Sonntag, 10. Januar 2016

Moonraker

























Regie: Lewis Gilbert

Bond goes Star Wars...

In den diversen Bond Film Rankings der Fans kommt "Moonraker - Streng geheim" nicht besonders gut weg. Tatsächlich bietet genau dieser Bond Beitrag aus dem Jahr 1979, den Lewis Gilbert inszenierte, reichlich viel Absurditäten und wenn es dann auf dem Höhepunkt des Films ins Weltall geht, dann hat endgültig der Wahnsinn gesiegt.  Möglicherweise ist die Science-Fiction Einlage dem Megaerfolg von "Star Wars" geschuldet, der einige Jahre vorher zum größten Kassenschlager aller Zeiten avanciere und ganz nebenbei auch die Weltraumoper fürs Kino salonfähig machte. Die Rechnung ging auf. "Moonraker" spielte 210 Millionen Dollar weltweit ein und katapultierte sich mit diesem Ergebnis noch vor "Rocky II", "Alien" und "Star Trek" auf Platz 1 der erfolgreichsten Filme des Jahres 1979.  Hierzulande stürmten 5,3 Millionen Fans die Kinos. Tatsächlich bietet "Moonraker" eine ganze Menge Unsinn. Angefangen vom bescheuerten Plan des Bösewichts Hugo Drax eine Art Arche im Weltraum zu bauen, wo er mit ausgewählten jungen Pärchen die von ihm zwischenzeitlich vernichtete Erde wieder aufbauen will. Wobei wenn man die jungen Teenager so sieht, alle im gleichen gelben Outfit gekleidet und sich knutschend, dann fragt man sich, ob er da wirklich die richtigen Leute ausgesucht hat. Allerdings finde ich die Performance von Michael Lonsdale als Drax mehr als gut gelungen. Er hat einige tolle Szenen und er steht in meinem persönlichen Ranking der besten Bond-Spitzbuben auch recht vorne. Zwar nicht ganz so gut wie Gert Fröbe oder Sean Bean, aber schon extrem überzeugend. Lonsdale ist zwar wie viele Widersacher arrogant, er will ja auch die gesamte Menschheit auslöschen. Aber während andere Schurken dann beim Showdown immer voll Eitelkeit James Bond bis ins Detail den vernichtenden Plan erklären, sind Drax Ansprachen an Bond immer knapp gehalten. Er gibt zwar 007 auch immer eine kleine Info, freut sich dann aber sichtlich Bond noch mit einem gewissen Unwissen sterben zu lassen. Drax fackelt auch nicht lange den britischen Superagenten ganz schnell um die Ecke zu bringen, er gibt seinem japanischen Kämpfer gleich nach dem ersten kurzen Treffen mit Bond die mündliche Lizenz zum Töten. Ebenfalls absolut klasse ist das Bondgirl in "Moonraker". Denn es ist das erste Mal überhaupt, dass Dr. Holly Goodhead (Lois Chiles) dem Helden ebenbürtig ist. Man muss bei ihr schon eher von einer Bond-Lady ausgehen, immerhin ist sie nicht nur Akademikerin und CIA Agentin, sondern auch eine ausgebildete Astronautin, die dann Bond am Ende den A.. rettet. Und ja, sie werden natürlich eine Affäre miteinander haben, aber man hat da sogar ein bisschen das Gefühl, dass die toughe Lady den starken Part inne hat. Sie ist also keineswegs die schwache Frau, die in Bonds Händen dahinschmilzt. Lois Chiles, die einige Zeit vorher bereits als fieses Biest in "Tod auf dem Nil" überzeugen konnte, ist zweifelsohne eine Wucht.
Dafür hat Bond aber zum Ausgleich noch ein Techtelmechtel mit der hübschen Corinne Dufour (Corinne Clery), einem besonders hübschen Mädel. Leider wird sie aus dramaturgischen Gründen von der Bildfläche verschwinden. Da reichte der Befehl von Drax an seine beiden gefährlichen und gefrässigen Dobermänner, die so gut erzogen sind, dass sie das Fleisch, dass ihr Herrchen vor sie hinwarf, erst dann fressen, wenn er ihnen ein Zeichen gibt. Das Ableben von Corinne ist sicherlich eine der ganz spannenden und bedrückenden Bondszenen überhaupt. Drax versucht Bond mehrmals zu eliminieren. Doch das funktioniert halt nicht. "Sie widersetzen sich all meinen Bemühungen, Ihnen einen amüsanten Tod zu bereiten, Mr. Bond" wird er einmal entnervt sagen. Beim Fasanenschießen fordert er Bond auf es auch einmal zu versuchen. Im Hinterhalt hat sich aber schon ein Helfeshelfer von Drax mit einer Knarre auf einem Baum versteckt, dessen Zielfernrohr Bond taxiert hat. Bond schießt - der Vogel fliegt weiter - und Drax meint "Sie haben verfehlt, Mr. Bond". Woraufhin 007 locker fragend meint "Meinen Sie ?" und sowohl Kamera als auch Drax zu einem toten Mann, der an einem Baum liegt, blickt. Solche Szenen gibt es viele in "Moonraker" und deshalb bin ich auch immer wieder hin- und hergerissen, ob "Moonraker" nun tatsächlich einer der alberndsten Bond Filme ist oder gar einer der Highlights der Serie. Beide Sichtweisen können gut nachvollzogen werden.



Alles fängt damit an, dass während der Überführung des Raumgleiters "Moonraker" auf dem Rücken eines Shuttle Aircraft Caariers von den USA ins Vereinigte Königreich eine Katastrophe passiert.  Der Raumgleiter wird entführt und das Transportflugzeugt stürzt dabei ab. Damit hat Bond seinen neuen Fall, der ihn zuerst mal ins sonnige Kalifornien zu den Drax Produktionsstätten führt. Irgendwann ermittelt 007 weiter in Venedig und darf mit einer Gondel die Lagunenstadt unsicher machen. Es folgt ein Zwischenfall in einer Gondel hoch über Rio, dabei gibt es ein Wiedersehen mit dem beliebten Beißer (Richard Kiel). Der bekommt in einer Nebenhandlung endlich auch ein Beißer-Girl (Blanche Ravalec), die aussieht wie die nazionalsozialistische Ausgabe von Pippi Langstrumpf. Natürlich darf auch der Kampf im Wasser mit einer Riesenpython nicht unerwähnt bleiben. Am Ende rettet dann MI6 und CIA im Doppelpack die Welt, denn der gemeine Gangster hat doch echt vor Giftgas-Kugeln vom Weltraum aus auf die Erde zu schießen. Soviel zum Plan, der natürlich verhindert werden muss.
Wie bereits erwähnt: "Moonraker" ist nicht aus einem Guss, es wechseln sich dämliche Einfälle mit tollen Szenen ab und daher wirkt Bond im Weltraum etwas unausgegoren. Dennoch mag ich "Moonraker" extrem gerne. Er hat eine unverkennbare persönliche Note,  ist total unterhaltsam Bonds Ausflug ins Weltall schwelgt immer mal wieder im Superlativ und ist sowohl eigenständig und originell geblieben. Er hat die Zeit gut überstanden. 



Bewertung: 8 von 10 Punkten.

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