes Bond Abenteuer eingeläutet, danach wird es bedingt durch den Titelsong "All time high" von Rita Coolidge ruhig und melancholisch. Ansonsten setzt "Octopussy" aber auf eine schrille und überzogene Agentenstory. Insgesamt bleibt dadurch auch der Charakter von Vorgänger "Moonraker" gewahrt und auch Moores Abschiedsvorstellung in "Im Angesicht des Todes" bleibt der Erweiterung in Richtung Agentenkomödie treu. Ausschlaggebend für dieses Empfinden beim Publikum sind u.a. auch die haarsträubenden Actioneinlagen. Da hängt einmal Bond an einem fliegenden Zeppelin, ein anderes Mal ist er sogar Astronaut im Weltall. Hier in "Octopussy" hängt er sozusagen während der Fluchtflug des Bösewichts Kamal Khan (Louis Jourdan) an dessen fliegender Beechcraft. Obwohl es beinahe keine Möglichkeit gibt, sich dort oben festzuhalten gelingt dies natürlich unserem 007. Sogar dann, wenn Kamal Khan einen Looping macht, um den unliebsamen blinden Passagier oben auf dem Dach loszuwerden. Da nützt auch sein hämisches Lachen nicht, so leicht lässt sich Bond nicht abschütteln. Der Schurke muss seinen optisch imposanten Handlanger Gobinda (Kabir Bedi) nach draußen schaffen, damit dieser Ordnung schafft. Aber auch hier triumphiert Bond. Ich denke genau solche Szenen sind typisch für die Roger Moore Bond Ära, sie nahmen prägenden Einfluss auf die Serie bis heute.
Auch die Szene mit dem Tiger im Dschungel darf in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben. Während der Großwildjagd auf Elefanten (Bond soll gejagt werden) begegnet er einem riesigen Tiger, doch Bond kann in einem kurzem Befehl den Tiger dazu bewegen zu verschwinden.
"Octopussy" enstand 1983 und der kalte Krieg ist eines der dominierenden Themen des Films. Dazu wird einmal ein russischer Konferenzraum gezeigt, der beweist, dass "Octopussy" ausstattungstechnisch eine Wucht ist. Man musste sich ja auch anstrengen, denn 1983 war das Jahr, indem wir gleich zwei James Bond Filme im Kino bewundern konnten (wobei in Deutschland der inoffizielle Bond erst im Januar 1984 anlief), denn Sean Connery kam zurück, weil er "Sag niemals nie" sagte. Möglich machte dieses Comeback die Tatsache, dass die Bond Produzenten keine Rechte mehr am Feuerball Drehbuch hatten und so kehrte Connery von seinem Agenten-Ruhestand noch einmal zurück.
In der zeitgenössischen Kritik kam natürlich der Urbond Sean Connery besser weg. Aber an der Kinokasse hatte "Octopussy" sogar leicht die Nase vorn. Im Filmjahr 1983 lief nur "Die Rückkehr der Jedi Ritter" besser. Auf Platz 2 mit 187 Millionen Dollar Einspielergebnis konnte sich "Octopussy" platzieren. "Sag niemals nie" verpasste das Treppchen nur knapp mit 160 Millonen Dollar. Er wurde von Shirley McLaines Oscardrama "Terms of Endearment" noch überrundet.
Am Anfang spielt "Octopussy" in der DDR. Genauer im Zirkus, in einer starken Szene wird 009, getarnt als Clown, von messerwerfenden Zwillingen (David & Tony Meyer) gemeuchelt. Es folgt eine klasse Szene bei einer Auktion von Sothebys, in der Bond seinen Widersacher und dessen attraktive Helferin Magda (Kristina Wayborn) kennenlernt. Bond treibt risikoreich die Summe des angebotenen Faberge Eis in die Höhe von 500.000 Dollar und damit hat er seinen Feind auch schon auf sich aufmerksam gemacht. Kamal Khan ist afghanischer Prinz und lebt im indischen Exil, dorthin verlagert sich bald die Handlung. Dort konfrontiert Bond den Schurken damit, dass er eine Fälschung ersteigert hat. Bond hat das Original und wird damit bald von einem Mordkommando gehetzt. Bei einem kurzen Rendezvous mit Kamals bösem Mädchen, nimmt man Bond das Ei ab. Es wird bald klar, dass der Prinz gemeinsame Sache mit dem sowjetischen General Orlov (Steven Berkoff) macht. Orlovs Plan ist es eine Atombombe in Deutschland explodieren zu lassen und die Katastrophe mit einem riesigen Kollateralschade so aussehen zu lassen, dass die Amerikaner die Schuldigen sind. Doch zuerst muss Bond in Indien sein Bond-Girl Octopussy (Maud Adams) kennenlernen. Diese lebt auf einer Flußinsel und schart eine Truppe von Leibwächterinnen um sich. (Die Pilotinnen aus "Feuerball" lassen da grüßen). Zufällig ist sie auch die Betreiberin eines Wanderzirkusses, der gleichzeitig auch als Schmuggelunternehmen fungiert. Nach zahlreichen Abenteuern in Indien, geht es nach Karl-Marx-Stadt und so kommt es zum Showdown im Zirkus. Großer Höhepunkt und eine der besten Szenen des irren Films ist Bonds Entschärfen der Bombe in wirklich allerletzter Sekunde (0.01). Dafür war es aber notwendig in ein Clownkostüm zu schlüpfen, herrlich...



tja, es gibt halt wieder einige unvergessliche Szenen, auch wenn "Octopussy"lange nicht der beste Bond ist. Ich würde ihn sogar fast als den schwächsten Bond von Roger Moore ansehen, trotz "Der Mann mit dem goldenen Arm". Vielleicht liegt es daran, dass Louis Jourdan wenig überzeugen kann. Er ist der schwächste Widersachen von Roger Moore. Da hatte er es mit schon ganz anderen Fieslingen zu tun, ich denke da an Michael Lonsdale als Hugo Drax, Christopher Lee als Scaramanga oder auch Christopher Walkens übertriebene Performance als Irrer aus dem Reagenzglas in "Im Angesicht des Todes". Sie alle hatten mehr Profil und Charsima. Freuen darf man sich auf Maud Adams als gereiftes Bond Girl. Sie überzeugte ein Jahrzehnt vorher als Bond Girl und durfte nun zum zweiten Mal ran. Diesmal als Gebieterin vieler weiblicher Untertanen, die von ihr in verschiedenen Lebensdisziplinen aber auch im Kampf ausgebildet werden. Ich finde sie für diese Rolle fast fehlbesetzt - möglicherweise liegt es daran, dass mit Kristina Wayborn in der ersten Hälfte ein total überzeugendes kleines Biest die Rolle als Bond Girl dominerend in der Hand hat und dann urplötzlich beinahe ganz von der Handlung verschwindet, weil eben die zweite Frauenfigur des Films - Octopussy - auftaucht. Dieser Wechsel der beiden Schwedinnen ist für mich nicht ganz überzeugend, auch wenn wir Miss Wayborn noch einmal bei den Fighterinnen Octopussys wiedererkennen.
Insgesamt ist "Octopussy" dennoch gut gelungen und sehr unterhaltsam. Der Zuschauer ist bei diesem farbenprächtigen und exotischen Spektakel mit Feuerschluckern, Clowns, Tigern, Papp-Krokodilen, Elefanten, irren Kommunisten, Schlangenbeschwörern, fiesen Jo Jo Sägen, falschen und echten Faberge Eiern gut aufgehoben und der Unterhaltungswert des 131 Minuten dauernden Bond Film von John Glen ist bestens, auch wenn man einige Abstriche machen kann.




Bewertung: 7 von 10 Punkten.

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