Regie: Guy Hamilton
Ich folgte einem Bondie...
"Leben und sterben lassen" war das achte offizielle James Bond
Abenteuer, entstand 1973 und läutete mit dem neuen Hauptdarsteller
Roger Moore eine neue, humorvollere und auch groteskere Bond-Phase ein.
Moore war damals kein Unbekannter, der britische Schauspieler wurde mit
dem Fernsehen und den Serien "Simon Templar" und "Die Zwei" sehr beliebt
und populär. Vorbei also die Zeiten als Sean Connery alias 007 noch
einen "Wodka Martini - geschüttelt nicht gerührt" bestellte. Moore, der
etwas unterkühltere Typ trank Whiskey Bourbon. Er zieht auch Zigaretten
den Zigarren vor und trägt - anders als seine Vorgänger - im Vorspann
keinen Hut. Für den Bondsong konnte kein Geringerer als Ex-Beatle Paul
McCartney gewonnen werden. Er hatte nach der Auflösung der besten
Beatgruppe der Welt auch mit seiner neuen Formation "The Wings" riesige
Chartserfolge. Der Song "Live and let die" gehört auch heute noch zu den
besten Songs im 007 Kosmos. Obwohl Roger Moore nicht den gleichen
wertgeschätzten Status als Vorgänger Connery hat, war er trotzdem mit
insgesamt mit 7 Filmen ein Bond, der 14 Jahre das Image des Superspions
prägte. Damals sagte man ihm nach, er hätte seiner Figur den Charme
eines Edeka-Filialleiters verpasst (kann auch je nach Sichtweise ein
Kompliment sein) - doch wenn man heute seinen ersten Auftritt als Bond
anschaut, dann muss man doch lobend erwähnen, dass nicht nur der Film
immer noch erfrischend locker rüberkommt, auch Roger Moore macht eine
gute Figur. Vielleicht auch deshalb, weil seine Nachfolger - weder
Timothy Dalton als auch Pierce Brosnan - ihn auch nicht so dominierend
übertrumpfen konnten.
Es geht gleich sehr temperamentvoll
und tödlich los. In New York wird ein Kollege von Bond ermordet, auch in
New Orleans fällt ein Mitarbeiter des MI6 einer heimtückischen
Messerattacke zu Opfer und all dies passiert sogar während einer
getürkten Beerdigungszeremonie. Als er fragt, wer denn da zu Grabe
getragen wird, wird er von einem Unbekannten Mann, der neben ihm steht,
getötet. Der schöne Sarg war also für ihn selbst. Nicht viel besser geht
es einem Agenten auf der fiktiven Karibikinsel San Monique. Dort wird
später 007 (Roger Moore) auch ermitteln. Sehr schnell wird auch klar,
dass diesmal vielleicht auch okkulte Mächte mitmischen. Denn Bonds
Kollege kam zu Tode während einer Voodoo-Zeremonie, eine Schlange nahm
den finalen Biß vor, nachdem der Voodoomaster während des Rituals das
gefährliche Tier gezielt vor das Gesicht des Opfers platzierte. Auch
Bond wird beinahe Opfer. Durch den versuchten Anschlag auf offener
Straße gibt es immerhin eine erste Spur. Der afroamerikanische
Verbrecherboss Mr. Big soll dahinterstecken. Auch der karibische
Diplomat Dr. Kananga (Yaphet Koto) macht sich verdächtig. Er reist nie
ohne Tee Hee (Julius W. Harris), einem gefährlichen Handlanger, der mit
einer Kneifzange als Armprothese ausgestattet ist und auch nie ohne
seine Wahrsagerin, dem Medium Solitaire (Jane Seymour), die die Zukunft
in den Tarotkarten exakt vorhersehen kann.
In San Monique
trifft Bond zuerst mal auf das Bondgirl Rosie Carver (Gloria Hendry),
die ebenfalls Agentin ist. Leider auch eine Verräterin und Bond
Gespielinnen, die den Agenten verraten haben nie eine lange Lebenszeit.
Auf der Insel entdeckt Bond riesige Mohnfelder. Die werden aber von dem
mächtigen Voodoopriester Baron Samedi (Geoffrey Holder) bewacht. Es
stellt sich auch heraus, dass Solitaire eher ein gutes Mädchen ist und
gute Mädchen verlieben sich natürlich in 007...
In diesem
kultigen Bondstreifen geht es um den widersinnigen Plan Heroin im ganz
großen Stil über die Restaurantkette "Fillet of Soul" gratis an alle
Rauschgiftsüchtigen zu verteilen. Damit - so die perfide Geschäftsidee -
bindet man die Kunden an den Dealer seines Vertrauens, man verdoppelt
in kurzer Zeit die Zahl der Abhängigen und kann nun die Preise leicht
bis sehr stark anheben, je nach Gier. Darüberhinaus muss Bond gegen Haie
und vor allem gegen eine Hundertschaft von Krokodilen kämpfen. Letztere
befinden sich auf einer Farm im Bayou in den Südstaaten der USA und
sorgen für eine unvergessliche Szene. Dabei nimmt sich Roger Moore
wohltuend nicht immer ganz so ernst. Er erreicht damit, dass sein Debüt
als Geheimagent immer cool und federleicht wirkt. Zu dieser Machart
passen auch perfekt die Bösen, vor allem der großgewachsene,
charismatische Voodoopriester ist eine Figur, die sehr schillernd
inszeniert wird und im Schlußbild noch einmal auftaucht. Für mich eine
der rätselhaftesten Figuren der Serie ever.
"Leben und sterben
lassen" verfügt auch über eine denkwürdige Anfangssequenz. Bond hat mit
Miss Caruso eine Spionin in seiner Wohnung, die muss er verstecken als M
(Bernard Lee) nachts an der Tür klingelt und einen eiligen Auftrag hat.
Es ist aber Moneypennys (Lois Maxwell) Präsenz, Geschick und Diskrezion
zu verdanken, dass die Italienerin nicht im Wandschrank entdeckt wird,
wo sie von 007 versteckt wurde. Auch die Beerdigungsszene mit der Parade
der Trauergäste, die dann immer fröhlicher werden, ist so gut, dass sie
zweimal im Film vorkommen darf. "Leben und sterben lassen" wird nie
langweilig, die Figuren sind perfekt besetzt und der Unterhaltungswert
ist bestens. Die Actionfans dürfen sich über eine 12minütige Bootsjagd
durch das Mississippi Mündungsdelta inklusive Sumpfgebiete freuen.
Ausserdem trat erstmalig bei Bond auch der vertrottelte und
erzkonservative Sheriff Pepper (Clifton James) auf, ein Zugeständnis an
den zukünftigen Trend der Highway-Filme mit vielen Autojagden und irren
Gesetzeshütern.
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