Regie: John Glen
Agent, Pappkrokodil, Zirkusclown und Tigerflüsterer...
Mit einer furiosen und knalligen Eingangssequenz wird Roger Moores
vorletztes Bond Abenteuer eingeläutet, danach wird es bedingt durch den
Titelsong "All time high" von Rita Coolidge ruhig und melancholisch.
Ansonsten setzt "Octopussy" aber auf eine schrille und überzogene
Agentenstory. Insgesamt bleibt dadurch auch der Charakter von Vorgänger
"Moonraker" gewahrt und auch Moores Abschiedsvorstellung in "Im
Angesicht des Todes" bleibt der Erweiterung in Richtung Agentenkomödie
treu. Ausschlaggebend für dieses Empfinden beim Publikum sind u.a. auch
die haarsträubenden Actioneinlagen. Da hängt einmal Bond an einem
fliegenden Zeppelin, ein anderes Mal ist er sogar Astronaut im Weltall.
Hier in "Octopussy" hängt er sozusagen während der Fluchtflug des
Bösewichts Kamal Khan (Louis Jourdan) an dessen fliegender Beechcraft.
Obwohl es beinahe keine Möglichkeit gibt, sich dort oben festzuhalten
gelingt dies natürlich unserem 007. Sogar dann, wenn Kamal Khan einen
Looping macht, um den unliebsamen blinden Passagier oben auf dem Dach
loszuwerden. Da nützt auch sein hämisches Lachen nicht, so leicht lässt
sich Bond nicht abschütteln. Der Schurke muss seinen optisch imposanten
Handlanger Gobinda (Kabir Bedi) nach draußen schaffen, damit dieser
Ordnung schafft. Aber auch hier triumphiert Bond. Ich denke genau solche
Szenen sind typisch für die Roger Moore Bond Ära, sie nahmen prägenden
Einfluss auf die Serie bis heute.
Auch die Szene mit dem
Tiger im Dschungel darf in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben.
Während der Großwildjagd auf Elefanten (Bond soll gejagt werden)
begegnet er einem riesigen Tiger, doch Bond kann in einem kurzem Befehl
den Tiger dazu bewegen zu verschwinden.
"Octopussy"
enstand 1983 und der kalte Krieg ist eines der dominierenden Themen des
Films. Dazu wird einmal ein russischer Konferenzraum gezeigt, der
beweist, dass "Octopussy" ausstattungstechnisch eine Wucht ist. Man
musste sich ja auch anstrengen, denn 1983 war das Jahr, indem wir gleich
zwei James Bond Filme im Kino bewundern konnten (wobei in Deutschland
der inoffizielle Bond erst im Januar 1984 anlief), denn Sean Connery kam
zurück, weil er "Sag niemals nie" sagte. Möglich machte dieses Comeback
die Tatsache, dass die Bond Produzenten keine Rechte mehr am Feuerball
Drehbuch hatten und so kehrte Connery von seinem Agenten-Ruhestand noch
einmal zurück.
In der zeitgenössischen Kritik kam
natürlich der Urbond Sean Connery besser weg. Aber an der Kinokasse
hatte "Octopussy" sogar leicht die Nase vorn. Im Filmjahr 1983 lief nur
"Die Rückkehr der Jedi Ritter" besser. Auf Platz 2 mit 187 Millionen
Dollar Einspielergebnis konnte sich "Octopussy" platzieren. "Sag niemals
nie" verpasste das Treppchen nur knapp mit 160 Millonen Dollar. Er
wurde von Shirley McLaines Oscardrama "Terms of Endearment" noch
überrundet.
Am Anfang spielt "Octopussy" in der DDR.
Genauer im Zirkus, in einer starken Szene wird 009, getarnt als Clown,
von messerwerfenden Zwillingen (David & Tony Meyer) gemeuchelt. Es
folgt eine klasse Szene bei einer Auktion von Sothebys, in der Bond
seinen Widersacher und dessen attraktive Helferin Magda (Kristina
Wayborn) kennenlernt. Bond treibt risikoreich die Summe des angebotenen
Faberge Eis in die Höhe von 500.000 Dollar und damit hat er seinen Feind
auch schon auf sich aufmerksam gemacht. Kamal Khan ist afghanischer
Prinz und lebt im indischen Exil, dorthin verlagert sich bald die
Handlung. Dort konfrontiert Bond den Schurken damit, dass er eine
Fälschung ersteigert hat. Bond hat das Original und wird damit bald von
einem Mordkommando gehetzt. Bei einem kurzen Rendezvous mit Kamals bösem
Mädchen, nimmt man Bond das Ei ab. Es wird bald klar, dass der Prinz
gemeinsame Sache mit dem sowjetischen General Orlov (Steven Berkoff)
macht. Orlovs Plan ist es eine Atombombe in Deutschland explodieren zu
lassen und die Katastrophe mit einem riesigen Kollateralschade so
aussehen zu lassen, dass die Amerikaner die Schuldigen sind. Doch zuerst
muss Bond in Indien sein Bond-Girl Octopussy (Maud Adams) kennenlernen.
Diese lebt auf einer Flußinsel und schart eine Truppe von
Leibwächterinnen um sich. (Die Pilotinnen aus "Feuerball" lassen da
grüßen). Zufällig ist sie auch die Betreiberin eines Wanderzirkusses,
der gleichzeitig auch als Schmuggelunternehmen fungiert. Nach
zahlreichen Abenteuern in Indien, geht es nach Karl-Marx-Stadt und so
kommt es zum Showdown im Zirkus. Großer Höhepunkt und eine der besten
Szenen des irren Films ist Bonds Entschärfen der Bombe in wirklich
allerletzter Sekunde (0.01). Dafür war es aber notwendig in ein
Clownkostüm zu schlüpfen, herrlich...
tja, es gibt halt
wieder einige unvergessliche Szenen, auch wenn "Octopussy"lange nicht
der beste Bond ist. Ich würde ihn sogar fast als den schwächsten Bond
von Roger Moore ansehen, trotz "Der Mann mit dem goldenen Arm".
Vielleicht liegt es daran, dass Louis Jourdan wenig überzeugen kann. Er
ist der schwächste Widersachen von Roger Moore. Da hatte er es mit schon
ganz anderen Fieslingen zu tun, ich denke da an Michael Lonsdale als
Hugo Drax, Christopher Lee als Scaramanga oder auch Christopher Walkens
übertriebene Performance als Irrer aus dem Reagenzglas in "Im Angesicht
des Todes". Sie alle hatten mehr Profil und Charsima. Freuen darf man
sich auf Maud Adams als gereiftes Bond Girl. Sie überzeugte ein
Jahrzehnt vorher als Bond Girl und durfte nun zum zweiten Mal ran.
Diesmal als Gebieterin vieler weiblicher Untertanen, die von ihr in
verschiedenen Lebensdisziplinen aber auch im Kampf ausgebildet werden.
Ich finde sie für diese Rolle fast fehlbesetzt - möglicherweise liegt es
daran, dass mit Kristina Wayborn in der ersten Hälfte ein total
überzeugendes kleines Biest die Rolle als Bond Girl dominerend in der
Hand hat und dann urplötzlich beinahe ganz von der Handlung
verschwindet, weil eben die zweite Frauenfigur des Films - Octopussy -
auftaucht. Dieser Wechsel der beiden Schwedinnen ist für mich nicht ganz
überzeugend, auch wenn wir Miss Wayborn noch einmal bei den
Fighterinnen Octopussys wiedererkennen.
Insgesamt ist
"Octopussy" dennoch gut gelungen und sehr unterhaltsam. Der Zuschauer
ist bei diesem farbenprächtigen und exotischen Spektakel mit
Feuerschluckern, Clowns, Tigern, Papp-Krokodilen, Elefanten, irren
Kommunisten, Schlangenbeschwörern, fiesen Jo Jo Sägen, falschen und
echten Faberge Eiern gut aufgehoben und der Unterhaltungswert des 131
Minuten dauernden Bond Film von John Glen ist bestens, auch wenn man
einige Abstriche machen kann.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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