Mittwoch, 10. Juli 2019

Green Book

























Regie: Peter Farelly

Rassismus 1962...

Bei der 91. Verleihung der Oscars am 24. Februar 2019 im Dolphy Theatre in Los Angeles ging Peter Farellys Überraschungskandidat "Green Book" als bester Film des Jahres hervor. Insgesamt erhielt das Plädoyer gegen Rassismus auch noch den Drehbuchoscar und Mahershala Ali erhielt erneut nach "Moonlight" die Trophäe als bester Nebendarsteller.
Die Geschichte, die Farelly in "Green Book" erzählt ist als Road-Movie konzipiert. Sie spielt im Jahr 1962 in einem Amerika, als die Rassentrennung noch existierte. Sie nimmt den Zuschauer mit auf die Reise, die der schwarze Jazz-Pianist Don Shirley (Mahershala Ali) mit seinem von ihm engagierten weißen Fahrer Tony Lip (Viggo Mortensen) in die Südstaaten unternimmt. Der hochtalentierte Pianist hat sich entschlossen auch in diesem rassistisch geprägten Teil der USA seine Tournee zu absolvieren. Shirleys Mitmusiker sind der Bassist George Dyer (Mike Hatton) und der russische Cellist Oleg (Dimiter D. Marinov), die allerdings ein seperates Auto haben. Die Tournee soll 2 Monate dauern und Tony, der kurz zuvor im New Yorker Club "Copacabana" der Mann für brenzlige Situationen war. Da der Club einige Monate wegen Renovierungsarbeiten schließt, entscheidet sich Tony die Rolle als Fahrer anzunehmen. Die letzte Show soll am 23. Dezember stattfinden, so könnte es sogar möglich sein, dass Tony an Heiligabend wieder zuhause bei seiner Frau Dolores (Linda Cardellini) wäre.
Als Schwarzer im Jahr 1962 in die Südstaaten zu reisen, ist leider nicht einfach. Denn nicht alle Hotels, Restaurants oder Unterkünfte nehmen dunkelhäutige Menschen auf. So fungiert der Reiseführer "Negro Motorist Green Book" als große Hilfe, denn der listet auf wo man willkommen ist.
Natürlich kommen sich die beiden ungleichen Männer auf dieser Reise näher und am Ende hat sich sogar eine Freundschaft entwickelt...





Somit ist Peter Farellys Film eine Weiterentwicklung von Stanley Kramers "Flucht in Ketten" und spielt ein paar Jahre später. Die Tragikomödie zeigt in vielen Episoden die alltäglichen Ungerechtigkeiten in einem von Weißen dominierten und bestimmten Land. Trotz der bitteren Bestandsaufnahme eines weit verbreiteten Rassismus, hat Farelly seinen Film auch als Feel Good Movie angelegt, denn die Freundschaft wird über diese Alltagswidrigkeiten gestellt. Durch diese Machart ist auch eine Ähnlichkeit zum französischen Blockbuster "Ziemlich beste Freunde" gegeben. Als Buddy Movie scheint dieser Oscarsieger wie "Driving Miss Daisy" zu sein, denn die etwas naive, aber dennoch effektive Prämisse, dass alles Übel in der Welt schon überwunden werden kann, solange sich Schwarz und Weiß über gesellschaftliche Hürden hinweg persönlich näherkommen und verstehen lernen, führt auch hier zum Erfolg.
In den letzten Jahren hat sich Hollywood durch die Siege von Filmen wie "12 Years a Slave", "Moonlight" und sogar "Shape of Water" redlich bemüht den Blick auf gegenwärtige Rassismen in der amerikanischen Gesellschaft ein Spiegelbild vorzuhalten. In "12 Years a Slave" ist eine zivilisatorische Verwahrlosung angezeigt. In "Moonlight" wird die schwarze Gemeinde selbst animiert aus sich selbst einen Heilungsprozess zu erwirken, indem sie die Fesseln verordneter Rollenmuster und Identitäten überprüft und sich denen sogar entledigt. Selbst "Shape of Water" getarnt als Horrormovie vom Monster aus der schwarzen Lagune ist wie "Green Book" ein starkes Plädoyer in der Toleranz gegenüber anderen Rassen oder Nationalitäten.
Bevor Viggo Mortensen, der zu Recht ebenfalls oscarnominiert war,  mit seiner Familie das Weihnachtsfest in New York feiern kann und seiner Familie auch den hochintelligenten Musiker vorstellen kann, müssen sie aber noch in Birmingham im US-Staat Alabama so weit von den ganz normalen Rassisten getrieben werden, dass sie das geplante Konzert platzen lassen. Statdessen hat der klasse Pianist einen spontanen Auftritt im Orange Bird Club, einem Schuppen mit ausschließlich schwarzem Publikum.





Bewertung: 8 von 10 Punkten. 

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