Regie: Andreas Dresen
Baggerfahrer und Liedermacher...
Es ist nicht das erste Mal, dass Regisseur Andreas Dresen mit einem
deutschen Filmpreis geehrt wird - seine Biographie des Liedermachers
Gerhard Gundermann sahnte bei der Verleihung 2019 Preise in sechs
Kategorien ab. Neben Andreas Dresen wurde auch die Drehbuchautorin Laila
Stieler, Hauptdarsteller Alexander Scheer, Susanne Hopf fürs Szenenbild
und Sabine Greunig für die Kostüme ausgezeichnet. Auch der Hauptpreis
"Bester Film" ging an "Gundermann".
Mit "Nachtgestalten", "Halbe Treppe", "Sommer vorm Balkon", "Wolke
9", "Halt auf freier Strecke" und "Als wir träumten" schuf der 1963 in
Gera geborene Filmemacher bereits einige sehr wichtige deutsche Filme
der letzten Jahre.
"Gundermann" ist sowohl biographischer Film als auch Musikfilm - und nicht zuletzt eine Aufarbeitung über ein Leben in der DDR.
Der Liedermacher wird von Alexander Scheer gespielt und der
Zuschauer erlebt den Künstler als Baggerfahrer und Liedermacher in der
DDR und später nach dem Mauerfall auch im Hinblick auf seine Tätigkeit
für das Ministerium der Staatssicherheit.
Gerhard Gundermann, seine Freunde nannten ihn "Gundi" pflegte eine
asketische Lebensweise, er rauchte nicht und trank keinen Alkohol. Seine
Rolle als Spitzel kommentierte er wie folgt "Ich sehe mich nicht als
Opfer und auch nicht als Täter. ich habe mich mit der DDR eingelassen -
mit wem sonst ? - und ich habe ausgeteilt und eingesteckt. Und ich habe
gelernt. Deshalb bin ich auf der Welt".
Andreas Dresen war auch nicht interessiert seine Stasi-Tätigkeit zu moralisieren, der Regisseur wählte einen neutralen Weg.
In ausgewählten Episoden, die nicht immer chronologisch sind, lernt
man das Leben des Liedermachers und Baggerführers kennen, der immer
sagte, was er denkt. Durch seine Tätigkeit als Baggerfahrer gewinnt er
die nötige Inspiration für seine Lieder und Songs, sie handeln auch von
seiner Arbeit, dem Abbauen der Kohle. In seinen Songs hält er auch die
Widersprüche fest. Durch seine Arbeit mit dem Bagger wird die Erde
aufgerissen, trotz dieser wunderbaren Schönheit der Natur. Er ist ein
überzeugter Kommunist und wird deshalb von einem Führungsoffizier (Axel
Prahl) angeworben. Seine musikalische Karriere beginnt in einer
Werkband. Dort lernt er auch seine spätere Frau Conny (Anna Underberger)
kennen, die zunächst anderweitig liiert ist. Er gibt sich aber auch als
Weltverbesserer, einer der hofft. So ist es ein leichtes, dass der
Staatssicherheitsdienst an ihm Interesse zeigt. Im Grunde ist er zu
naiv, was er mit dieser Spitzelei auch anrichtet und erst nach der Wende
begreift er, was er seinen Freunden und Bekannten damit angetan hat.
In vielen Szenen begegnen sich die damaligen Freunde und müssen ihre Rolle als Opfer und auch als Täter definieren.
Dazwischen gibt es die Songs von Gundermann, gesungen von
Hauptdarsteller Alexander Scheer, der damit den Mut hat - ähnlich wie
Joaquin Phoenix als Johnny Cash die Songs selbst einzuspielen. Er behält
dabei den melancholischen Unterton dieser Songs bei, die eine sehr
persönliche Auseinandersetzung mit elementaren Themen wie Leben und Tod
haben.
Mit Sicherheit hat Andreas Dresen für einen Film der
Vergangenheitsbewältigung einen ganz neuen Weg gewählt. Es ist sozusagen
eine Geschichte, die das Leben schrieb.
Bewertung: 7 von 10 Punkten.
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