Regie: Lewis Gilbert
Bond goes Star Wars...
In den diversen Bond Film Rankings der Fans kommt "Moonraker -
Streng geheim" nicht besonders gut weg. Tatsächlich bietet genau dieser
Bond Beitrag aus dem Jahr 1979, den Lewis Gilbert inszenierte, reichlich
viel Absurditäten und wenn es dann auf dem Höhepunkt des Films ins
Weltall geht, dann hat endgültig der Wahnsinn gesiegt. Möglicherweise
ist die Science-Fiction Einlage dem Megaerfolg von "Star Wars"
geschuldet, der einige Jahre vorher zum größten Kassenschlager aller
Zeiten avanciere und ganz nebenbei auch die Weltraumoper fürs Kino
salonfähig machte. Die Rechnung ging auf. "Moonraker" spielte 210
Millionen Dollar weltweit ein und katapultierte sich mit diesem Ergebnis
noch vor "Rocky II", "Alien" und "Star Trek" auf Platz 1 der
erfolgreichsten Filme des Jahres 1979. Hierzulande stürmten 5,3
Millionen Fans die Kinos. Tatsächlich bietet "Moonraker" eine ganze
Menge Unsinn. Angefangen vom bescheuerten Plan des Bösewichts Hugo Drax
eine Art Arche im Weltraum zu bauen, wo er mit ausgewählten jungen
Pärchen die von ihm zwischenzeitlich vernichtete Erde wieder aufbauen
will. Wobei wenn man die jungen Teenager so sieht, alle im gleichen
gelben Outfit gekleidet und sich knutschend, dann fragt man sich, ob er
da wirklich die richtigen Leute ausgesucht hat. Allerdings finde ich die
Performance von Michael Lonsdale als Drax mehr als gut gelungen. Er hat
einige tolle Szenen und er steht in meinem persönlichen Ranking der
besten Bond-Spitzbuben auch recht vorne. Zwar nicht ganz so gut wie Gert
Fröbe oder Sean Bean, aber schon extrem überzeugend. Lonsdale ist zwar
wie viele Widersacher arrogant, er will ja auch die gesamte Menschheit
auslöschen. Aber während andere Schurken dann beim Showdown immer voll
Eitelkeit James Bond bis ins Detail den vernichtenden Plan erklären,
sind Drax Ansprachen an Bond immer knapp gehalten. Er gibt zwar 007 auch
immer eine kleine Info, freut sich dann aber sichtlich Bond noch mit
einem gewissen Unwissen sterben zu lassen. Drax fackelt auch nicht lange
den britischen Superagenten ganz schnell um die Ecke zu bringen, er
gibt seinem japanischen Kämpfer gleich nach dem ersten kurzen Treffen
mit Bond die mündliche Lizenz zum Töten. Ebenfalls absolut klasse ist
das Bondgirl in "Moonraker". Denn es ist das erste Mal überhaupt, dass
Dr. Holly Goodhead (Lois Chiles) dem Helden ebenbürtig ist. Man muss bei
ihr schon eher von einer Bond-Lady ausgehen, immerhin ist sie nicht nur
Akademikerin und CIA Agentin, sondern auch eine ausgebildete
Astronautin, die dann Bond am Ende den A.. rettet. Und ja, sie werden
natürlich eine Affäre miteinander haben, aber man hat da sogar ein
bisschen das Gefühl, dass die toughe Lady den starken Part inne hat. Sie
ist also keineswegs die schwache Frau, die in Bonds Händen
dahinschmilzt. Lois Chiles, die einige Zeit vorher bereits als fieses
Biest in "Tod auf dem Nil" überzeugen konnte, ist zweifelsohne eine
Wucht.
Dafür hat Bond aber zum Ausgleich noch ein
Techtelmechtel mit der hübschen Corinne Dufour (Corinne Clery), einem
besonders hübschen Mädel. Leider wird sie aus dramaturgischen Gründen
von der Bildfläche verschwinden. Da reichte der Befehl von Drax an seine
beiden gefährlichen und gefrässigen Dobermänner, die so gut erzogen
sind, dass sie das Fleisch, dass ihr Herrchen vor sie hinwarf, erst dann
fressen, wenn er ihnen ein Zeichen gibt. Das Ableben von Corinne ist
sicherlich eine der ganz spannenden und bedrückenden Bondszenen
überhaupt. Drax versucht Bond mehrmals zu eliminieren. Doch das
funktioniert halt nicht. "Sie widersetzen sich all meinen Bemühungen,
Ihnen einen amüsanten Tod zu bereiten, Mr. Bond" wird er einmal entnervt
sagen. Beim Fasanenschießen fordert er Bond auf es auch einmal zu
versuchen. Im Hinterhalt hat sich aber schon ein Helfeshelfer von Drax
mit einer Knarre auf einem Baum versteckt, dessen Zielfernrohr Bond
taxiert hat. Bond schießt - der Vogel fliegt weiter - und Drax meint
"Sie haben verfehlt, Mr. Bond". Woraufhin 007 locker fragend meint
"Meinen Sie ?" und sowohl Kamera als auch Drax zu einem toten Mann, der
an einem Baum liegt, blickt. Solche Szenen gibt es viele in "Moonraker"
und deshalb bin ich auch immer wieder hin- und hergerissen, ob
"Moonraker" nun tatsächlich einer der alberndsten Bond Filme ist oder
gar einer der Highlights der Serie. Beide Sichtweisen können gut
nachvollzogen werden.
Alles fängt damit an, dass während
der Überführung des Raumgleiters "Moonraker" auf dem Rücken eines
Shuttle Aircraft Caariers von den USA ins Vereinigte Königreich eine
Katastrophe passiert. Der Raumgleiter wird entführt und das
Transportflugzeugt stürzt dabei ab. Damit hat Bond seinen neuen Fall,
der ihn zuerst mal ins sonnige Kalifornien zu den Drax
Produktionsstätten führt. Irgendwann ermittelt 007 weiter in Venedig und
darf mit einer Gondel die Lagunenstadt unsicher machen. Es folgt ein
Zwischenfall in einer Gondel hoch über Rio, dabei gibt es ein
Wiedersehen mit dem beliebten Beißer (Richard Kiel). Der bekommt in
einer Nebenhandlung endlich auch ein Beißer-Girl (Blanche Ravalec), die
aussieht wie die nazionalsozialistische Ausgabe von Pippi Langstrumpf.
Natürlich darf auch der Kampf im Wasser mit einer Riesenpython nicht
unerwähnt bleiben. Am Ende rettet dann MI6 und CIA im Doppelpack die
Welt, denn der gemeine Gangster hat doch echt vor Giftgas-Kugeln vom
Weltraum aus auf die Erde zu schießen. Soviel zum Plan, der natürlich
verhindert werden muss.
Wie bereits erwähnt: "Moonraker"
ist nicht aus einem Guss, es wechseln sich dämliche Einfälle mit tollen
Szenen ab und daher wirkt Bond im Weltraum etwas unausgegoren. Dennoch
mag ich "Moonraker" extrem gerne. Er hat eine unverkennbare persönliche
Note, ist total unterhaltsam Bonds Ausflug ins Weltall schwelgt immer
mal wieder im Superlativ und ist sowohl eigenständig und originell
geblieben. Er hat die Zeit gut überstanden.
Bewertung: 8 von 10 Punkten.
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