Sonntag, 30. Dezember 2018

Blade of the Immortal


Regie: Takashi Miike

Unsterblicher Schwertkämpfer....

Man mag es kaum glauben, aber der Samurai Film "Blade of the Immortal" aus dem Jahr 2017 ist Takashi Miikes 100ster Film. Herzlichen Gückwunsch...Der 1960 in der Präfektur Osaka geborene japanische Filmregisseur dreht seit den frühen 90er Jahren Filme und mit dem aussergewöhnlichen Bodyhorror-Movie "Audition" und dem Yakuza-Thriller "Dead or Alive" gelang ihm der internationale Durchbruch, der sich mit weiteren interessanten Filmen wie "Ichi der Killer", "The Call", "Crows Zero", "Sukiyaki Western Django", den Remakes zu den Samurai Klassikern "13 Assassins" (das Original stammt von Eiichi Kudō aus dem Jahr 1963) und "Hara-Kiri: Death of a Samurai" (Masaki Kobayashi drehte das Original im Jahr 1962), "Ace Attorney", "Big Bang Love Juvenile A" oder "Wara no tate - Die Gejagten" festigte.
Natürlich lässt es sich bei einem so hohen Arbeitspensum nicht vermeiden, dass sich auch mal ein paar Gurken unter seinen Werken befinden. Der 2015 inszenierte Trashie "Yakuza Apocalypse" oder der ein Jahr später realisierte "Terra Formars" sind jedenfalls wirklich nur eingefleischten Fans des Directors zu empfehlen.
Daher habe ich mich auch sehr gefreut, dass mit "Blade of the Immortal" nun wieder ein zugänglicherer Film des Regisseurs vorliegt. Viele seiner Filme sind ja gekennzeichnet von zeichentrickartigen, überzeichneten und oft obszönen Gewaltszenen mit dem Hang für abstrakte Blutbäder. Oft mit den Mangas verwandt, die Hauptfiguren sind Antihelden oder gnadenlose Verbrecher.
Und so ist auch der kampfstarke Samurai Manji (Takuya Kimura) nicht gleich der große Sympathieträger, der sich gleich einer Horde von Kopfgeldjägern stellen muss, die seine kleine Schwester Machi in ihrer Hand haben. Der Anführer zwingt ihn seine Schwerter abzulegen, dann wäre das Mädchen frei - doch in dem Moment als Manji seine Waffen streckt, tötet der Killer die Schwester. Seine Rache ist verheerend, er tötet alle seine Widersacher. Und er ist unbesiegbar. Eine Nonne namens Yaobikuni (Yoko Yamamoto) setzte ihm heilige Blutwürmer in seinen Körper ein. Diese Würmer machen ihn fast unsterblich, denn alle Wunden, die er in seinen Kämpfen davonträgt, regenerieren bzw. heilen sehr schnell wieder.
52 Jahre vergehen. Manji hält sich inzwischen wirklich für unsterblich und es ist inzwischen eine Bürde geworden. Als die kleine Rin Asano (Hana Sugisaki) ihn aufsucht, hat sie massive Rachegedanken. Denn ihr Vater wurde ermordet, vielleicht auch ihre Mutter, die verschwunden ist und mit dem Vater wurden alle Schüler von dessen Schwertkampfschule getötet. Der Mörder ist der androgyne Kagehisa Anotsu (Sota Fukushi), der die besten Kämpfer des Landes um sich geschart hat und die vielen konkurrierenden Schwertkampfschulen zu einer zu vereinen. Zuerst hat Manji wenig Interesse daran dem kleinen Mädchen zu helfen, doch das Drehbuch sieht natürlich vor, dass aus deb beiden ungleichen Helden ein gut harmonisierendes Gespann macht...





Dabei wandelt die Geschichte in Richtung Buddy Movie und ein bisschen wird man an "Leon der Profi" oder an "True Grit" erinnert. Doch Takashi Miike hat seine Geschichte mit vielen interessanten wendungen angereichert. So wird auch der Mörder zu einem tragischen Helden, der einem Verrat zum Opfer fällt. Und dessen Männer, die auf den Unsterblichen angesetzt werden, haben auch traurige Geschichten beizusteuern. So ist einer ebenfalls von Blutwürmern befallen, ein Anderer (Shinnosuke Mitsushima) erzählt bewegend die Geschichte, wie er als Bauer aufwuchs und was seine Motivation war ein Schwertkämpfer zu werden. Dabei wirkt "Blade of the Immortal" insgesamt etwas chaotischer als Miikes vergangene Samurai-Remakes. Die Dramaturgie insgesamt etwas holpriger, doch diesen kleinen Nachteil bügelt der Film wieder durch sein interessantes Dreiergespann an Kämpfern wieder aus.






Bewertung: 7 von 10 Punkten.

Memento

























Regie: Christopher Nolan

Eine anterograde Amnesie...

"Memento" ist ein Kriminalfilm, den man dem Neo Noir zuordnen kann - Christopher Nolan hat den Film im Jahr 2000 realisiert und wurde der erste Kinoerfolg des Regisseurs. An der Kinokasse spielte "Memento" fast 40 Millionen Dollar ein. Dabei arbeitet der sehr komplexe Film mit zwei Handlungssträngen, die sich durch die Optik unterscheiden. Während die korrekten Szenen in schwarz-weiß gehalten sind, laufen die farbigen Sequenzen für den Zuschauer zeitlich rückwärts ab. Dieses besondere Konzept ist für die Wirkung der Geschichte genial ausgearbeitet, denn der Zuschauer bleibt durchgehend - genauso wie die Hauptfigur der Geschichte - völlig orientierungslos. Alleine dadurch ergibt sich schon eine hohe Identifikation mit dem Mann, dessen Kurzzeitgedächtnis überhaupt nicht mehr funktioniert. Man hat dann das Gefühl genauso den Boden unter den Füßen zu verlieren.
Lenny Shelby (Guy Pearce) heißt der Mann, der sein Kurzzeitgedächtnis verloren hat, als er bei dem Versuch seine Frau von einem üblen Vergewaltiger zu retten, von dem Täter einen Schlag auf den Kopf bekommen hat. Seitdem hat der Ermittler für Versicherungsbetrug nur noch einen Gedanken: Er will den Mord an seiner geliebten Frau retten. Aber das ist extrem schwer, wenn man jedesmal nach dem Aufwachen wieder lernen muss, wer man ist, wo man ist und warum man genau dort ist. Er kann sich Ereignisse nicht mal 5 Minuten lang merken. Immerhin arbeitet Lenny mit einem ausgeklügelten System nicht den Faden bei seinen Ermittlungen zu verlieren. Er fotografiert mit seiner Polaroid Kamera Menschen, die er kennenlernt und macht dann auf den Fotos Notizen über diese Personen. Die wichtigsten Dinge hat er inzwischen auf seinem Körper tätowieren lassen. Er hat sich ein Appartment gemietet und immer wieder kommt ihm der Fall von Sammy Jankins (Stephen Tobolowsky) und seiner Frau (Harriet Sansom Harris) in den Sinn. Damals musste er herausfinden, ob der Zustand (Gedächtnisschwund) aufgrund einer physischen Verletzung auftrat oder ob die Amnesie psychischer Natur ist. Nach mehreren Tests, die Lenny durchführte, kam er zum Schluß, dass die Krankheit psychisch bedingt ist - damit konnte die Versicherung den Anspruch des Ehepaars abweisen. Doch diese Geschichte geht nach noch weiter. In einer weiteren Szene verabreicht Lenny seiner zuckerkranken Frau eine Insulinspritze. Eine Szene, in der sehr viel Dramatik steckt und die noch einmal später anders dargestellt werden soll. Durch die einzelnen Szenen, die zeitlich rückwärts laufen, kommt nicht nur Lenny dem Mörder seiner Frau jeden Tag ein bisschen näher - sondern auch der Zuschauer.
Er lernt mit Natalie (Carrie-Anne Moss) und Teddy (Joe Pantoliano) zwei Menschen kennen, die möglicherweise Helfer von Lenny sind. Es ist aber auch nicht ausgeschlossen, dass die beiden ein doppeltes Spiel spielen und auch nicht das sind, was sie vorgeben zu sein. Lenny wäre ja mit seinem Gedächtnisproblem das optimale Opfer für Manipulationen...



Mit diesen vielen Unsicherheiten kommt auch der Zuschauer nur Schritt für Schritt vorwärts und Nolan hat damit den Zuschauer in die Rolle von Lenny versetzt. Der gleiche Unsicherheitszustand bewirkt die Spannung des Films.
Man befindet sich damit permanent in einer Handlung, ohne deren Vorgeschichte zu kennen, wodurch es erschwert wird, das Gesehene zu ordnen und in Bezug zu setzen.
Natürlich ist "Memento" aber auch ein Film, der vom Hauptdarsteller Guy Pearce mühelos fast im Alleingang getragen wird. Für mich lieferte hier neben "L.A. Confidental" seine beste Rolle überhaupt ab. Das raffinierte Drehbuch erhielt gerechterweise eine Oscarnominierung. Christopher Nolan hat es gemeinsam mit seinem Bruder Jonathan selbst geschrieben. Auch Kameramann Wally Pfister bekam mit seiner herausragender Arbeit einen Popularitätsschub. Bei der BBC Umfrage über die besten Filme des 21. Jahrhunderts landete "Memento" sogar auf Platz 25, somit noch besser als Nolans "Dark Knight", der den 33. Rang belegt.




Bewertung: 9 von 10 Punkten. 

Donnerstag, 27. Dezember 2018

BlacKkKlansman

























Regie: Spike Lee

Black Power gegen Rassismus...

bwohl die Handlung des Films auf einer wahren Geschichte basiert, ist sie wesentlich dramatischer als die Ereignisse des Buches und der Zeitraum wurde verschoben. Auch der Zeitpunkt ist verändert. Während die Geschichte tatsächlich 1979 stattfand, hat Spike Lee seinen Film in den frühen 70s angesiedelt.
Lee machte auch aus dem Partner des verdeckten Ermittlers Ron Stallworth den jüdischen Polizeibeamten Flip Zimmermann. Während sich das erste Drittel des Films ziemlich exakt an die Fakten hält, ist das Bombenattentat eine Fiktion.
Sehr deutlich werden bei "BlacKkKlansman" vor allem die Bezüge zu der derzeitigen Politik von Präsident Donald Trump mit seinem sattsam bekannten Slogan "America first" und dies ist exakt auch das Credo des Ku Klux Klans, die im Laufe der Geschichte vom verdeckten Ermittler beobachtet wird. Da Ron Stallworth (John David Washington) aber dunkelhäutig ist, braucht er für seine Ermittlungen einen weißen Kompagnon. Die Wahl fällt auf den stoischen Flip Zimmerman (Adam Driver).
Immer wieder werden einzelne Sequenzen zum gezielten Schlag gegen den mächtigsten Mann der Welt. Trump wird nicht froh über diesen Film sein - aber die Filmschaffenden Hollywoods haben vielleicht nun die große Chance mit Spike Lees Film ein ganz konkretes politisches Zeichen zu setzen. So gesehen ist der Film, der bereits für einen Golden Globe nominiert wurde und auch vom AFI in die Liste der besten 10 Filme des Jahres aufgenommen wurde, alles andere als chancenlos.
Lee inzenierte dabei diesen Kriminalstoff sehr locker, immer mal wieder wählt er den Weg der Komödie, um die Geschichte dem Zuschauer näher zu bringen.
Es fängt alles damit an, dass im Jahr 1972 - trotz "Shaft" im Kino - ein dunkelhäutiger Polizist noch immer eine Seltenheit ist. Stallworth muss sich sogar offen rassistische Tendenzen beim Colorado Springs Police Department gefallen lassen. Aufgrund einiger Schikanen lässt er sich vom Archiv versetzen und wird Undercover Agent. Seine erste Aufgabe ist gegen die eigene Rasse gerichtet. Der Bürgerrechtler Kwame Ture (Corey Hawkins) hat eine Einladung von schwarzen Studenten bekommen. Er soll vor den Studenten sprechen und Stallworth, der mit einem versteckten Mikrophon ausgestattet wird, soll herausfinden, ob sich die Studenten vom radikalen Bürgerrechtler aufhetzen lassen bzw. ob Kwame die Studenten mit aggressiven Statements aufhetzt. Bei der Rede lernt Stallworth die sehr engagierte Studentin Patricia Dumas (Laurie Harrier) kennen. Die junge Frau setzt sich sehr stark für die Rechte der Schwarzen ein und sie würde nie mit einem Polizisten ausgehen, aber Stallworth verschweigt ihr seine wahre Tätigkeit.
Sehr spontan greift er ein paar Tage später in seinem Büro zum Telefon und wählt die Nummer der örtlichen Gruppierung des Ku Klux Klans. Er gibt sich als übler Rassist aus und am anderen Ende der Leitung ist Walter Breachway (Ryan Eggold) sehr interessiert daran diesen "echten Amerikaner" kennenzulernen und ihn für die "Organisation" zu gewinnen. In dem Moment kommt nun der Partner Flip ins Spiel, denn es wäre ja auch absurd, wenn sich der Rassist als Schwarzer herausstellt. So schleust sich Flip langsam aber sicher in die Organisation ein. Die neuen Freunde sind von ihm begeistert, man macht gemeinsam Schießübungen und hetzt gegen die Minderheiten. Doch der durchgeknallte Felix Kendrickson (Jasper Pääkkönen) ist misstrauisch. Er glaubt der Neue könnte ein Jude sein. Während die Rassisten sich immer wieder zum gemütigen Kaffee und Kuchen treffen, den Felix Frau Connie (Ashlie Atkinson) serviert, wird es immer offensichtlicher, dass ein Bombenattentat geplant ist.
Bei der telefonischen Anfrage nach einer Mitgliedskarte hat Ron eines Tages plötzlich auch den 'Führer David Duke (Topher Grace) in der Leitung. Der kündigt sein Kommen in die Stadt zu einer Initiation an. An diesem Tag findet auch zeitgleich eine Veranstaltung der schwarzen Studenten statt. Als Redner tritt dort Jerome Turner (Harry Belafonte) auf. Und der Klan will die Bombe zünden...




Spike Lee hat in seinem Film auch Ausschnitte aus großen Filmklassikern platziert. Die szene von "Vom Winde verweht" in der Scarlett O´Hara aufs Schlachtfeld von Atlanta läuft, inmitten von verwundeten und toten Soldaten. Auch eine Szene aus "Birth of the Nation" darf nicht fehlen. Dort wird ein Schwarzer vom Ku Klux Clan gelyncht. Spike Lee setzt eine Menge Denkanstöße in seinen Film, vor allem auch über das neue erstarkte Nationalgefühl. Alec Baldwin ist in einer Anfangsszene als White Power Extremist zu sehen und die Szene mit der Bombe ist fiebrig und elektrisierend. Sehr klasse auch die Tanzszene in der Disco - John David Washington und Laura Harrier goes Motown. Es sind immer wieder solche Szenen, die den Film dann als überzeichnete groteske Satire ausweisen. Dennoch ist dieses Feelgoodhafte Element immer wieder im Kontrast zum alltäglichen Rassismus des Landes. Beide Varianten spiegeln sich gekonnt.




Bewertung: 8 von 10 Punkten.

Mario

























Regie: Marcel Gisler

Schwule Fußballer....

Im bekannten Anti-Homophobie Fußballsong von Markus Wiebusch heißt es "Und der Tag wird kommen an dem wir alle unsere Gläser heben - Durch die Decke schweben, mit 'nem Toast den hochleben lassen - Auf den ersten, der's packt, den Mutigsten von allen - Der erste, der's schafft -Es wird der Tag sein, an dem wir die Liebe, die Freiheit und das Leben feiern - Jeder liebt den, den er will und der Rest bleibt still -Ein Tag, als hätte man gewonnen dieser Tag wird kommen".
Tatsächlich gilt der Fuballplatz noch immer als eine der letzten heterosexuellen Bastionen und ein schwuler Fußballspieler auch im Jahr 2018 ein Ding der Unmöglichkeit. Warum ? Weil sich natürlich keiner der ca 5 % fußballspielenden Jungs outet. Der schweizer Filmregisseur Marcel Gisler (F.est un salaud) hat sich in seinem Film "Mario" diesem heiklen Thema angenommen und es ist ihm ein sehr authentischer Film über die Praktiken im Profigeschäft gelungen, wenn bekannt wird, dass einer der Spieler eher Männer liebt.
Man fühlt sich irgendwie erinnert an die heilen 50er Jahre - dort musste Kinostar und Frauenschwarm eine Scheinehe eingehen, um das Image nicht zu gefährden. Das war vor mehr als 60 Jahren und doch scheint es so, als wäre beim Fußball die Zeit irgendwie stehen geblieben. Auf dem Platz stehen richtige Kerle, die von ihren Spielerfrauen angefeuert werden. Die letzte Sportart für den heterosexuellen Mann. Für Schwule ist da kein Platz und ganz bestimmt nicht beim anschließenden Duschen in der Kabine.
Max Hubabcher spielt den jungen Mario, der von einer Karriere als Fußballprofi träumt. Er spielt bei der U 21 der BSC Young Boys und hofft natürlich in die erste Mannschaft der Young Boys aufzusteigen. Die Chancen stehen gut - Mario wird von seinem Vater (Jürg Plüss) unterstützt, der selbst Fußball spielte, aber es nicht so weit brachte wie der Sohn jetzt. Auch die Mutter (Doro Müggler) freut sich über den sportlichen Erfolgs des Sohns. Eine richtige Freundin hat Mario noch nicht, aber er trifft sich oft mit Jenny Odermatt (Jessy Moravec), die er seit seiner Kindheit kennt. Eines Tages verpflichtet der Verein den jungen deutschen Stürmer Leon Saldo (Aaron Altaras) aus Hannover. Gleich beim ersten Spiel merken die Kameraden, dass der deutsche sehr gut spielt und vielleicht für die anderen Stürmer eine echte Konkurrenz in Richtung 1. Mannschaft bedeuten kann. Der Trainer merkt aber auch, dass Mario und Leon - trotz extrem unterschiedlicher Spielweise - sich prima auf dem Platz ergänzen. Man bietet den beiden Jungs an gemeinsam eine Spielerwohnung in der Stadt zu beziehen, man will, dass die beiden Fußballer noch mehr harmonieren. Die beiden Jungs kommen sich jedoch näher und bald sind Gefühle füreinander da. Mario ist besonders irritiert und hat noch mehr als Leon damit zu kämpfen als über diese unmögliche Liebe Gerüchte laut werden...



Das Ende ist realistisch und nüchtern. Marcel Gisler hat seine Liebesgeschichte gekonnt ausbalanciert. Es bleibt alles authentisch, das Gefühl kommt nicht zu kurz, aber die beiden jungen Männer müssen sich - sofern sie Karriere machen wollen - den Gesetzen des Fußballs unterordnen. Trainer, Sportchef und Berater agieren zwar politisch korrekt und geben sich liberal, aber keiner ist in der Lage diese ungeschriebenen Regeln zu durchbrechen. Ein HappyEnd scheitert, weil sich einer der Jungs für die Karriere, der andere für sein Glück entscheidet.




Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

Samstag, 22. Dezember 2018

Reise nach Indien



















Regie: David Lean

Adela Questets körperliche und seelische Krise...

Es war nicht James Ivory, sondern David Lean, der als erster Regisseur sich die Verfilmung eines Romans von E. M. Foster heranwagte.  Und "Eine Reise nach Indien" gilt eigentlich als das Meisterwerk des Schriftstellers, der 1970 im Alter von 91 Jahren verstarb.
Sein intensives Portrait eines großen Landes unter britischer Herrschaft verfilmte Lean sehr werkgetreu und trotz der imposanten Schauwerte vergaß Lean nicht auch die zeitkritische Komponente des Romans zu integrieren. Sehr präsent ist der latente Rassismus der Besatzer. Darüberhinaus erwacht auch langsam das Selbstbewusstsein der Inder. Durch das erlesene Schauspieler-Ensemble gelangen auch herausragende Figurenportraits. Wie in jedem Lean Epos nimmt aber auch die Umgebung, das Land eine große Rolle ein - Indien ist natürlich besonders geeignet für faszinierende und exotische Impressionen.
Leans letzter Film spielte bei einem großen Budget von 17 Millionen gute 27,2 Millionen Dollar ein und avancierte - ganz anders als der Vorgänger "Ryans Tochter", der 14 Jahre vorher entstand - wieder zum Kritikerliebling. Der Film wurde bei der Oscarwahl 1985 mit 11 Nominierungen bedacht. Somit gabs es im Vorfeld einen Gleichstand mit Milos Formans "Amadeus", der dann auch der große Sieger des Abends wurde. Immerhin gewann "Reise nach Indien" in den Kategorien Best Original Score (Maurice Jarre) und der Preis der besten Nebendarstellerin ging an die damals 78jährige Britin Peggy Ashcroft.
Die Geschichte spielt in der fiktiven indischen Stadt Chandrapore. Dorthin sind zwei britische Frauen unterschiedlichen Alters gereist. Die junge Adela Quest (Judy Davis) hat diese Reise deshalb gewagt, weil sie ihren Verlobten Ronny Heaslop (Nigel Havers) besucht - sie hat keine Rückfahrkarte gewollt, denn es könnte sein, dass sie bei ihm in Indien bleibt. Ronnys Mutter Mrs. Moore (Peggy Ashcroft) ist ihre Mitreisende. Der smarte Gentleman arbeitet als Friedensrichter in Britisch Indien. Sowohl Adela als auch Mrs. Moore wollen das richtige Indien kennenlernen. Doch das ist gar nicht so einfach, denn Briten und Inder leben sehr getrennt voneinander. Viele Briten fühlen sich als Herren des Landes und nehmen die Einheimischen nur als Dienstboten wahr. Natürlich haben Inder in den vornehmen englischen Clubs keinen Zutritt. Einzig und allein der Lehrer und Leiter der Hochschule Richard Fielding (Edward Fox) hat einen wesentlich hesseren Zugang zu den Indern, weil er aufgeschlossen genug ist. Diese Haltung gefällt den beiden Frauen und vor allem Adela ist enttäuscht, dass ihr Verlobter so ein arroganter Snob geworden ist. Durch Mrs. Moore lernt auch Adela den verwitweten Arzt Dr. Aziz (Victor Banerjee) kennen. Dieser organisiert für die beiden Ladys einen Ausflug zu den berühmten Höhlen von Marabar. Die Briten halten diese Höhlen mit ihren Echos für ein überbewertetes Event. Doch Dr. Aziz und der indische Professor Godbhole (Alec Guinness) behaupten, dass die Höhlen bei ihren Besuchern etwas auslösen. Tatsächlich wird sich dieser Ausflug schicksalshaft auswirken. Während Mrs. Moore einen klaustrophobischen Anfall erleidet, wandert Adela mit Aziz zu den höher gelegenen Eingängen. Dort erleidet auch Adela bei einem Alleingang in eine der Höhlen einen Zusammenbruch und sie ist danach überzeugt, dass Aziz versucht hat sie zu vergewaltigen...





Tatsächlich sind die Briten sofort von der Schuld des Inders überzeugt, er wird verhaftet und man kann davon ausgehen, dass der Ausgang des Prozesses bereits im Vorfeld feststeht. Nur Mrs. Moore und Fielding sind überzeugt von der Unschuld Azizs. Aber Adela bleibt bei ihrer Behauptung. In einer der besten Szenen des Films fährt Adela gleich nach der Ankunft in Indien mit dem Fahrrad davon - einfach um das Land kennenzulernen. Dabei verlässt sie die sichere Straße und fährt spontan einen Seitenweg entlang. Etwas weiter weg von der Zivilisation. Dort kommt sie bald an ein verfallenes Gebäude, wo sich auch einige erotische Statuen befinden. Sie ist sichtlich beeindruckt und faziniert. Doch die Stille wird vom Gebrüll einiger Affen unterbrochen. Dieses Gebrüll wirkt bald auch so als wäre eine unsichtbare Gefahr im Anmarsch. In diesem Moment besinnt sich Adela wieder und ergreift die Flucht. Eine sehr gelungene symbolische Szene für das Hauptthema des Films: Gefahren, die die fremde Kultur langsam offenlegt. Auch wenn Alec Guinness seine Rolle nicht mochte, doch nach meinem Empfinden ist sein Godbhole eine sehr wichtige Figur und er verkörpert sie sehr gut. Peggy Ashcroft hat m.E. völlig zu Recht den Oscar gewonnen.  Lean war natürlich immer mit den Landschaften beschäftigt und besessen von der perfekten Einstellung. Dennoch gelang es ihm, dem Film einen intimen Charakter zu geben.






Bewertung: 10 von 10 Punkten.