Regie: Roger Corman
Völlig unangepasst...
Roger Corman war ein ausgesprochener Meister für preiswerte Filme.
Sein 1966 gedrehter Rockerfilm "Die wilden Engel" kostete nur 360.000
Dollar und spielte anschließend an der Kinokasse 15,5 Millionen Dollar
ein.
Für Hauptdarsteller Peter Fonda war es eine der ersten Rollen. Drei
Jahre später wurde er durch die Hauptrolle in Dennis Hoppers "Easy
Rider" weltberühmt und man kann Cormans Film durchaus als Vorläufer von
Hoppers Kultfilm ansehen.
Aus heutiger Sicht wirkt vor allem das Lebensgefühl der damaligen
Zeit in dieser eher handlungsarmen Geschichte, denn in "Die wilden
Engel" dominieren natürlich die Harley-Davidson-Motorräder.
Als Co-Star war der Oscarpreisträger George Chakiris vorgesehen,
doch der war kein guter Motorradfahrer. Daher bekam Bruce Dern den
Zuschlag und durfte die Rolle von Loser spielen.
Der ist der beste Freund von Heavenly Blues (Peter Fonda), dem
Leader der Hells Angels San Pedro, Californien. Heavenly Blues ist ein
unangepasster Typ, noch viel mehr als sein Freund Loser, der bereits mit
Gaysh (Diane Ladd) verheiratet ist und hin und wieder mal nen Job hat.
Heavenly ist liiert mit der hübschen Mike (Nancy Sinatra), aber die
Beziehung steckt irgendwie in der Krise. Die beiden haben sich manchmal
nichts zu sagen.
Zwischen Drogen, Kämpfen, sexuellen Übergriffen und lauten Harley
Chopper Motoren - vermischt mit Bongotrommeln - fährt die gesamte Clique
der Angels nach Mekka, Kalifornien in die Wüste. Dort wollen sie nach
dem gestohlenen Motorrad von Loser suchen. Einer aus der Clique hat
herausbekommen, dass das Motorrad in einer Garage steht, in der sich
eine mexikanische Motorradgang aufhält. Es kommt natürlich zum Kampf.
den die Engel für sich entscheiden können. Nur dumm, dass die Polizei
auch dazukommt. Loser klaut eine Maschine der Polizisten und fährt
alleine davon. Er wird von den Polizisten aber hartnäckig verfolgt.
Einer der Polizisten stirbt bei dieser Verfolgungsjagd und bei einer
Straßensperre muss auch Loser kapitulieren...er wird zudem in der Rücken
geschossen und kommt auf die Intensivstation ins Krankenhaus. Heavenly
Blues hat den gewagten Plan seinen Freund aus dem Krankenhaus zu
entführen, er will ihn dabei gegen den Zugriff des Gesetzes schützen.
Doch diese Aktion ist für den Patienten äusserst belastend. Zudem wird
bei der Entführung eine Krankenschwester (Kim Hamilton) von einem
Gangmitglied vergewaltigt. Heavenly Blues kann die Vergewaltigung
beenden, doch für das Opfer muss es so aussehen, wie wenn er ihr
Peiniger war. Ohne die angemessene Behandlung gerät Loser in einen
Schockzustand und verstirbt. Doch Loser soll auf jeden Fall eine
respektvolle Beerdigung bekommen. Mit einer gefälschten Sterbeurkunde
wird eine Beerdiung in der ländlichen Heimatstadt Losers organisiert.
Doch als der Pfarrer seine Predigt startet, wird Heavenly Blues
ausfällig und die Zeremonie mündet in eine wilde Party mit Gewalt, Sex
und Nazisymbolen...
Am Ende wird die unangepasste Gang von Einheimischen mit Steinen
beworfen, die Polizeisirenen hört man in der Ferne und alles flieht. Als
Mike ihre Heavenly bittet abzuhauen, lehnt der ab und meint "Es gibt
keinen Ort, an dem ich gehen kann". So unterstreicht Corman am Ende noch
einmal die Unangepasstheit seines Protagonisten, der seinen Platz nie
finden kann. Damit befindet sich der Protagonist als Kind seiner Zeit.
Eine Zeit, in der die Jugend immer mehr aufbegehrte und bereit war
andere Wege zu gehen, bereit war zu experimentieren. Peter Bogdanovich
fungierte Roger Corman als Regieassistent.
Bewertung: 6,5 von 10 Punkten.
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