Regie: Michael Apted
Bond und das Stockholm Syndrom...
Ein Mangel an Originalität konnte man den Bond Filmen noch nie
nachsagen. Dies gilt auch für den 1999 gedrehten Pierce Brosnan Bond
"Die Welt ist nicht genug". Der von dem britischen Regisseur Michael
Apted (Gorky Park, Nashville Lady) inszenierte Film kann sogar mit einer
echten Premieren-Sensation aufwarten. Denn erstmalig ist der
Hauptschurke und Gegenspieler von Bond eine Frau. Und in dieser Rolle
gibts ein Wiedersehen mit der bezaubernden Sophie Marceau (La Boum - Die
Fete), die als Elektra King am sogenannten Stockholm Syndrom leidet und
aus diesem Grund mit einem Erzschurken names Renard (Robert Carlyle)
eine gefährliche Allianz und Liebschaft einging. Natürlich gibt es in
viele weibliche Helfeshelfer des Bösen in Bond Filmen, angefangen mit
der unvergessenen Lotte Lenya als Rosa Klepp in "Liebesgrüße aus
Moskau", mit Ilse Steppat als Blofelds Privatsekretärin Irma Bunt in "Im
Geheimdienst ihrer Majestät" oder in neuerer Zeit Miranda Frost
(Rosamund Pike) in "Stirb an einem anderen Tag". Aber den Hauptpart
stellt Elektra King ein Novum dar. Auch wenn man zuerst davon ausgeht,
dass eben Renard der Oberste der Bösen ist.
Als Tochter
des reichen britischen Industriellen Sir Robert King (David Calder)
hatte Elektra vor einigen Jahren das Schicksal entführt zu werden. Ihr
Entführer war dieser Renard. M (Judi Dench) riet damals Sir King ab das
Lösegeld für seine Tochter zu bezahlen. Dennoch kam sie frei und
versucht mit einem perfiden Plan Rache am Vater und an M zu nehmen. Bei
ihrem Vater gelingt ihr das, ohne das der MI6 Verdacht schöpft. Im
Gegenteil: Bond soll die junge Frau beschützen, die die Arbeit ihres
Vaters weiterführt, eine Öl-Pipeline in Azerbaidschan zu bauen. James
Bond ist der Erste, der vermutet, dass Elektra ein doppeltes Spiel
spielen könnte. Er äussert seine Vermutung jedoch zuerst mal verhalten.
Vorerst verfolgt er die Spur des mutmaßlichen Killers von Sir Robert
King bis nach Kasaachstan. Dort hält sich ein Team von Forschern auf,
die sich mit Atomwaffen beschäftigen. Die Spezialistin Dr. Christmas
Jones sieht zwar aus wie Lara Croft, aber es ist tatsächlich Denise
Richards (Starship Trooper, Wild Things). Und natürlich bekam sie für
diese Performance gerechterweiße auch die Goldene Himbeere als
schlechste Nebendarstellerin des Filmjahrs 2000. Sie wird die
unrühmliche Auszeichnung verkraftet haben, denn im gleiche Jahr wurde
sie als Christmas Jones für einen Blockbuster Entertainment Award
nominiert. Bald erhärtet sich Bonds Verdacht, was Elektra King angeht.
Doch diese hat ihren teuflischen Plan schon weitergestrickt, indem sie M
in eine Falle gelockt hat. Renard, der im Grunde von Elektra nur
benutzt wird, soll zur richtigen Zeit am richtigen Ort eine in einem
U-Boot eingebaute Atombombe detonieren lassen.
Dies würde
natürlich nicht nur Istanbul zerstören, sondern den Bospurus auf
Jahrzehnte radioaktiv kontaminieren lassen. Mit dem Effekt, dass
Elektras Pipeline die einzig funktionierende in der Region wäre. Bond
muss nicht nur einmal mehr die Welt sondern auch M retten...
vor allem
die Schurken sind diesmal sehr gut gewählt. Sophie Marceau - immer noch
mit eingelhaftem Gesicht - ist eine herrliche Rächerin. Ihr zur Seite -
ebenbürtig - der Brite Robert Carlyle als Viktor Renard Zorkas. Ein
Mann, der eine Kugel im Kopf hat, die sich nicht entfernen lässt und ihn
jede Sekunde töten könnte. Diese Kugel bewirkt aber auch, dass er
keinen Schmerz mehr verspürt. Er wird einmal im Film sagen, dass er
bereits tot ist. Umso schwieriger für James Bond ihn auszuschalten.
Natürlich
gibts mit "The World is not enough" der Gruppe Garbage wieder einen
typischen Bond Song, der gut gemacht ist. Das Einspielergebnis übertraf
sogar Brosnans Vorgänger Bonds "Der Morgen stirbt nie " und "Goldeneye".
Weltweit erreichte man einen Umsatz von 352 Millionen US-Dollar. In
Deutschland knackte der Film auch die 5 Millionen Zuschauergrenze, was
somit zum fünftbesten Ergebis eines Bondfilms führte.
Natürlich
kann man nüchtern betrachtet die Handlung auch wieder wie so oft als
etwas blödsinnig empfinden. Aber als Fan überwiegt doch immer wieder die
Begeisterung über die witzigen und aufregenden Einflälle, die sich die
Macher der Bond Filme einfallen lassen. Da macht auch "Die Welt ist
nicht genug" keine Ausnahme. Etwas überladen kommt vielleicht die Sache
mit den Atombomben und diversen Explosionen rüber, das gabs schon oft in
der History der Serie. Diesmal wird es handlungstechnisch etwas auf die
spizte getrieben. Deniece Richards ist natürlich als Doktor in
Kernphysik wirkt sie schon reichlich unglaubwürdig. Aber genau durch
diesen absurden Auftritt bleibt sie auch im Gedächtnis. Der Film ist
immer dann gut, wenn er sich auf die Rachestory konzentriert und die
Schurken die Szene betreten - die trickreich ausgetüftelten
Action-Szenen stehen dabei vielleicht etwas zu oft im Vordergrund des
Geschehens.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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