Freitag, 8. Januar 2016

Leben und sterben lassen

 

















Regie: Guy Hamilton

Ich folgte einem Bondie...

"Leben und sterben lassen" war das achte offizielle James Bond Abenteuer, entstand 1973 und läutete mit dem neuen Hauptdarsteller Roger Moore eine neue, humorvollere und auch groteskere Bond-Phase ein. Moore war damals kein Unbekannter, der britische Schauspieler wurde mit dem Fernsehen und den Serien "Simon Templar" und "Die Zwei" sehr beliebt und populär. Vorbei also die Zeiten als Sean Connery alias 007 noch einen "Wodka Martini - geschüttelt nicht gerührt" bestellte. Moore, der etwas unterkühltere Typ trank Whiskey Bourbon. Er zieht auch Zigaretten den Zigarren vor und trägt - anders als seine Vorgänger - im Vorspann keinen Hut. Für den Bondsong konnte kein Geringerer als Ex-Beatle Paul McCartney gewonnen werden. Er hatte nach der Auflösung der besten Beatgruppe der Welt auch mit seiner neuen Formation "The Wings" riesige Chartserfolge. Der Song "Live and let die" gehört auch heute noch zu den besten Songs im 007 Kosmos. Obwohl Roger Moore nicht den gleichen wertgeschätzten Status als Vorgänger Connery hat, war er trotzdem mit insgesamt mit 7 Filmen ein Bond, der 14 Jahre das Image des Superspions prägte. Damals sagte man ihm nach, er hätte seiner Figur den Charme eines Edeka-Filialleiters verpasst (kann auch je nach Sichtweise ein Kompliment sein) - doch wenn man heute seinen ersten Auftritt als Bond anschaut, dann muss man doch lobend erwähnen, dass nicht nur der Film immer noch erfrischend locker rüberkommt, auch Roger Moore macht eine gute Figur. Vielleicht auch deshalb, weil seine Nachfolger - weder Timothy Dalton als auch Pierce Brosnan - ihn auch nicht so dominierend übertrumpfen konnten.
Es geht gleich sehr temperamentvoll und tödlich los. In New York wird ein Kollege von Bond ermordet, auch in New Orleans fällt ein Mitarbeiter des MI6 einer heimtückischen Messerattacke zu Opfer und all dies passiert sogar während einer getürkten Beerdigungszeremonie. Als er fragt, wer denn da zu Grabe getragen wird, wird er von einem Unbekannten Mann, der neben ihm steht, getötet. Der schöne Sarg war also für ihn selbst. Nicht viel besser geht es einem Agenten auf der fiktiven Karibikinsel San Monique. Dort wird später 007 (Roger Moore) auch ermitteln. Sehr schnell wird auch klar, dass diesmal vielleicht auch okkulte Mächte mitmischen. Denn Bonds Kollege kam zu Tode während einer Voodoo-Zeremonie, eine Schlange nahm den finalen Biß vor, nachdem der Voodoomaster während des Rituals das gefährliche Tier gezielt vor das Gesicht des Opfers platzierte. Auch Bond wird beinahe Opfer. Durch den versuchten Anschlag auf offener Straße gibt es immerhin eine erste Spur. Der afroamerikanische Verbrecherboss Mr. Big soll dahinterstecken. Auch der karibische Diplomat Dr. Kananga (Yaphet Koto) macht sich verdächtig. Er reist nie ohne Tee Hee (Julius W. Harris), einem gefährlichen Handlanger, der mit einer Kneifzange als Armprothese ausgestattet ist und auch nie ohne seine Wahrsagerin, dem Medium Solitaire (Jane Seymour), die die Zukunft in den Tarotkarten exakt vorhersehen kann.
In San Monique trifft Bond zuerst mal auf das Bondgirl Rosie Carver (Gloria Hendry), die ebenfalls Agentin ist. Leider auch eine Verräterin und Bond Gespielinnen, die den Agenten verraten haben nie eine lange Lebenszeit. Auf der Insel entdeckt Bond riesige Mohnfelder. Die werden aber von dem mächtigen Voodoopriester Baron Samedi (Geoffrey Holder) bewacht. Es stellt sich auch heraus, dass Solitaire eher ein gutes Mädchen ist und gute Mädchen verlieben sich natürlich in 007...



 In diesem kultigen Bondstreifen geht es um den widersinnigen Plan Heroin im ganz großen Stil über die Restaurantkette "Fillet of Soul" gratis an alle Rauschgiftsüchtigen zu verteilen. Damit - so die perfide Geschäftsidee - bindet man die Kunden an den Dealer seines Vertrauens, man verdoppelt in kurzer Zeit die Zahl der Abhängigen und kann nun die Preise leicht bis sehr stark anheben, je nach Gier. Darüberhinaus muss Bond gegen Haie und vor allem gegen eine Hundertschaft von Krokodilen kämpfen. Letztere befinden sich auf einer Farm im Bayou in den Südstaaten der USA und sorgen für eine unvergessliche Szene. Dabei nimmt sich Roger Moore wohltuend nicht immer ganz so ernst. Er erreicht damit, dass sein Debüt als Geheimagent immer cool  und federleicht wirkt. Zu dieser Machart passen auch perfekt die Bösen, vor allem der großgewachsene, charismatische Voodoopriester ist eine Figur, die sehr schillernd inszeniert wird und im Schlußbild noch einmal auftaucht. Für mich eine der rätselhaftesten Figuren der Serie ever.
"Leben und sterben lassen" verfügt auch über eine denkwürdige Anfangssequenz. Bond hat mit Miss Caruso eine Spionin in seiner Wohnung, die muss er verstecken als M (Bernard Lee) nachts an der Tür klingelt und einen eiligen Auftrag hat. Es ist aber Moneypennys (Lois Maxwell) Präsenz, Geschick und Diskrezion zu verdanken, dass die Italienerin nicht im Wandschrank entdeckt wird, wo sie von 007 versteckt wurde. Auch die Beerdigungsszene mit der Parade der Trauergäste, die dann immer fröhlicher werden, ist so gut, dass sie zweimal im Film vorkommen darf.  "Leben und sterben lassen" wird nie langweilig, die Figuren sind perfekt besetzt und der Unterhaltungswert ist bestens. Die Actionfans dürfen sich über eine 12minütige Bootsjagd durch das Mississippi Mündungsdelta inklusive Sumpfgebiete freuen. Ausserdem trat erstmalig bei Bond auch der vertrottelte und erzkonservative Sheriff Pepper (Clifton James) auf, ein Zugeständnis an den zukünftigen Trend der Highway-Filme mit vielen Autojagden und irren Gesetzeshütern.




Bewertung: 8,5 von 10 Punkten.

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