Dienstag, 12. Januar 2016

James Bond jagt Dr. No




















Regie: Terence Young

Bonds Feuertaufe...

Es war das Jahr 1962 als die Produzenten Albert R. Broccoli und Harry Saltzmann mit der ersten Verfilmung von Ian Flemings Romanfigur James Bond Filmgeschichte schreiben sollten. Was mit dem von Terence Young inszenierten ersten Abenteuer "James Bond jagt Dr. No" eröffnet wurde, begeistert auch heute 54 Jahre danach noch immer Filmfans weltweit. Auf Sean Connery, dem ersten Bond, folgten inzwischen fünf weitere Darsteller. Die Bond Serie ist somit ein einzigartiges Kinophänomen, das mehrere Kinogenerationen gleichsam in den Bann zog. Mit dem Knacken der 1-Milliarden Dollar Umsatzgrenze war "Skyfall" aus dem Jahr 2012 nicht nur der 23. Fall des britischen Geheimangenten sondern vorläufiger Höhepunkt einer Kinoerfolgsgeschichte, die wahrscheinlich noch lange nicht zu Ende geschrieben ist.
Vergleicht man den Erstling mit den neuen Abenteuern, in denen Daniel Craig dem Superagenten seinen Stempel aufdrückt, dann stellt man gar nicht mal so überraschend fest, dass zwischen beiden Bond-Varianten - trotz aller Ähnlichkeiten - unter einigen wichtigen Gesichtspunkten Welten liegen. So nutzt der moderne Bond Film heute sämtliche Möglichkeiten der Filmtechnik, angefangen von immer waghalsigeren Stunts, der Nutzung von CGI - es muss alles spektakulär und opulent sein. Dies brauchte dieser noch ganz junge James Bond nicht bei seiner Jagd auf den Schurken Dr. No. Im ersten Abenteuer wirkt sein Fall noch recht minimalistisch. Auch gabs noch nicht den allseits beliebten Bondsong. Dennoch war die Machart für die Zeit in der "Dr. No" entstand, extrem originell und innovativ und läutete irgendwie auch ein neueres, cooleres Kino ein, gemacht für ein eher junges Publikum, das damals noch nicht diese Hauptgruppe war, die es zu berücksichtigen galt, wollte man Kassenerfolge haben. Die Rechung ging aber auf und bereits das Intro, dass zwar verspielt, dennoch etwas progressiv die 60s feiert, ist effektiv gestaltet. Eine wunderschöne Einleitung als Graphicdesign...Es wird getanzt, der Sound verrät dann zunehmend die Location Jamaica und dann geht die Handlung übergangslos in den Film über, die drei Rastamänner sind plötzlich real und laufen durch die Straßen. Sie haben aber nichts Gutes im Sinn. Denn sie werden den ersten Mord in einem Bondmovie ausführen. Natürlich gabs vorher den auch heute noch dazugehörigen Blick durch den Pistolenlauf, der Zuschauer hat dann einen Blick auf den schießenden Agenten. Gemeinsam mit der Titelmelodie führte dies zu einem riesigen Wiedererkennungswert, der sich kollektiv ins Gedächtnis einbrannte.
Einige Konzepte des ersten Films blieben bis heute erhalten, denn sie gehören zum Bondfilm wie das berühmte Salz in die Suppe. Mindestens eine starke und vor allem erotische Frauenrolle - in "Dr. No" wird das gleich zu einem Kinobild für die Ewigkeit, wenn Ursula Andress im Bikini wie eine Venus aus dem Meer steigt. Gemeinsam mit dieser Schönheit jagt Bond dann den Superschurken. Diese Jagd findet in exotischen Handlungsorten statt und mit der Verwendung von Gadgets und besonderen Fahrzeugen rettet sich die Welt natürlich auch ein bisschen leichter.
Die Produzenten glaubten allerdings auch so stark an den Erfolg, dass man schon im Vorab einen Vertrag über 6 weitere Bond Filme abschloss. Sean Connery, dieser erste Bond, wurde mit der Rolle zum großen Kinostar. Er war damals noch wenig bekannt und bekam die Rolle, für die man auch Rex Harrison, Trevor Howard, Patrick McGoohan oder gar Cary Grant ins Gespräch brachte. Der Rest ist Filmgeschichte. Der britische Agent James Bond (Connery) wird von seinem Chef mit einem neuen Fall beauftragt. John Strangways (Timothy Moxon), ein hoher Mitarbeiter des MI6 in Jamaica ist ermordet worden. Auch dessen Sekreträrin hat man erschossen aufgefunden. Bond soll der Sache auf den Grund gehen und die Morde aufklären. Der Fall hat eine zusätzlich Brisanz, da auch nach dem Ursprung von mysteriösen Energiequellen gesucht werden muss, die die Flugbahnen der Raketen auf Cape Canaveral empfindlich stören. Leider gibts daher keine Nacht mit Sylvia Trench (Eunice Gayson), einer Zufallsbekanntschaft aus dem Casino. Aber dafür warten andere Bond Girls auf Jamaica. Auch gut. Weniger gut ist die Tatsache, dass man dort vor Ort Bond sofort nach dem Leben trachtet. Immerhin kann Bond auf die Unterstützung des heimischen Fischers Quarrel (John Kitzmiller) und auf den CIA Agenten Felix Leiter (Jack Lord) zählen. Er findet heraus, dass Strangway radioaktiv verseuchtes Gestein gefunden hat. Dies führt zu einem weiteren Mordversuch, doch dem kriminellen Professor Dent (Anthony Dawson) misslingt der Anschlag. Damit kommt Bond auch dem Drahtzieher Dr. No (Joseph Wiseman) auf die Spur. Der hat seine eigene Insel und seinen eigenen Kernreaktor. Der wahnsinnige und besonders eitle Wissenschaftler hat nichts Gutes im Sinn...


 In "Dr. No" bekommt Bond auch eine neue Waffe. Seine Beretta 418, die er liebte, hatte eine Ladehemmung. M (Bernard Lee) gibt ihm dafür die Walther PPK in die Hand. Mit dieser Waffe hat Bond im ersten Film auch eine besondere Lizenz zum Töten. Zwei Szenen zeigen den kaltblütigen Charakter des Urbonds. Er hat bemerkt, dass sein Rendezvous (Zena Marshall) ihn in einen tödlichen Hinterhalt lockte. Er überlebt natürliich die mörderische Autofahrt, kommt dann zu Fuß zu seinem bösen Bond Girl. Er lässt es sich nicht nehmen die heiße Affäre auszuleben, erst dann liefert er sein Liebchen der Polizei aus. Noch brutaler geht er beim Schlagabtausch mit Professor Dent vor. Der hat bereits auf den schlafenden Bond geschossen. Es sah aber nur so aus, als würde Bond im Bett nächtigen. Der Mordversuch misslingt und Bond rechnet mit seinem beauftragten Henker gnadenlos ab. Nach dem Motto "Bloß keine Gefangenen machen" tötet er den Mann, obwohl dieser zum Zeitpunkt seines Ablebens keine Waffe mehr in der Hand hatte. Solche brutalen, subversiven und reaktionären Züge findet man in dieser drastischen Form nur beim Erstling. Immerhin riskierte man in Timothy Daltons "Lizenz zum Töten" diese brutale Seite wieder etwas aufleben zu lassen. Bond wird auf der Insel dann auch noch mit den eigenen Händen einen Wächter erledigen, die schöne Honey Rider ist schockiert von dieser rohen Gewalt. Er wird ihr erklären, dass das so sein muss.
"Dr. No" ist ein sehr guter Bondbeitrag, vor allem weil er auch so minimalistisch daherkommt und sich aufs Wesentliche konzentriert. Bei einem geschätzten Budget von ca. 1.1 Millionen US-Dollar spielte der Film weltweit beinahe 60 Millonen Dollar und war noch vor "Das war der Wilde Westen", "Der längste Tag" und "Lawrence von Arabien" der Kinohit Nr. 1 des Jahres.




Bewertung: 8 von 10 Punkten.

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