Regie: Terence Young
Bonds Feuertaufe...
Es war das Jahr 1962 als die Produzenten Albert R. Broccoli und
Harry Saltzmann mit der ersten Verfilmung von Ian Flemings Romanfigur
James Bond Filmgeschichte schreiben sollten. Was mit dem von Terence
Young inszenierten ersten Abenteuer "James Bond jagt Dr. No" eröffnet
wurde, begeistert auch heute 54 Jahre danach noch immer Filmfans
weltweit. Auf Sean Connery, dem ersten Bond, folgten inzwischen fünf
weitere Darsteller. Die Bond Serie ist somit ein einzigartiges
Kinophänomen, das mehrere Kinogenerationen gleichsam in den Bann zog.
Mit dem Knacken der 1-Milliarden Dollar Umsatzgrenze war "Skyfall" aus
dem Jahr 2012 nicht nur der 23. Fall des britischen Geheimangenten
sondern vorläufiger Höhepunkt einer Kinoerfolgsgeschichte, die
wahrscheinlich noch lange nicht zu Ende geschrieben ist.
Vergleicht
man den Erstling mit den neuen Abenteuern, in denen Daniel Craig dem
Superagenten seinen Stempel aufdrückt, dann stellt man gar nicht mal so
überraschend fest, dass zwischen beiden Bond-Varianten - trotz aller
Ähnlichkeiten - unter einigen wichtigen Gesichtspunkten Welten liegen.
So nutzt der moderne Bond Film heute sämtliche Möglichkeiten der
Filmtechnik, angefangen von immer waghalsigeren Stunts, der Nutzung von
CGI - es muss alles spektakulär und opulent sein. Dies brauchte dieser
noch ganz junge James Bond nicht bei seiner Jagd auf den Schurken Dr.
No. Im ersten Abenteuer wirkt sein Fall noch recht minimalistisch. Auch
gabs noch nicht den allseits beliebten Bondsong. Dennoch war die Machart
für die Zeit in der "Dr. No" entstand, extrem originell und innovativ
und läutete irgendwie auch ein neueres, cooleres Kino ein, gemacht für
ein eher junges Publikum, das damals noch nicht diese Hauptgruppe war,
die es zu berücksichtigen galt, wollte man Kassenerfolge haben. Die
Rechung ging aber auf und bereits das Intro, dass zwar verspielt,
dennoch etwas progressiv die 60s feiert, ist effektiv gestaltet. Eine
wunderschöne Einleitung als Graphicdesign...Es wird getanzt, der Sound
verrät dann zunehmend die Location Jamaica und dann geht die Handlung
übergangslos in den Film über, die drei Rastamänner sind plötzlich real
und laufen durch die Straßen. Sie haben aber nichts Gutes im Sinn. Denn
sie werden den ersten Mord in einem Bondmovie ausführen. Natürlich gabs
vorher den auch heute noch dazugehörigen Blick durch den Pistolenlauf,
der Zuschauer hat dann einen Blick auf den schießenden Agenten.
Gemeinsam mit der Titelmelodie führte dies zu einem riesigen
Wiedererkennungswert, der sich kollektiv ins Gedächtnis einbrannte.
Einige
Konzepte des ersten Films blieben bis heute erhalten, denn sie gehören
zum Bondfilm wie das berühmte Salz in die Suppe. Mindestens eine starke
und vor allem erotische Frauenrolle - in "Dr. No" wird das gleich zu
einem Kinobild für die Ewigkeit, wenn Ursula Andress im Bikini wie eine
Venus aus dem Meer steigt. Gemeinsam mit dieser Schönheit jagt Bond dann
den Superschurken. Diese Jagd findet in exotischen Handlungsorten statt
und mit der Verwendung von Gadgets und besonderen Fahrzeugen rettet
sich die Welt natürlich auch ein bisschen leichter.
Die
Produzenten glaubten allerdings auch so stark an den Erfolg, dass man
schon im Vorab einen Vertrag über 6 weitere Bond Filme abschloss. Sean
Connery, dieser erste Bond, wurde mit der Rolle zum großen Kinostar. Er
war damals noch wenig bekannt und bekam die Rolle, für die man auch Rex
Harrison, Trevor Howard, Patrick McGoohan oder gar Cary Grant ins
Gespräch brachte. Der Rest ist Filmgeschichte. Der britische Agent James
Bond (Connery) wird von seinem Chef mit einem neuen Fall beauftragt.
John Strangways (Timothy Moxon), ein hoher Mitarbeiter des MI6 in
Jamaica ist ermordet worden. Auch dessen Sekreträrin hat man erschossen
aufgefunden. Bond soll der Sache auf den Grund gehen und die Morde
aufklären. Der Fall hat eine zusätzlich Brisanz, da auch nach dem
Ursprung von mysteriösen Energiequellen gesucht werden muss, die die
Flugbahnen der Raketen auf Cape Canaveral empfindlich stören. Leider
gibts daher keine Nacht mit Sylvia Trench (Eunice Gayson), einer
Zufallsbekanntschaft aus dem Casino. Aber dafür warten andere Bond Girls
auf Jamaica. Auch gut. Weniger gut ist die Tatsache, dass man dort vor
Ort Bond sofort nach dem Leben trachtet. Immerhin kann Bond auf die
Unterstützung des heimischen Fischers Quarrel (John Kitzmiller) und auf
den CIA Agenten Felix Leiter (Jack Lord) zählen. Er findet heraus, dass
Strangway radioaktiv verseuchtes Gestein gefunden hat. Dies führt zu
einem weiteren Mordversuch, doch dem kriminellen Professor Dent (Anthony
Dawson) misslingt der Anschlag. Damit kommt Bond auch dem Drahtzieher
Dr. No (Joseph Wiseman) auf die Spur. Der hat seine eigene Insel und
seinen eigenen Kernreaktor. Der wahnsinnige und besonders eitle
Wissenschaftler hat nichts Gutes im Sinn...
In "Dr. No"
bekommt Bond auch eine neue Waffe. Seine Beretta 418, die er liebte,
hatte eine Ladehemmung. M (Bernard Lee) gibt ihm dafür die Walther PPK
in die Hand. Mit dieser Waffe hat Bond im ersten Film auch eine
besondere Lizenz zum Töten. Zwei Szenen zeigen den kaltblütigen
Charakter des Urbonds. Er hat bemerkt, dass sein Rendezvous (Zena
Marshall) ihn in einen tödlichen Hinterhalt lockte. Er überlebt
natürliich die mörderische Autofahrt, kommt dann zu Fuß zu seinem bösen
Bond Girl. Er lässt es sich nicht nehmen die heiße Affäre auszuleben,
erst dann liefert er sein Liebchen der Polizei aus. Noch brutaler geht
er beim Schlagabtausch mit Professor Dent vor. Der hat bereits auf den
schlafenden Bond geschossen. Es sah aber nur so aus, als würde Bond im
Bett nächtigen. Der Mordversuch misslingt und Bond rechnet mit seinem
beauftragten Henker gnadenlos ab. Nach dem Motto "Bloß keine Gefangenen
machen" tötet er den Mann, obwohl dieser zum Zeitpunkt seines Ablebens
keine Waffe mehr in der Hand hatte. Solche brutalen, subversiven und
reaktionären Züge findet man in dieser drastischen Form nur beim
Erstling. Immerhin riskierte man in Timothy Daltons "Lizenz zum Töten"
diese brutale Seite wieder etwas aufleben zu lassen. Bond wird auf der
Insel dann auch noch mit den eigenen Händen einen Wächter erledigen, die
schöne Honey Rider ist schockiert von dieser rohen Gewalt. Er wird ihr
erklären, dass das so sein muss.
"Dr. No" ist ein sehr guter
Bondbeitrag, vor allem weil er auch so minimalistisch daherkommt und
sich aufs Wesentliche konzentriert. Bei einem geschätzten Budget von ca.
1.1 Millionen US-Dollar spielte der Film weltweit beinahe 60 Millonen
Dollar und war noch vor "Das war der Wilde Westen", "Der längste Tag"
und "Lawrence von Arabien" der Kinohit Nr. 1 des Jahres.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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