Regie: Josie Rourke
Zwei Königinnen, zwei Rivalen...
Die letzte Verfilmung über Maria Stuart, Königin von Schottland
liegt schon lange zurück. Auch wenn Shekar Kapur 2007 in seinem zweiten
Teil über "Elizabeth" diesen Konkurrenkkampf der beiden Regentinnen auch
mit einfließen ließ. Katharine Hepburn war 1936 auf der Leinwand die
schottische Monarchin, allerdings gelang dem britisch-kanadischen
Regisseur Charles Jarrot im Jahr 1971 die bislang bekannteste
Verfilmung. Kein Wunder, denn er hatte zwei der damals besten
Schauspielerinnen in seinem Film. Vanessa Redgrave war Maria Stuart und
die damals frischgebackene Oscargewinnerin Glenda Jackson mimte deren
Cousine Elizabeth. Bereits drei Jahre zuvor gelang Jarrot mit "Königin
für 1000 Tage" ein großartiger Historienfilm über das Schicksal von Anna
Boleyn, der für 10 Oscar nominiert wurde. Seine Verfilmung der "Maria
Stuart" kam immerhin auf 5 Nominierungen, wobei es damals schwer
nachzuvollziehen war, warum Glenda Jackson ignoriert wurde. Vanessa
Redgrave schaffte die Nominierung zur besten Hauptdarstellerin, sie
musste sich aber von Jane Fonda für "Klute" geschlagen geben.
Die Verfilmung aus dem Jahr 2018 kann ebenfalls mit zwei
hervorragenden Darstellerinnen punkten. Dabei gibt die irische
Darstellerin Saoirse Ronan eine perfekte Vorstellung. Sie ist genauso
jung wie Maria Stuart selbst, als sie in Schottland zur Königin
ausgerufen wurde. Auch Margot Robie als Elizabeth macht eine gute Figur.
Was die Verfilmung von Josie Rourke, der Leiterin des Donmar
Warehouse Theaters gut herausgearbeitet hat ist der Konflikt zweier
starker Frauen vor fünf Jahrhunderten, denen zwar eine ererbte Stellung
Macht gab, aber die es schwierig hatten ihre Stärke, Entschlossenheit
und Emotionen in einer von Männern dominierten Welt auszuspielen. So
werden die beiden Königinnen stark davon beeinflusst, was ihre Berater
und ihre Umgebung wollen. Dies treibt in einem Zeitraum von vielen
Jahren die beiden sich wohl gesonnenen Frauen zur Feindschaft, die beide
nicht verhindern können. Schuld daran sind die Religionskämpfe der
damaligen Zeit. Elizabeth ist Protestantin, Maria Stuart ist katholisch
und wird von den schottischen Protestanten sofort als Feindin angesehen.
So ist Marias Herrschaft gleich zu Beginn mit Konflikten übersäht. Der
Halbbruder James, Earl of Morey (James McArdle) ist Protestant und in
seiner Loyalität gegenüber der Königin sehr gespalten. Derweil macht der
Kirchenmann John Knox (David Tennant) Stimmung gegen seine Herrscherin.
Elizabeth wird von ihrem Berater William Cecil (Guy Pearce) dazu
genötigt, dass sie ihre Cousine mit Robert Dudley (Joe Alwyn) vermählen
soll. Eine Idee, die Elizabeth gar nicht gefällt, zumal Dudley ihr
Liebhaber ist. Doch Maria entscheidet sich den nicht gerade
standesgemäßen Lord Henry Darnley (Jack Lowden) zu ehelichen. Eine herbe
Enttäuschung, da der Gemahl größeres Interesse an Marias katholischen
Vertrauten David Rizzio (Ismael Cruz Cordova) zeigt. Von den englischen
Adligen wird Darnley irgendwann dazu genötigt seinen Liebhaber ans
Messer zu liefern, indem man vorgibt, dass dieser ein Verhältnis mit
Maria hat. Der Vertraute wird vor den Augen der Königin ermordet. Dieses
Ereignis scheint eine tragische Kettenreaktion zur Folge zu haben...
Vielleicht liegt es an der genialen Verfilmung von Jarrot, warum
mich diese neue Verfilmung nicht ganz so stark packt. Obwohl der Film
nicht schlecht ist, mit guten Darstellern aufwartet und auch Kameramann
John Mathieson seine Kunst beweist. Der Film spielte bei
Produktionskosten von 25 Millionen Dollar weltweit über 46 Millionen
Dollar ein und bei der Oscarwahl gabs zwei Nominierungen: Für die besten
Kostüme sowie für das beste Make-up, was sehr plausibel ist, wenn man
die gekonnte Verwandlung von Königin Elizabeth im Verlauf des Films
betrachtet. Irgendwann im Laufe der Geschichte bekommt sie die Pocken
und im späteren Alter maskiert sie ihr Gesicht.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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