Mittwoch, 24. Juli 2019

Gundermann

























Regie: Andreas Dresen

Baggerfahrer und Liedermacher...

Es ist nicht das erste Mal, dass Regisseur Andreas Dresen mit einem deutschen Filmpreis geehrt wird - seine Biographie des Liedermachers Gerhard Gundermann sahnte bei der Verleihung 2019 Preise in sechs Kategorien ab. Neben Andreas Dresen wurde auch die Drehbuchautorin Laila Stieler, Hauptdarsteller Alexander Scheer, Susanne Hopf fürs Szenenbild und Sabine Greunig für die Kostüme ausgezeichnet. Auch der Hauptpreis "Bester Film" ging an "Gundermann".
Mit "Nachtgestalten", "Halbe Treppe", "Sommer vorm Balkon", "Wolke 9", "Halt auf freier Strecke" und "Als wir träumten" schuf der 1963 in Gera geborene Filmemacher bereits einige sehr wichtige deutsche Filme der letzten Jahre.
"Gundermann" ist sowohl biographischer Film als auch Musikfilm - und nicht zuletzt eine Aufarbeitung über ein Leben in der DDR.
Der Liedermacher wird von Alexander Scheer gespielt und der Zuschauer erlebt den Künstler als Baggerfahrer und Liedermacher in der DDR und später nach dem Mauerfall auch im Hinblick auf seine Tätigkeit für das Ministerium der Staatssicherheit.
Gerhard Gundermann, seine Freunde nannten ihn "Gundi" pflegte eine asketische Lebensweise, er rauchte nicht und trank keinen Alkohol. Seine Rolle als Spitzel kommentierte er wie folgt "Ich sehe mich nicht als Opfer und auch nicht als Täter. ich habe mich mit der DDR eingelassen - mit wem sonst ? - und ich habe ausgeteilt und eingesteckt. Und ich habe gelernt. Deshalb bin ich auf der Welt".
Andreas Dresen war auch nicht interessiert seine Stasi-Tätigkeit zu moralisieren, der Regisseur wählte einen neutralen Weg.
In ausgewählten Episoden, die nicht immer chronologisch sind, lernt man das Leben des Liedermachers und Baggerführers kennen, der immer sagte, was er denkt. Durch seine Tätigkeit als Baggerfahrer gewinnt er die nötige Inspiration für seine Lieder und Songs, sie handeln auch von seiner Arbeit, dem Abbauen der Kohle. In seinen Songs hält er auch die Widersprüche fest. Durch seine Arbeit mit dem Bagger wird die Erde aufgerissen, trotz dieser wunderbaren Schönheit der Natur. Er ist ein überzeugter Kommunist und wird deshalb von einem Führungsoffizier (Axel Prahl) angeworben. Seine musikalische Karriere beginnt in einer Werkband. Dort lernt er auch seine spätere Frau Conny (Anna Underberger) kennen, die zunächst anderweitig liiert ist. Er gibt sich aber auch als Weltverbesserer, einer der hofft. So ist es ein leichtes, dass der Staatssicherheitsdienst an ihm Interesse zeigt. Im Grunde ist er zu naiv, was er mit dieser Spitzelei auch anrichtet und erst nach der Wende begreift er, was er seinen Freunden und Bekannten damit angetan hat.
In vielen Szenen begegnen sich die damaligen Freunde und müssen ihre Rolle als Opfer und auch als Täter definieren.



Dazwischen gibt es die Songs von Gundermann, gesungen von Hauptdarsteller Alexander Scheer, der damit den Mut hat - ähnlich wie Joaquin Phoenix als Johnny Cash die Songs selbst einzuspielen. Er behält dabei den melancholischen Unterton dieser Songs bei, die eine sehr persönliche Auseinandersetzung mit elementaren Themen wie Leben und Tod haben.
Mit Sicherheit hat Andreas Dresen für einen Film der Vergangenheitsbewältigung einen ganz neuen Weg gewählt. Es ist sozusagen eine Geschichte, die das Leben schrieb.


Bewertung: 7 von 10 Punkten. 
 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen